4000 Kilometer wird Kevin Friedens Wanderreise vom Nordkap bis Neunkirchen am Brand zählen. Der 22-Jährige will weg von Hektik, Lärm und Dauerberieselung.
"Ohne Geld vom Ende der Welt" - so benennt Kevin Frieden aus
Neunkirchen am Brand (Kreis Forchheim) sein einsames Abenteuer und seine Facebookseite. Er will vom Nordkap bis Neunkirchen laufen. Fast alleine.
Begleitet wird er nur von seinen beiden Schlittenhunden, den Alaska-Malamute-Weibchen "Namika" und "Akita". Werbung sieht er, wenn er aus dem Fenster schaut. Hektik und Werbung prägen, so meint der 22-Jährige, das Leben hier. Es ist die Ruhe und die Einsamkeit, die Kevin Frieden deshalb sucht und die er zugleich ein wenig fürchtet. Muss es deshalb gleich ein siebenmonatiger Marsch vom Nordkap aus sein?
Land der Seen
"Schon alleine die Landschaft mit den Seen wäre einen Umzug wert", schwärmt Kevin Frieden von seinem Trip durch Norwegen im vergangenen Jahr. Einfach abschalten wollte der junge Mann, der vier Jahre Dienst bei der Bundeswehr leistete und dann ein Jahr lang in der Finanzbranche tätig war.
Vieles im Leben dreht sich ums Geld, deshalb wollte er ohne Geld unterwegs sein. Mit seiner Freundin Sina fuhr er deshalb zum Nordkap. Das bedeutete oft stundenlanges Autofahren geradeaus, den Blick auf Wälder und Seen. Kein Mensch weit und breit. Geschlafen wurde im Auto und die Reise war für die beiden so schön, dass sie über Finnland und Russland nach Hause fuhren. 7000 Kilometer mehr hatte der Tacho danach angezeigt.
Der Fernwanderweg E1
"Mein Vater hat mir dann von dem Fernwanderweg E1 erzählt. Der geht vom Nordkap nach Sizilien", erklärt Kevin Frieden. Da entstand die Idee, diesen Fernwanderweg von Nordkap aus zumindest bis Neunkirchen zu laufen. "Als ich das erzählte, war mein Vater zunächst skeptisch. Nun ist er neidisch", erzählt Frieden lachend.
Der Vater, ein begeisterter Wanderer und Bergsteiger, wird wohl für zwei Wochen dazustoßen und den Sohn auf dessen Wanderung begleiten. Das Wandern liegt Kevin Frieden somit im Blut und der Dienst bei der Bundeswehr kommt ihm bei dem Abenteuer zugute.
24 Kilogramm schwerer Rucksack
Groß vorbereitet hat sich Kevin Frieden nicht mehr. "Die Hunde brauchen Bewegung. Ich laufe ohnehin täglich 20 Kilometer", sagt Frieden. Nur hat er jetzt immer einen Rucksack bei den Spaziergängen mit den Hunden getragen, um sich an das Laufen mit Gewicht zu gewöhnen. 24 Kilo wiegt sein gepackter Rucksack, gefüllt mit Hundefutter. "Damit es die ersten zehn Tage reicht", erklärt Frieden.
Das Essen, das er braucht, tragen die Hunde. Auch die beiden einjährigen Alaska-Malamutes haben einen Rucksack, der vier Kilo wiegt und mit Reis, Kartoffelbrei oder Suppentüten gefüllt ist. "Alles, was man mit Wasser vermischen kann", erklärt Frieden. Das Wasser dafür und zum Trinken nimmt er vor Ort. "Es ist das Land der Seen", sagt Frieden, der das saubere Wasser schon getrunken hat. Zur Sicherheit hat er einen Wasserfilter dabei. "Falls ich einmal aus der Pfütze trinken muss", erläutert der junge Abenteurer.
Einladungen via Facebook
Dazu wird es wohl weniger kommen, hat er doch über seine Facebookseite viele Einladungen bekommen. Von Deutschen, die in Norwegen leben, aber auch von Einheimischen, die auf Englisch Kontakt mit Kevin aufgenommen haben. "Sie fragen, ob ich vorbeikomme, und sagen, dass ich bei ihnen essen, duschen oder übernachten könne", berichtet Kevin Frieden.
Vor der stockfinsteren Nacht im Schlafsack hat er keine Angst. "In Norwegen ist Mittsommernacht. Da wird es nicht dunkel", erklärt der junge Neunkirchener. Seine Sorge gilt eher seiner Hündin, die zu der Zeit läufig werden könnte. Dass damit Wölfe angelockt und zu nahe kommen könnten, sind seine Gedanken.
Geld nimmt er nicht mit. Er plädiert für Minimalismus, will das vorleben. Und er will mit seinem einsamen Marsch die Menschen sensibilisieren, offener zu anderen zu werden. Die Anzahl der Einladungen auf Facebook zeigt, dass dies gelingen kann. Er will auch immer wieder etwas von seinen Erlebnissen posten.
Am Donnerstag früh um 4 Uhr macht er sich auf den Weg zum Nordkap, in einem VW Golf, Baujahr 1996, seine Hunde auf dem Rücksitz. Das Auto spendet er dann an eine Rettungsstation für Schlittenhunde. Die Mitarbeiter sollen Kevin Frieden dann die letzten 25 Kilometer bis ans "Ende der Welt" fahren, wo seine einsame Reise beginnen wird, die 4000 Kilometer weiter südlich im Januar in Neunkirchen am Brand enden soll.