Die Höhlen bei Muggendorf waren Ziel einer Exkursion unter fachkundiger Leitung. Der Zugang war teils beschwerlich, doch die Einblicke in die Geologie waren die Mühen wert.
Es war ideales Herbstwetter, beste Voraussetzungen für die Teilnehmer der Wanderung rund um die Höhlen von Muggendorf. Ferdinand Haselmeier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Stempfermühlquellsystem Gößweinstein, freute sich über die Teilnahme von 20 Wanderfreunden aus nah und fern, darunter auch Urlaubsgäste aus Dresden und Hessen. Dabei zeigte sich, dass das Thema Höhlen alle faszinierte.
Vom Parkplatz am Sportgelände in Muggendorf ging es gleich steil bergaufwärts in Richtung Oswaldhöhle. Während des Aufstiegs informierte der Wanderführer, dass vor rund 170 Millionen Jahren sich die heutige Fränkische Schweiz auf der Höhe der Kanarischen Inseln befand.
Damals ereignete sich eine gewaltige Meeresspiegelschwankung mit einer Höhe von über 100 Metern. Dadurch wurden einzelne Landstriche völlig überflutet und direkt mit dem Wasser des Mittelmeeres verbunden. Da das kalte Wasser des Mittelmeeres mehr gelösten Kalk enthielt und sich mit dem warmen Wasser des damaligen Schelfmeeres vermischt hatte, kam es zu einer massiven Kalkausfällung und Ablagerung von Kalk auf dem Meeresboden. Das war die Geburtsstunde des Jura.
Anstrengender Aufstieg
Nach dem ersten anstrengenden Aufstieg wurde die Oswaldhöhle erreicht. Ein mächtiges Felsentor erwartete und überraschte die Besucher. Die 60 Meter lange durchgängige Höhle ist durch Korrosion aus zahlreichen Deckenspalten und Rissen gebildet worden. Da die zahlreichen, aber nur sehr unbedeutenden Deckenrisse durch neue Kalkausscheidungen verstopft wurden, so dass fast kein Tropfwasser mehr hindurchsickern konnte, findet man auch heute nur spärlichen Tropfsteinschmuck. Lediglich in den Wintermonaten kann man zahlreiche, aus Eis geformte Stalaktiten und Stalagmiten in allen Variationen bewundern.
Stark verändert
Weiter ging es bergauf zur etwa einen Kilometer östlich von Muggendorf entfernten Doktorshöhle. Die etwa 50 Meter lange Höhle erreichte man über einen fünf Meter mal drei Meter hohen Eingang. Die Höhle wurde nach ihrer damaligen Entdeckung durch Erschließungsarbeiten stark verändert. Die Teilnehmer konnten noch Reste des ursprünglichen und jetzt fossilen Tropfsteinschmuckes und einige Sinterbecken bewundern. Die Höhle wurde nach dem Muggendorfer Arzt Adolf Schauwienold benannt, der sie 1905 entdeckte.
Besondere Herausforderung
Eine besondere Herausforderung war der Besuch der Witzenhöhle. Nur über einen Steilhang abwärts konnte man zur 75 Meter über der Wiesent liegenden Höhle gelangen. Eindrucksvoll war auch hier der spektakuläre Höhleneingang. Friedrich Esper, Pfarrer und Naturwisssenschaftler aus Uttenreuth, bezeichnete sie um 1730 als "Witzerloch" und hielt sie für die "allerschauervollste, unfreundlichste und schröcklichste" Höhle der ganzen Gegend. Leicht schaudernd betrachteten die Besucher in der zweiten Höhlenabteilung den in der Mitte liegenden, mit einer Sinterdecke überzogenen Steinblock. Auf ihm sollen die slawischen Bewohner der Gegend von Muggendorf ihrem Gott der Gerechtigkeit und Rache, "Witte" genannt, Opfer dargebracht haben. Da man 1798 ein entsprechendes Götzenbild gefunden hatte, wurde die Höhle danach benannt.
Auf dem Bauch
Zurück in Richtung Oswaldhöhle gelangte die Wandergruppe zur Wundershöhle. Nur über einen kleinen Schluf (Engstelle) war der Zugang zu dieser Höhle, auf dem Bauch kriechend, möglich. Besonders interessant ist, dass die Wundershöhle in Verbindung mit der zuvor besuchten Witzenhöhle steht und diese durch einen sehr engen Gang zu erreichen ist.