Es gibt eine neue Trassenplanung. Anders als bisher ist nun der Landkreis Forchheim konkret betroffen. Das Kreis-Gremium spricht sich entschieden dagegen aus - und ärgert sich über die Vorgehensweise.
Heimlich, still und leise wurde ein neuer Plan entwickelt. Auf einmal soll eine Trasse mit 380 Kilovolt (kV) durch den Landkreis Forchheim laufen. "P44 mod" heißt die geplante Trasse, die online veröffentlicht wurde und nun den Kreisausschuss zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammenkommen ließ.
Aber von vorne: Seit 2012 werden in einem permanenten Entwicklungsprozess jährlich Netzentwicklungspläne aufgestellt, erklärt Reinhold Göller, Geschäftsbereichsleiter für zentrale Aufgaben im Landratsamt Forchheim. Die neuen Pläne für die Trasse des Netzbetreibers Tennet werden aber nicht an die Kommunen und Landkreise gesendet, sondern stehen online zur Einsicht bereit.
"Man bekommt keinen Anstoß, sich damit auseinanderzusetzen", erläutert Göller, "das ist auch ein Stück weit gefährlich, weil man schnell eine Runde übersieht."
"Ich find' das persönlich auch unmöglich", sagte Landrat Hermann Ulm (CSU). Die Unzufriedenheit über die Vorgehensweise zog sich durch, doch viel schlimmer als das Übergangenwerden wog die Idee, die bestehende Stromtrasse zu erweitern.
380 kV zusätzlich
Im November 2014 verabschiedete der Forchheimer Kreistag bereits eine Resolution zum letzten Entwurf. Der nun vorliegende Plan enthält eine Modifizierung der P44, die ursprünglich den Landkreis Forchheim nicht betroffen hatte. Die P44 mod ist keine Gleichstromtrasse, sondern eine mit 380 kV. Sie soll über weite Strecken die bereits bestehende Trasse nutzen.
Es müssten jedoch eventuell Zusatz-Leitungen aufgestellt oder höhere Masten gebaut werden.
Die Verwaltung des Landkreises hatte bereits vor Beginn der Sitzung eine Stellungnahme ausgearbeitet. In der ist unter anderem die Resolution aus dem Jahr 2014 enthalten.
Außerdem bezieht sie sich auf eine gemeinsame Stellungnahme der Landräte der Kreise Coburg, Lichtenfels, Bamberg und Forchheim sowie der Oberbürgermeister der Städte Coburg und Bamberg. Darin wird auch gefordert, dass eine Alternative erarbeitet wird, die auf innovative Technologien setzt.
Der Kreisausschuss debattierte über die Stellungnahme und war sich parteiübergreifend einig, dass es nötig sei, eine Stellungnahme abzugeben.
Kreisrat und MdL Thorsten Glauber (FW) betonte, man müsse sich Gedanken machen, wie man Aufmerksamkeit für die Sache bekommen könnte: "Wir sollten nicht nur Zuschauer sein und Trassen geplant bekommen."
Neuer Vorschlag der Grünen
Karl Waldmann (Grüne) hatte im Vorfeld der Sitzung einen anderen Beschlussvorschlag ausgearbeitet und präsentierte diesen dem Gremium. Er wollte nicht, dass die grundsätzliche Ablehnung der P44 mod in der Stellungnahme auftaucht. Deshalb drängte er darauf, Forderungen aufzunehmen, die greifen sollen, falls die P44 mod umgesetzt wird. Dazu gehörte unter anderem die Forderung, die bereits bestehende Trasse umzuverlegen, wenn sie Wohngebiete betrifft. "Es geht mir dabei um eine Verbesserung für die Bevölkerung", sagte Waldmann.
"Der Satz, dass wir die P44 mod nicht wollen, soll drin bleiben", fand aber Manfred Hümmer (FW).
"Ich will keine modifizierte Zustimmung, wie es der Kollege Waldmann vorschlägt, sondern eine aktive Ablehnung", betonte auch CSU-Kreisrat Edwin Dippacher. Auch für ihn war es nicht nachvollziehbar, dass man nur "auf gut Glück" auf solche veränderten Pläne aufmerksam wird. Reiner Büttner (SPD) stellte fest, dass die P44 in ihrer ursprünglichen Form aus politischen Gründen zur jetzigen P44 mod verändert wurde. "Daher ist es wichtig, dass wir uns ebenfalls politisch positionieren", sagte er, "wir wissen nicht, was kommt und sollten wachsam sein."
Auf eine kleine Änderung der vorgelegten Stellungnahme einigte sich das Gremium noch. Bei der Abstimmung gab es nur eine Gegenstimme - die von Karl Waldmann. "Wir vergeben die Chance, eine Verbesserung für die Bevölkerung rauszuholen", begründete er sein Abstimmungsverhalten.
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