Flüchtlinge finden Schutz in Gosberg

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Der 35-jährige Asylsuchende Mekona Taye Tamene aus Äthiopien hat seit vier Wochen in Gosberg eine neue Unterkunft gefunden. Fotos: Michael Gründel
Der 35-jährige Asylsuchende Mekona Taye Tamene aus Äthiopien hat seit vier Wochen in Gosberg eine neue Unterkunft  gefunden.   Fotos: Michael Gründel
Flüchtlinge wie Mekane führen in Gosberg ein Schattendasein.
Flüchtlinge  wie Mekane  führen in  Gosberg  ein Schattendasein.
 
Im Hinterhaus dieses Gasthofs leben derzeit 14 Flüchtlinge. Fotos: Michael Grünel
Im Hinterhaus dieses Gasthofs leben derzeit 14 Flüchtlinge. Fotos: Michael Grünel
 

14 Flüchtlinge wohnen seit einem Monat in einem Gasthaus. Das ist keine Dauerlösung, sagt das Landratsamt. Denn es kommen noch mehr.

"Seit drei Wochen bin ich hier. Mit meiner Frau und zwei kleinen Kindern", erzählt Adnan vor dem Gasthaus in Gosberg, in dem er seit drei Wochen vorübergehend eine neue Bleibe gefunden hat. Vor der Pension mit dem "Zimmer frei"-Schild im Fenster genießt Adnan bei einer Tasse Kaffee nicht nur die Sonne an diesem Nachmittag. Sicher ist es auch die Ruhe, die Geborgenheit vielleicht sogar, die dem Mann jetzt hier in Gosberg gefällt.
Adnan hat sich im Sommer auf den Weg gemacht, sein Heimatland an Euphrat und Tigris für immer zu verlassen. Im Irak sei es für ihn und seine Familie nicht mehr sicher gewesen, weil sie an Jesus Christus glauben und katholisch sind. Deshalb habe der 46-Jährige viel Geld bezahlt, damit man die Familie auf abenteuerlichen Wegen über die Türkei nach Deutschland bringt.

Das Schicksal von Adnan ist nur eines von vielen in Deutschland. Im September haben fast 6700 Erstantragsteller in Deutschland um Asyl gebeten. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Zuwachs von rund 28 Prozent, rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vor. Im Vergleich zum Vorjahr betrage der Zuwachs sogar rund 62 Prozent!

Sammelunterkünfte sind überfüllt


Die Flüchtlingswelle ist seit vier Wochen auch im Landkreis Forchheim angekommen. Das Landratsamt wurde informiert, dass der Kreis selbst nun auch Flüchtlinge aufnehmen muss.
Das geschieht immer dann, wenn die Sammelunterkünfte der Regierung von Oberfranken aus allen Nähten platzen. In der Forchheimer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber wohnen derzeit 46 Menschen. Da ist kaum Platz, um neue Flüchtlinge aufnehmen zu kommen. Zumal der Flüchtlingsstrom nicht abzureißen scheint.

Landrat Reinhardt Glauber (FW) musste innerhalb von einer Woche eine passende Unterkunft für 14 Menschen auftreiben. In Gosberg im Gasthaus Weisel habe man glücklicherweise geeignete Zimmer gefunden, erklärt Sprecherin Kathrin Schürr. Noch glücklicher ist man im Landratsamt darüber, dass die Bürger die Flüchtlinge im Ort akzeptiert und gut aufgenommen haben. Wenn auch nicht mit großem Helau und lauten Fanfaren. Aber immerhin seien die Menschen nicht auf die Barrikaden gegangen, als die 14 Flüchtlinge zwischen zwei und 59 Jahren am 4. Oktober in das Gosberger Gasthaus einzogen.

Adnan nimmt derweil noch einen Schluck von seinem Kaffee und sagt: "Wir sind alle froh hier zu sein." Mit seiner Frau und den zwei Kindern bewohnt er zwei Zimmer in der Gosberger Pension. Daheim im Irak hatte er einen Laden, erzählt er noch. Dann muss er zu seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen.

In einen kleinen Frühstücksraum in der Pension servieren Männer aus Äthiopien gerade den Kaffee. Am Ende des langen Tisches sitzt auch die Familie von Adnan. Der Kaffee ist heiß. Es gibt Milch und Zucker und drei Mahlzeiten am Tag. Außerdem 134 Euro Taschengeld im Monat. Mekona Taye Tamene hat 5000 Euro für den Flug von Addis Abeba nach Frankfurt ausgeben. Einen Tag später bat er um Asyl. Dann kam er nach Zirndorf. Gut, aber voll sei es dort gewesen. Und jeden Tag seien mehr Menschen angekommen. Jetzt ist er in Gosberg. Mit zwei Landsleuten teilt er sich ein Zimmer in der Pension.

"Ich will Deutsch lernen"


Er sei ein politischer Flüchtling. Habe sich in der Opposition zu stark engagiert, und musste deshalb seine Apotheke aufgeben und fliehen. In Gosberg gehe es ihm gut, sagt der 35-jährige Äthiopier. Ob ihm etwas fehle? "Ich will Deutsch lernen." Derzeit habe er nur eine Stunde Unterricht in der Woche. An den übrigen Tagen in der Woche sitze er in der Bibliothek. Hier gibt es nicht nur deutsche Bücher. Hier könne er auch kostenlos ins Internet, um mit der Heimat irgendwie in Kontakt zu bleiben.

"Mein ganzes Geld geht für Fahrkarten nach Forchheim drauf", sagt er in akzentfreiem Englisch, während draußen vor der Tür immer noch die Sonne scheint. "Ein Fahrrad wäre gut, dann könnte ich mir das Fahrgeld sparen", sagt er bei einem Spaziergang durch den Ort.

Lange werden die Flüchtlinge in Gosberg wohl nicht bleiben können. Gosberg sei keine Dauerlösung, bestätigt Sprecherin Kathrin Schürr. Das Landratsamt suche bereits nach einer geeigneten Unterkunft in Forchheim. Schließlich müsse der Landkreis wohl zum Jahreswechsel 30 weitere Flüchtlinge aufnehmen.