Forchheimer Firma macht Gebäude "schlau": Gründer warnt vor Sicherheitslücken
Autor: Ronald Heck
Reuth, Freitag, 28. Februar 2020
Mit Sprachbefehlen das Licht anknipsen, übers Handy die Wohnung heizen - Enertex aus Reuth entwickelt Lösungen für Gebäude. Doch der Gründer rät: Wer sich "smart home"-Technik ins Haus holt, sollte vorsichtig sein.
Wie schlau ist Ihre Wohnung? Das Haus von Michael Schuster in Reuth ist ganz schön "clever": Seine Markisen zum Beispiel fahren automatisch ein, wenn es regnet. Im Kinderzimmer öffnen sich die Jalousien genau so, dass seine Kleinen nie zu früh vom Sonnenlicht geweckt werden. Und als seine Frau einmal aus Versehen vor verschlossener Türe stand, zückte Schuster von unterwegs sein Smartphone und öffnete ihr per App den Hauseingang.
Dem promovierten Elektrotechniker war 2006 beim Hausbau in Reuth sofort klar: Gebäudeautomatisierung (auch Gebäudeautomation genannt) musste sein. Das Stichwort lautet "smart home" - ein "schlaues Zuhause" durch vernetzte Elektronik und digitale Technik.
Von Kuwait bis Kernreaktor
Der gebürtige Reuther hatte damals bereits seine eigene Ingenieur-Firma Enertex Bayern gegründet. Angefangen im Jahr 2000 im Dachgeschoss seines Elternhauses im Forchheimer Stadtteil, etablierte sich Enertex zum gefragten Ingenieurbüro in den Bereichen Energietechnik und Großtransformatoren.
Neben Aufträgen für die Medizintechniksparte bei Siemens arbeitete Michael Schuster unter anderem bei der Energietechnik-Infrastruktur des Flughafens Kuwait mit oder berechnete Simulationen für einen Kernfusionsreaktor.
Geräte, die miteinander sprechen
Doch 2006 setzte Schuster auf das Potenzial der Gebäudeautomation, Enertex spezialisierte sich auf den KNX-Standard. Grob gesagt: KNX ist ein geschlossenes Gebäudetechnik-System, das über ein Kabel-Netz innerhalb des Hauses/der Wohnung die Technik verbindet. "Eine Art genormte Sprache mit der die Geräte untereinander sprechen", verdeutlicht Schuster.
Über 480 Hersteller für Gebäudetechnik aus Deutschland und der ganzen Welt würden heute das KNX-System nutzen. Enertex war eine der ersten KNX-Firmen und das kleine Unternehmen aus Reuth habe sich in der Branche "einen Namen gemacht."
Im Enertex-Firmengebäude im Forchheimer Osten - unweit von Schusters Wohnung - entwickeln und fertigen 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die handgroßen Schaltzentralen/Rechner, Bedienelemente, Schalter oder auch Steckdosen für das "smart home". Jährlich produzieren sie rund 32 000 Schaltgruppen.