Mitten im Mai lässt die Gemeinde Eggolsheim die Hecke an der Lias-Grube stutzen. Naturschützer sprechen von Frevel, Bürgermeister Schwarzmann von einem Beitrag zur Verkehrssicherheit. Wer hat recht?
Wann dürfen brütende Vögel aus ihren Nestern vertrieben werden? Nicht immer gibt es zu Fragen wie dieser eine einvernehmliche Antwort. Manchmal lassen sich die Interessen der Menschen und die von Tier- und Umweltschutz nicht in Einklang bringen. Dann muss eine Seite zurückstecken.
In Eggolsheim haben jetzt die Tiere und Pflanzen den Kürzeren gezogen. So sieht das jedenfalls Heinz Marquart.
Er ist lange Jahre Forchheimer Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN) gewesen. Es war am vergangenen Donnerstag, als er Eggolsheimer Gemeindearbeiter dabei angetroffen hat, wie sie eine Hecke zurückgeschnitten und teilweise sogar ganz entfernt haben. "Ich war entsetzt", schimpft Marquart. Er beruft sich in seiner Wut auf das bayeri sche Naturschutzgesetz. Dort steht in der Tat geschrieben, dass Hecken ausschließlich in der Tat zwischen 1. Oktober und 28. Februar geschnitten werden dürfen.
Mithin habe man also gegen das Naturschutzgesetz verstoßen.
Marquart stößt auf Unverständnis Dass sich die ganze Angelegenheit ausgerechnet an der Einfahrt zur Umweltstation Lias-Grube abgespielt hat, macht es für Marquart im Grunde noch schlimmer. "Ich bin zufällig mit dem Auto vorbeigefahren und habe die Arbeiter zur Rede gestellt", erinnert sich der Naturschützer. Er ist aufgebracht, immer noch.
Die Hecke war Anfang der 1990er-Jahre auf Betreiben Marquarts mit staatlichen Fördermitteln auf dem Privatgrundstück gepflanzt worden. Die Arbeiter jedoch hätten mit Unverständnis auf seine Worte reagiert. Noch Stunden später seien die Vögel orientierungslos über die Heckenreste gehüpft. Das berichtet Eduard Zöbelein, BN-Vorsitzender der Ortsgruppe Eggolsheim-Hallerndorf.
Er hat den Rückschnitt und seine Folgen ebenfalls in Augenschein genommen.
Eggolsheims Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) sieht die Situation dagegen völlig anders: "Normalerweise würde ich das in der Blüh- und Grünphase nicht vornehmen lassen. Aber hier bestand Handlungsbedarf." So traurig das für die Tiere auch sein mag.
Die Situation an der Lias-Grube ist in der Tat komplizierter, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Das räumt auch Naturschützer Marquart ein. Eine knappe Woche, nachdem Arbeiter die Hecke stutzten, steht fest: Größere Teile der Hecke an der Einfahrt der Umweltstation sind weg. Die Vögel, die darin möglicherweise genistet haben, haben ihr Zuhause verloren.
"Gewisse Verbesserung" Doch Tatsache ist eben auch: Der vermeintliche Umweltfrevel geschah nicht völlig ohne Grund.
Vor wenigen Wochen hat sich an ebenjener Stelle ein schwerer Unfall ereignet, bei dem ein Fahrradfahrer zu Schaden kam.
Der Fahrer des Unfallwagens hatte dem Radler die Vorfahrt genommen. Wohl auch deshalb, weil die hohe Hecke seine Sicht stark eingeschränkt hat. Damit derlei nicht noch einmal geschieht, hat Schwarzmann den Bauhof persönlich angewiesen, einen Teil der 60 Meter langen Hecke "auf den Stock zu setzen". Schwarzmann selbst war nach dem Unfall vorgeworfen worden, die Verkehrssicherheit in seiner Gemeinde viel zu lax handhaben. "Manchmal gehen die Menschen vor", wirbt Schwarzmann für Verständnis.
