Forchheimer Kolpinghaus: "Hier wurden große Sachen aufgeführt"

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Das Ehepaar Hofmann auf der Bühne des Kolpinghauses, wo Anneliese Hofmann als Mädchen Theater spielte. Foto: Roepert
Das Ehepaar Hofmann auf der Bühne des Kolpinghauses, wo Anneliese Hofmann als Mädchen Theater spielte. Foto: Roepert
1899 als Gesellenhaus erbaut, ist das Kolpinghaus auf dieser Postkarte (von 1900) noch ohne den südlichen Anbau zu sehen. Foto: Stadtarchiv
1899 als Gesellenhaus erbaut, ist das Kolpinghaus auf dieser Postkarte (von 1900) noch ohne den südlichen Anbau zu sehen. Foto: Stadtarchiv
 
Ein Bild aus jenen Zeiten, als der Kolpingsaal noch kulturelles Zentrum der Stadt Forchheim war. Foto: Stadtarchiv
Ein Bild aus jenen Zeiten, als der Kolpingsaal noch kulturelles Zentrum der Stadt Forchheim war.  Foto: Stadtarchiv
 

Das heutige Kolpinghaus wurde 1899 als Gesellen-Hospiz erbaut und war von Anfang an auch das, was es jetzt wieder werden könnte: Dreh- und Angelpunkt des Forchheimer Kulturlebens.

Sein Onkel und sein Vater hatten es noch das "Gesellenhaus" genannt, erinnert sich Stadtarchivar Rainer Kestler. Denn das 1899 errichtete Gebäude wurde als Hospiz für durchreisende Gesellen erbaut. Zum Kolpinghaus wurde es erst nach dem Krieg.

Was sich aber seit der Eröffnung im September 1900 bis in die 60er Jahre nicht ändern sollte: Das Haus neben der Gründelbach-Brücke war das kulturelle Zentrum der Stadt. Und das könnte es wieder werden. Im Februar wollen die Stadträte entscheiden, ob das prächtige Gebäude zum Kulturzentrum umgebaut werden soll.
Die Mitglieder der Kolpingfamilie sind angetan von der Idee.

Aktuell vermietet der Verein Kolpinghaus Forchheim e.V einen Teil des Gebäudes - unter anderem an eine Tanzschule. Vereinsvorsitzender Herbert Wolfrum sagt, dass "immer wieder Reparaturen anstehen". Die Kosten könnten durch die Mieteinnahmen gerade so gedeckt werden.
"Eine andere Nutzung ist deshalb sicherlich in unserem Interesse", sagt Wolfrum.

Brücke gesprengt, Haus getroffen

Anneliese und Baptist Hofmann, ebenfalls in der Kolpingfamilie engagiert, erinnern an die bewegende Geschichte des Hauses: Am Ende des Krieges war es durch die Sprengung der Gründelbach-Brücke massiv beschädigt worden. "Das Dach war teilweise abgedeckt, Fenster und Türen waren zertrümmert und die Fassade hatte Risse bekommen", sagt Baptist Hofmann.

Seine 1939 geborene Frau Anneliese weiß noch, wie sie Ende der 40er Jahre als Zehnjährige "im Haus rumräuberte". Sie war mit der Tochter des Wirtes befreundet. Außerdem stand sie als "Engel" auf der Kolping-Theaterbühne. "Hier wurden große Sachen aufgeführt. Schon meine Mutter hat hier Buffo-Rollen gespielt", erzählt Anneliese Hofmann.

Orchestergraben zugenagelt

Wenn Hausmeister Muhsin Aktas durch die Nebenräume und hinter die Bühne führt, wird der einstige Glanz spürbar - aber man sieht überall auch den Verfall. Die Küche wird seit den späten 60er Jahren nicht mehr genutzt. Der Zugang zum Orchestergraben ist zugenagelt.

Beinahe symbolisch wirkt der Bechstein-Flügel in der hinteren Ecke der Bühne: Das wertvolle Instrument hat seine Qualität eingebüßt und müsste saniert werden. Noch wird der knapp 400 Quadratmeter große Saal genutzt: Für Konzerte, Bälle und Hochzeiten.

Solche Veranstaltungen könnten auch in einem künftigen Kulturzentrum möglich sein. Doch bevor es entsteht, müsste man das 115 Jahre alte Gebäude "komplett entkernen, um was Gescheites draus zu machen", jst Herbert Wolfrum überzeugt. Und sein Kolping-Bruder Baptist Hofmann, der einst Kreisbaumeister war, meint: "Das Entscheidende ist jetzt, einen guten Architektenwettbewerb auszuschreiben."