Forchheimer OB rettet Randalierer vor dem Ertrinken aus der Wiesent
Autor: Peter Groscurth
Forchheim, Montag, 12. Januar 2015
Der Forchheimer Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) hat in der Nacht zum Sonntag am Wehr seiner Mühle einen 24-Jährigen vor dem Ertrinken gerettet. Der junge Mann war nackt und befand sich auf der Flucht vor der Polizei.
Politiker halten nur schöne Sonntagsreden und handeln nicht entschlossen, wenn es dann einmal darauf ankommt? Von wegen! Forchheims Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) hat nun einem Mann das Leben gerettet.
Es klingt fast schon spielfilmreif, wie mutig, entschlossen und in welch ungewöhnlicher Situation Stumpf helfen musste: Mitten in der Nacht zog er nämlich einen nackten 24-Jährigen aus der eiskalten Wiesent, der vorher in der Innenstadt randaliert hatte.
Von der Brücke gesprungen
Aber wie genau kam es zu diesem Drama mit Happy-End? Polizisten hatten zuvor in der Nacht auf Sonntag um 0.20 Uhr einen Hinweis bekommen, dass ein Mann mehrere Autos in der Hornschuchallee
beschädigt habe. Ein Zeuge konnte der Streifenbesatzung den Täter zeigen. Der Chaot ergriff aber die Flucht vor den Beamten, rannte in Richtung Wiesentstraße weg und sprang von der Hundsbrücke in die Wiesent.
Dort wurde er von der starken Strömung abgetrieben und mitgezogen. Auf einem Plateau zog der Chaot sogar seine Kleidung aus, die wohl zu nass war und den Mann auf der Flucht behinderte. Auf Höhe der Kammerersmühle blieb er schließlich am Rechen eines Wasserkraftwerks hängen, kam nicht mehr aus eigenen Kräften aus dem Fluss, der eine zu starke Strömung hatte. Was der Flüchtige nicht wusste: Das Kraftwerk gehört Forchheims OB Stumpf. Der war nun von Bekannten wegen des Polizeieinsatzes aus dem Schlaf geklingelt worden. Stumpf berichtet: "Die haben mir erzählt, dass sich jemand in Lebensgefahr befindet. Ich habe mir meine Schlappen angezogen und bin zum Steg am Rechen vor dem Kraftwerk geeilt."
Dort erkannte der OB, wie gefährlich die Lage war. "Der Mann hing völlig entkräftet im Rechen, trug keine Kleidung mehr, antwortete mir nicht. Ich zog ihn heraus, brachte ihn danach zum Aufwärmen ins Turbinenhaus. Dabei sprach er die ganze Zeit kein Wort, so schwach war er. Dass er auf der Flucht vor der Polizei war, bekam ich erst später mit", erzählt der OB am Ort der dramatischen Geschehnisse.
Dort liegen auch jetzt noch die nassen Klamotten herum, die der Mann während seiner Flucht ausgezogen hatte. Fest steht: Der Randalierer hätte ohne Stumpfs Hilfe wohl keine Chance gehabt. Hintergrund: Die Beamten - mittlerweile verfolgten ihn sechs Mann - hätten nicht gewusst, wie sie zu dem Steg kommen, um den Flüchtigen aufs Trockene zu ziehen.
Stark unterkühlt
Nach der erfolgreichen Rettung kam der Mann - stark unterkühlt - ins Krankenhaus. Jetzt muss er mit einer Anzeige rechnen und zwar wegen Sachbeschädigung. Laut ersten Schätzungen sollen sich die Schäden an den Fahrzeugen auf etwa 3000 Euro belaufen.
Im Polizeibericht heißt es weiter: "Grund seines Handelns dürfte nach ersten Ermittlungen der Konsum einer sogenannten Kräutermischung sein." Ein Delikt, das aber von der Polizei nicht weiter geahndet wird - weil der Europäische Gerichtshof den Konsum derartiger Mischungen in einem Urteil nicht komplett verboten hat.
Und Lebensretter Stumpf? Der hat bisher nichts gehört - auch kein Dankeschön von dem Chaoten, den er aus der Wiesent zog.
Aber eventuell bekommt er dank seines Einsatzes bald Post aus München. Schließlich gibt es die Bayerische Rettungsmedaille und vielleicht darf sich Forchheims OB bald über diese Auszeichnung freuen. Der gibt sich aber ganz bescheiden und sagt: "Da muss man doch helfen, das ist ja selbstverständlich!"