Er habe die Arbeiter angewiesen, die Hecke zuvor auf Nester zu untersuchen und darauf zu achten, möglichst wenig Schaden für die Natur anzurichten. "Was die auch getan haben", versicherte er. Derweil gibt Marquart zu, dass die Beschneidung der Hecke auch seine positiven Seiten hat. Die Sicht auf den Radweg habe sich verbessert.
Konkret spricht Marquart von einer "gewissen Verbesserung".
Doch es gibt da etwas, das ihm keine Ruhe lässt. "Der hintere Teil der Hecke wurde mit einer Motorsäge an der Seite bearbeitet", ärgerte er sich. Dafür hätte es keinen stichhaltigen Grund gegeben. Man hätte auch mit der Handsäge die störende Äste abschneiden können, und nicht gleich mit schwerem Gerät anrücken rücken. Den Tieren in der Hecke habe die Gemeinde jedenfalls damit keinen Gefallen getan.
Schwarzmann verweist dagegen auf die Radfahrer und ihren legitimen Anspruch auf einen sicheren Weg: "Die Hecke hat wegen dem vielen Regen bis auf den Radweg getrieben. Mich haben schon Fahrradfahrer deswegen angesprochen", sagt Schwarzmann. Marquart wundert sich allerdings schon ein wenig, warum die Hecke nicht schon im Winter gestutzt worden ist.
"Das wäre ein richtiger Zeitpunkt gewesen."
BN-Ortsvorsitzender Zöbelein habe die Gemeinde seinerseits rechtzeitig darauf hingewiesen. "Davon ist mir nichts bekannt", erklärte dagegen Schwarzmann. "Da gibt man staatliche Gelder aus, um die Natur zu fördern, und dann bleibt davon kaum etwas übrig", kritisierte Marquart weiter.
Keine Kompensation Früher sei die Hecke einmal 200 Meter lang gewesen. Dann mussten etliche Meter dem Radweg weichen. Nun fehlen weitere 16 Meter. Schwarzmann betonte, dass die Arbeiter die Hecke im Bereich der Einfahrt "nicht herausgerissen", sondern lediglich zurückgeschnitten hätten: "Sie soll in Zukunft kurz gehalten und nicht mehr so groß werden."
Kompensatorische Maßnahmen hält Schwarzmann für nicht notwendig. Marquart dagegen schon.
Mit staatlichen Fördermittel, also mit Steuergeldern hat da sich jemand auf seinem privaten Grundstück vor ca. 20 Jahren eine Hecke planzen lassen. Was der Staat alles subventioniert ist doch erstaunlich.
Wegen der Verkehrssicherheit wurde nun die Hecke nach einem Unfall gestutzt.
Damit wurde natürlich das Gleichgewicht, das Paradies der Ökoreligion, gestört und nun empört sich ein Politiker darüber. Die Natur, so die Politiker aller Parteien, hat ein Gleichgewicht welches einzig vom Menschen gestört wird. Dieses Aussage darf bei keiner politsichen Versammlung, keiner Predigt und in keinem Kinderbuch mehr fehlen.
Nicht Gleichgewicht, sondern Wandel ist die Grundlage der immerwährenden Erneuerung, die wir Evolution nennen. Wäre die Natur nicht zum schnellen Wandel fähig, gäbe es kein Leben auf diesem Planeten. Veränderungen haben Pflanzen und Tiere immer wieder zu neuen Anpassungen gezwungen.
Der gegenwärtige Zustand der Hecke ist nichts weiter als die Ausgangsbasis für den nächsten Zustand. Die Vögel finden schon wieder eine Heimat-Hecke. Genau so wie der empörte Poltiker und Ökoromantiker, der erst bei den Grünen ja zuhause war und mangels parteipolitischen Erfolgs sich nun bei den Schwarzen tummelt und eine neue politische Heimat gefunden hat.
...das es auf diese Welt noch Menschen gibt, die sich um wirklich wichtige
Dinge kümmern.
Nichts gegen brütende Vögel, aber es gäbe viel wichtigere Sachen, um die man
sich kümmern sollte.
Aber irgendwie muß man ja im Gespräch bleiben...