Das Forsthaus in Reuth wird verkauft. Bis heute Mittag müssen die Gebote bei Wolfgang Bayer von den Staatsforsten auf dem Tisch liegen.
Hinter hohen Kastanien versteckt sich das prächtige Anwesen, in dem bis zum Sommer letzten Jahres die Revierförster residiert haben. Der Garten leuchtet grün. Ein Forsthaus wie aus dem Bilderbuch. Nun steht das Forchheimer Forsthaus zum Verkauf. Der Staat will das Objekt im Stadtteil Reuth meistbietend an den Mann bringen. Förster oder Försterinnen werden nicht bevorzugt. Nur mit der Höhe des Gebots steigen die Chancen, den prächtigen Ausblick aus dem wildromantischen Garten mit ein bisschen Glück schon bald genießen zu können.
Diese Lage, diese Aussicht "Ich bin schon gespannt auf die Gebote", sagt Wolfgang Bayer, der das Haus für die Bayerischen Staatsforsten verhökert. "Das ist schon ein Schmuckstück. Und dann die Lage, die Aussicht! Wo gibt es heute noch so etwas?", schwärmt Bayer beim Öffnen des Gartentürchens.
In den letzten Tagen war Bayer wohl häufiger im Forsthaus als in seinem Forstbüro, wo der 52-Jährige normalerweise Baumbestände und Festmeter verwaltet."Was ich hier schon für Leute rumgeführt habe. Der Wahnsinn." Wie auf Kommando erscheint eine Interessentin im Garten, der locker als Kulisse für Filme wie "Die Försterin vom Bodensee" herhalten könnte. "Ich habe das Schild gesehen. Und würde gerne das Haus sehen." Bayer strahlt und gibt der Dame schnell eine kleine Führung. Die Bausünden verschweigt er nicht. Der Betonboden vor dem Haus sei fast ein Frevel. Der Fußboden im Haus selber sei auch alles andere als chic. "Und dann gibt es nur eine Ofenheizung", sagt Bayer und zeigt auf einem schönen Kachelofen. Die Frau zeigt sich unbeeindruckt.
"Ich hatte schon einen Interessenten, der hat gesagt, seine Schwiegermutter würde das Schüren übernehmen", erzählt Bayer und kann ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Die Substanz sei freilich hervorragend. Dach und Fachwerk stabil, die Sandstein-Fassade sogar fachmännisch in den 90er Jahren saniert worden. Unters Dachjuché gelangt man über ein auffallend versiert geschnitztes Treppengeländer. Dort auf dem Speicher lagern noch ein paar Akten. Verstaubte Verwaltungspapiere aus alten Zeiten, in denen der Förster noch in seinem Revier leben durfte. Aus der Traum - seit der Forstreform.
Ein, zwei, drei ... deins? Zurück im Garten kann die Interessentin ihre Begeisterung nicht länger verbergen. "Ich glaube ich werde das Angebot noch einmal erhöhen", sagt sie. "Gerne", sagt Bayer.
"Pünktlich um 13 Uhr leere ich den Briefkasten." Die Frau nickt stumm. Wie viel wird sie wohl bieten für das Märchen-Haus ohne Heizung, grün umrankt von wahlweise 2100 oder 1300 Quadratmeter. Eine Million? Die Hälfte ? Ein paar Groschen sollte man sich für die Renovierung und Einrichtung schon aufsparen. Für einen Apfel und ein Ei wird der Staat das Haus nicht gerne hergeben, ist sich Bayer sicher. Ob er selbst davon träumt, ins Forsthaus einzuziehen? Bayer schüttelt den Kopf und meint wohl: Zu viel Arbeit. Aber gespannt ist er schon, welcher "Förster" bald in Reuth einziehen wird.