Forchheimer Musiker hoffen auf neue Proberäume

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Milan Lukaschek ist Sänger und Gitarrist der Band The Variety Show. Gemeinsam mit Paul Schütz (Drums) und Nick Urbaszek (Bass) probt Lukaschek jeden Sonntag in diesem Raum. Foto: Roepert
Milan Lukaschek ist Sänger und Gitarrist der Band The Variety Show. Gemeinsam mit Paul Schütz (Drums) und Nick Urbaszek (Bass) probt Lukaschek jeden Sonntag in diesem Raum. Foto: Roepert

Die Stadt plant eine Kulturhalle. Die Band-Musik-Szene will an dieser Entwicklung teilhaben und hofft auf den Bau von Proberäumen. Um zu üben, nehmen die jungen Musiker in Forchheim bislang ziemlich widrige Umstände in Kauf.

Schon vor der Jahrtausend-Wende hatte die Musikinitiative Megafon eine Kampagne gestartet. "Obdachlos" hieß das Motto, erinnert sich Megafon-Sprecher Robert Hübschmann. "Die Sache ist schnell verpufft, doch das Thema ist hochbrisant geblieben."

Mit anderen Worten: Bis heute fehlt es den Forchheimer Musikern an Proberäumen. Der Gitarrist und Sänger Milan Lukaschek schätzt sich glücklich, mit seiner Band The Variety Show in einer Holzhütte auf dem ATSV- Sportplatz proben zu können. Die drei Blues-Rocker zahlen 50 Euro im Monat, um hier jeden Sonntag vier Stunden lang zu üben. Eine Heizung gibt es nicht, geschweige denn ein Bad. In der Hütte schimmelt es, aber immerhin gibt es Strom.

"So ein Raum ist selten frei"

Trotz der bescheidenen Umstände sind die Musiker von The Variety Show dankbar: "So ein Raum ist selten frei", sagt Lukaschek. Glück und Beziehungen hätten sie gehabt, die Mutter seiner Freundin habe den Kontakt zum ATSV hergestellt.

Doch da das Sport-Gelände 2016 mit Wohnungen bebaut werden soll, halten Milan und seine beiden Band-Freunde ab sofort wieder Ausschau. Vier oder fünf Bands gebe es in Forchheim immer, die auf der Suche nach einem Proberaum sind, so Hübschmanns Erfahrung. Der 48-Jährige hofft, dass der Bau einer Kulturhalle die Wende bringen wird: "Bisher fehlt eine grundsätzliche Akzeptanz von Basiskultur", sagt Hübschmann. Mit dem Bau von Proberäumen könne diese Akzeptanz entstehen.

Auch Milan Lukaschek träumt davon. "Wenn ich nicht träumen würde, wäre ich kein Musiker geworden", sagt der 20-Jährige. Als er neulich die Debatte um die Kulturhalle im Stadtrat verfolgte, wurde er allerdings arg ernüchtert: Die Bereitschaft, über eine Halle nach dem Vorbild des Erlanger E-Werkes wenigstens nachzudenken, sei "überhaupt nicht vorhanden" gewesen. Bei dem Thema Proberäume "vermisse ich das Engagement der Stadt", kritisiert Milan Lukaschek .

Fragen der Haftung und der Versicherung

Das könnte sich jetzt ändern. Der neue Jugendbeauftragte Josua Flierl will den Musikern beistehen. Kürzlich war der Nachwuchsmusiker Sammy Rüther in der Sprechstunde des CSU-Stadtrates aufgekreuzt: "Sammy hat mir das Problem eindrucksvoll geschildert. Als Metal-Band zu Hause proben, das geht eben mehr schlecht als recht." Das Problem, sagt Flierl, sei oft gar nicht der Raummangel. Was der Nutzung (beispielsweise der alten Stadt-Bibliothek) im Wege stehe, das seien Fragen der Haftung und der Versicherung.

Manchmal sind auch die Kosten zu hoch. Zwar gebe es unter Musikern die Bereitschaft, für die Räume auch zu zahlen, sagt Lukaschek. Aber, ergänzt Flierl, "30 bis 50 Euro pro Stunde, das ist für die jungen Leute nicht zu finanzieren."

Der Jugendbeauftragte appelliert, dass Leute, die günstig Räume vermieten können, sich bei ihm melden. Zehn Euro pro Stunde, das sei in der Regel machbar, meint Flierl. Er zeigt sich zudem optimistisch, was künftige Proberäume in der Kulturhalle betrifft. Bislang gebe es ja noch nicht mal eine Skizze von der Raumaufteilung, sagt Flierl.

Doch Megafon-Sprecher Robert Hübschmann ist diesbezüglich skeptisch: "Bei der Projektierung des neuen Kolpinghauses geht es um große Säle. Die eigentliche Kultur- und Jugend-Arbeit fällt vermutlich wieder gehörig unter den Tisch. Warum eigentlich? Warum ist Repräsentanz wichtiger als kulturelle Basisarbeit? Was will man denn präsentieren, wenn aus der lokalen Basis wenig nachkommen kann?" Nicht nur größere Städte wie Nürnberg und Erlangen hätten "die Basiskultur im Fokus", sagt Hübschmann; sondern beispielsweise auch ein kleiner Ort wie Herzogenaurach.

Musik in der Jagdhütte

"Fast in jedem Kaff rund herum sind die Auftrittsmöglichkeiten besser als in Forchheim", stellt Milan Lukaschek fest. Wie Robert Hübschman wünscht er sich ein "Proberaum-Zentrum". Solange es das nicht gibt, werden die Musikerkarrieren in Forchheim jener von Robert Hübschmann ähneln: Erst wurde im Elternhaus vom Schlagzeuger geübt; später im Pfarrgemeindezentrum von Verklärung Christi; im Gegenzug spielte die Band beim Jugendgottesdienst. Heute üben die "Megafoniker" in einer Art Jagdhütte.