Forchheimer Königsbad: Badefreude mit Barrieren

2 Min
Um zur Einstiegstreppe zu gelangen, muss Marga Bretfeld vorher am gesamten Schwimmbecken entlanggehen. Fotos: Barbara Herbst
Um zur Einstiegstreppe zu gelangen, muss Marga Bretfeld vorher am gesamten Schwimmbecken entlanggehen. Fotos: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 
Foto: Barbara Herbst
Foto: Barbara Herbst
 

Das Forchheimer Königsbad ist ein bedeutender Aufenthaltsort für behinderte Menschen. Wie ein Besuch von Marga Bretfeld zeigt, sind im Bad auch sieben Jahre nach der Eröffnung noch Mängel zu beklagen.

Wenn sie erstmal im Schwimmbecken ist, genießt Marga Bretfeld das einstündige Aqua-Jogging. Doch der Weg dahin ist beschwerlich.

Die 51-Jährige ist schwer gehbehindert, ihr Gang ist sichtbar instabil. Ohne Krücke käme sie nicht vom Eingang bis in Wasser. Ohne eine Begleiterin wäre für Marga Bretfeld der Besuch im Königsbad kaum vorstellbar.
Drei Mal wöchentlich geht sie schwimmen. Renate Hübschmann ist an ihrer Seite, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Offenen Behindertenarbeit Forchheim (OBA). Ohne Hilfe käme Marga Bretfeld lediglich durch den Haupteingang des Königsbades. Doch die wuchtigen Glastüren, die den Vorraum von der Umkleide, die Umkleide von der Schwimmhalle und die Schwimmhalle von der nächsten Halle und diese vom Freibecken trennen, stellen für die gehbehinderte Frau eine Art Hindernis-Parcours dar.

Auf dem Weg zum Schwimmbecken erzählt Marga Bretfeld vom "Stau, der sich häufig vor der einzigen Behinderten-Kabine bildet". Und dann zählt sie die Hindernisse auf, über die nicht nur sie sich ärgere: Die Spiegel, die zu hoch hängen und von Rollstuhlfahrer "gar nicht genutzt werden können"; die fehlenden Türöffner; die fehlende Halterungen für Krücken; der fehlende Einstieg an Bahn eins, der sie zwinge, am Becken entlangzugehen, um die Treppe ins Wasser zu erreichen.

"Völlig unsinnig ist außerdem, dass Bahn eins fast immer von den Schulen belegt ist", ärgert sich OBA-Mitarbeiterin Hübschmann: "Das wird so gemacht, weil es immer so gemacht wurde." Die Belegung der Bahn eins müsse dauerhaft geändert werden, fordert sie.

"Der Architekt hat nie vorher ein Bad gebaut, das merkt man", meint Marga Bretfeld. Das Glück der Menschen mit Handicap in Forchheim sei jedoch, dass das "unwahrscheinlich hilfreiche Personal" im Königsbad viele Barrieren wieder ausgleichen helfe.

Auch Renate Hübschmann, die im Namen der OBA eine lange Mängel-Liste zusammengetragen hat, betont beide Seiten: "Die Stadt Forchheim ist trotz der baulichen Mängel großzügig und bemüht, den Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am sportlichen Leben im Königsbad zu ermöglichen. "

So hätten etwa schwer gehandicapte Badegäste freien Eintritt und könnten eine Begleitperson ebenfalls kostenlos mitnehmen. Andererseits seien noch viele Verbesserungen nötig, reklamiert Hübschmann. Dass es keine zweite Umziehkabine mit einer zweiten Toilette für Behinderte gibt und dass die Brandschutztüren nicht mit Sensoren ausgestattet sind, das macht Renate Hübschamnn ungehalten. Sie erzählt von einem Frankfurter Architekt, der selbst behindert sei und sich darauf spezialisiert habe, Mängel auszugleichen, wie sie sich in Forchheim fänden.

Bäderchef Walter Mirschberger hat sich seit dem Bau des Königsbades im Jahr 2008 viel Kritik anhören müssen. Manche Klagen seien "absolut verständlich", räumt er ein. "Das mit der Toilette sehe ich genauso. Daher wird im Bereich der Umkleide eine zweite Kabine gebaut. Der Auftrag ist erteilt, die Teile sind bestellt. In sechs bis acht Wochen ist sie eingebaut."

Kritik an den Kritikern

Gleichzeitig kritisiert Mirschberger auch seine Kritiker, wenn es um die Barriere-Freiheit des Bades geht: Immer wieder würden "Notwendigkeiten übertrieben dargestellt". Beispiel Lifter. "Ich stehe zu der 10 500 Euro teuren Anschaffung, weil es einfach wichtig ist, dass so ein Lifter da ist. Aber ich weise auch darauf hin, dass er in einem Jahr, soweit ich weiß, nur einmal oder gar nicht genutzt wurde."

Mirschberger betont den kontinuierlichen Abbau von Barrieren. Das sei ja nicht nur wegen angeblicher Baufehler nötig, sondern weil sich die DIN-Normen für Behindertengerechtigkeit regelmäßig verändert hätten. Aktuell sei er damit beschäftigt, eine behindertengerechte Toilette für die Strandbar einzurichten. Auch die Infrarot-Kabine, die in der Testphase läuft, werde die Stadt "wahrscheinlich kaufen".
Bei zwei Themen lässt Mirschberger aber trotz OBA- Kritik nicht mit sich reden. Die Schwimmbahn eins werde den Schulen vorbehalten bleiben. "Die Schulen brauchen den vorderen Bereich wegen der Sprunganlage - keine Chance, das zu ändern." Und auch was die Sensoren für die Türen betrifft, macht er keine Hoffnung. "Das funktioniert nicht, die Luftfeuchtigkeit im Bad ist so hoch, da schmieren alle Sensoren ab." Nur in einigen Reha-Bädern gebe es diese Technik, sagt Mirschberger: "Der Kostenaufwand ist enorm hoch."