Es gibt nicht viele Orte, an denen das Thema des Sterbens so dauerhaft präsent ist wie in einem Altenheim.
Um so wichtiger ist es, einen Aussegnungsraum zu haben. Nüchtern betrachtet, möchte keiner der Bewohner sein Zimmer für etliche Stunden mit einem Toten teilen. Ein Toter muss aber mindestens 24 Stunden liegen bleiben.
Auch möchte keiner der alten Menschen ein Zimmer beziehen, in dem stundenlang eine Leiche lag. Der wesentliche Grund für die Einrichtung eines Sterbezimmer ist aber die Pietät. "Wir wollen einen würdevollen Abschied und Übergang zum Beerdigungsinstitut haben", sagt Sascha Lerner, der Einrichtungsleiter des Seniorenheims St. Michael in Gräfenberg.
Geweihtes Kreuz
Der Aussegnungsraum ist schon immer im Keller und wurde nun neu ausgestattet. In dem kleinen gelb gestrichenen Raum ist ein Satinbett mit aufgestickten betenden Händen auf einem pult-ähnlichem Tisch aufgestellt. Zwei Kerzen brennen in Wandhaltern.
Dazwischen soll das geweihte Kreuz aus Holz, das die Schleinhofer Schnitzerin Monika Wölfel spendiert hat, aufgehängt werden. Ein weiteres Kreuz anstelle eines Bildes in dem Raum anzubringen: Das war die Idee der Pflegerin Christine Herzner. Eine Idee, die Heimleiter Lerner unterstützen konnte. "Ein Kreuz ist aus Holz und der Baum steht für Leben", sagt Lerner.
Das Kreuz ist eigentlich ein Korpus von schlichter Schönheit. Jesus streckt den einen Arm nach oben, der andere Arm ist waagrecht.
So hat auch das Kreuz im Sterberaum eine besondere Bedeutung. "Der vom Betrachter aus gesehene rechte Arm drückt aus: Ich befreie euch von Sorgen, bin frei", sagte Pfarrer Andreas Hornung in seiner berührenden Predigt bei der Einweihung des Aussegnungsraums. Doch das Kreuz hat noch mehr Symbolkraft: "Nicht mein Leiden, nicht mein Schmerz, nicht mein Tod", sagte Pfarrer Hornung.
Doch vor allem werden die zurückgebliebenen Angehörigen im besten Fall Kraft in dem Kreuz von Monika Wölfel finden, wenn sie in den stillen Minuten bei ihrem Angehörigen im Sterberaum würdevoll Abschied nehmen können.