Forchheim: Stadt der verschuldeten Töchter

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Um das Leben in Forchheim zu organisieren, arbeitet die Stadtverwaltung mit einem weit verzweigten Netz privater Unternehmen zusammen. Foto: Josef Hofbauer
Um das Leben in Forchheim zu organisieren, arbeitet die Stadtverwaltung mit einem weit verzweigten Netz privater Unternehmen zusammen.  Foto: Josef Hofbauer

Der Beteiligungsbericht zeigt die weit verzweigte Aktivität der Großen Kreisstadt Forchheim in Unternehmen und Stiftungen. Das Wirtschaften mit den "Töchtern" und "Enkelinnen" der Kommune ist sehr kostenintensiv.

Um ihre Aufgaben erledigen zu können, arbeitet die Stadt mit vielen Unternehmen zusammen. Über Kapitaleinlagen ist die Kommune an diesen Unternehmen, etwa an der Klinik (seit 2001 ein Eigenbetrieb der Vereinigten Pfründner-Stiftungen) beteiligt. Der sogenannten Beteiligungsbericht legt darüber Rechenschaft ab. An vier "Töchtern" (GWS, WIR, Medical Valley GmbH und Stadtwerke) ist Forchheim unmittelbar, an sechs "Enkelinnen" (unter anderen Erdgas GmbH und Regnitzstromverwertung AG) mittelbar beteiligt.
Wichtig sei dieser Bericht deshalb, sagt Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), weil er den Vorständen, Geschäftsführern und Stadträten "die Möglichkeit zur Steuerung der Unternehmen gibt". Die Bürger hätten diesen Informationsanspruch, seien sie doch "in gewisser Weise die Geldgeber".
Im Fokus des Beteiligungsberichtes standen am Mittwoch die beiden städtischen "Töchter", die Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GWS) sowie die Stadtwerke. Der für das Beteiligungsmanagement zuständige Peter Zdravkovic wies auf den Entschuldungsprozess der beiden Töchter hin. "Hervorragend" verlaufe dieser Prozess bei den Stadtwerken.
Dagegen bezeichnete Zdravkovic die Schulden der GWS als "einigermaßen Besorgnis erregend". Ein Thema, das von Seiten der Politik "geregelt werden müsste". Dieser kritische Hinweis beziehe sich auf die Netto-Mieterlöse des Wohnungsbauunternehmens, erläuterte am Donnerstag GWS-Chef Alexander Dworschak. Diese Erlöse seien zu 45 Prozent durch Fremdkapital-Zinsen und Tilgungen belastet. Im Beteiligungsbericht heißt es dazu: "Dieser Wert muss in Zukunft beobachtet werden, da der kritische Wert bei dieser Kennzahl (50 Prozent) bereits annähernd erreicht ist".
Mit Dworschaks Worten vereinfacht ausgedrückt: Die GWS muss aufpassen, dass sie nicht zu viel Schulden macht, denn sie muss über die Mieteinnahmen die Schulden bedienen können. Der Zdravkovic-Hinweis sei berechtigt, sagt Dworschak: ,,Aber wir haben geordnete finanzielle Verhältnisse." Die GWS müsse auf eigenen Beinen stehen. Dies sei der Fall. "Wir schreiben keine roten Zahlen."
Auch Kämmerer Gerhard Haagen hält die Schulden der GWS nicht für Besorgnis erregend. "Seit der Konsolidierung im Jahre 2003 läuft die GWS alleine - und sie läuft einen guten Gang." Der Kämmerer betont, dass die Stadt zu 100 Prozent Gesellschafterin der GWS und der Stadtwerke ist und dass die Stadt in den letzten Jahren ein Drittel Schulden abgebaut habe.
Den Beteiligungsbericht im Finanzausschuss nahm Oberbürgermeister Franz Stumpf zum Anlass, auf den Stand der städtischen Gesamtschulden hinzuweisen. Die rund 22 Millionen Euro Schulden im städtischen Etat dürften nicht isoliert betrachtet werden. Die Schulden der GWS (gut 14 Millionen Euro) und der Stadtwerke (etwa 47 Millionen Euro) müssten mit einberechnet werden, betonte Stumpf: "Damit hat die Stadt Forchheim insgesamt 83 Millionen Euro Verbindlichkeiten."