Eggolsheim sagt der Bahn den Kampf an

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Die DB durchkreuzt mit ihren Unterführungsplänen in Eggolsheim völlig die Vorstellungen der Gemeinde. Foto: Josef Hofbauer
Die DB durchkreuzt mit ihren Unterführungsplänen in Eggolsheim völlig die Vorstellungen der Gemeinde.  Foto: Josef Hofbauer
Plötzlich tauchte auch diese dubiose Absperrung auf. Fotos: Josef Hofbauer
Plötzlich tauchte auch diese dubiose Absperrung auf. Fotos: Josef Hofbauer
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Zwischen dem Markt Eggolsheim und der Deutschen Bahn verhärten sich die Fronten. Der Gemeinderat lehnt die Kreuzungsvereinbarungen ab und will Rechtsbeistand einholen.


Seit 1996 debattieren die Deutsche Bahn und der Markt Eggolsheim nun schon über die Auflösung von zwei Bahnübergängen und den Bau einer Bahnhofs-Unterführung. Fast zwei Jahrzehnte, gefüllt mit zahlreichen Abstimmungsgesprächen und verschiedenen Planungsvarianten. Im Jahr 2009 schließlich legte die Bahn einen ausgearbeiteten Planung vor, die eine große Unterführung vorsah. Diese Pläne, die das Ergebnis langwieriger Verhandlungen waren, hatte die Gemeinde damals nicht unterzeichnet, da die Frage nach vorgezogenen Lärmschutzmaßnahmen noch nicht geklärt war.

Alles bisher Besprochene ignoriert

Nun hat die Bahn neue Pläne vorgelegt, die alle bisherigen Abstimmungen mit dem Markt Eggolsheim ignorieren. Diese Pläne hatten schon im April für viel Zündstoff gesorgt. Wie es scheint, hat Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB) nun endgültig genug. Das wurde in der letzten Gemeinderatssitzung deutlich, in der die Ratsmitglieder über den Abschluss von Kreuzungsvereinbarungen mit der DB-Projektbau diskutierten. "Die Kreuzungsvereinbarungen werden vom Markt Eggolsheim nie und nimmer unterschrieben. Ich würde sie am liebsten öffentlichkeitswirksam verbrennen. Ob wir das tun werden, überlasse ich dem Marktgemeinderat", zitierte der Bürgermeister aus seiner E-Mail-Korrespondenz mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn (CSU).

Hintergrund war ein Termin mit dem Eisenbahn-Bundesamt, der nachgeholt werden sollte. Für Eggolsheims Bürgermeister sei jedoch die Zeit für "unkonkrete und nicht vorbereitete" Gespräche vorbei. "Das nutzlose Gerede kann man sich sparen."

In Folge des viergleisigen Streckenausbaus werden zwei Bahnübergänge aufgelöst. Ursprünglich sollte eine große Unterführung kommen, die auch Pkws und Busse benutzen können. Die Bahn will jetzt aber nur noch eine kleine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer bauen. Autos müssten in Zukunft einen 1,8 Kilometer langen Umweg fahren, wenn der Übergang am Bahnhof einmal wegfällt. Busse sollen dann mit Hilfe von Wendeschleifen am Bahnhof wenden können, die wiederum viel Platz wegnehmen, der eigentlich für Parkplätze vorgesehen ist.

Eggolsheim muss mit einer undurchsichtigen Kostensteigerung rechnen.

"4,05 Millionen Euro für eine gute Lösung im Vergleich zu 10,115 Millionen Euro für eine schlechte Lösung", fasste Schwarzmann die Zahlen zusammen. Die geplante Geh- und Radwegsunterführung und die notwendigen Wendeanlagen östlich und westlich der Bahn kosten 8,219 Millionen Euro (2,739 Millionen Kostenanteil Markt Eggolsheim). Dazu kommen 1,410 Millionen Euro nicht kreuzungsbedingter Kosten, die die Bahn zu tragen hat.
In einer zweiten Kreuzungsvereinbarung soll sich Eggolsheim darüberhinaus an den Kosten für die Beseitigung des landwirtschaftlichen Bahnübergangs beteiligen, wovon zuvor nie die Rede war (Gesamtkosten 1,896 Millionen Euro, Anteil Markt Eggolsheim 0,632 Millionen Euro).

Konkret hätte Eggolsheim bei der großen Unterführung einen Beitrag von insgesamt 1,35 Millionen Euro leisten müssen. Laut den neuen Planungen müsste die Gemeinde dagegen 3,371 Millionen Euro hinlegen. "Das ist inakzeptabel", wetterte der Bürgermeister. Wie die DB-Projektbau heute auf die drei- bis vierfach höheren Kosten komme, sei nicht nachvollziehbar. Klar sei nur, dass damals und heute derselbe Projektleiter die Hauptverantwortung trägt. "Das sind Zahlen, die derselbe Mann gemacht hat und die in Dimensionen spielen, die Wahnsinn sind", so Schwarzmann weiter.

Der Gemeinderat lehnt die Kreuzungsvereinbarungen ab und will sich rechtlichen Beistand einholen. Der Bürgermeister schrieb an Silberhorn, dass es dabei nicht um "Zumutbarkeit oder finanzielle Einsparungen geht", sondern vor allem um die "Arroganz einer Bundesbehörde gegenüber uns Gemeinden".

Derzeit sorgt übrigens noch eine weitere Angelegenheit am Eggolsheimer Bahnhof für Unmut. Vor wenigen Tagen sperrte die Bahn auf der Eggolsheimer Seite des Bahnhofs eine Freifläche mit Steinquadern ab. Diese war zuvor von DB-Kunden zum Parken genutzt worden. Beschwerden von erbosten Bürgern erreichen nun die Gemeinde. "Ich habe schon überlegt, den Bautrupp anzuweisen, die Steine zu entfernen. Aber das Grundstück gehört der Bahn", sagte der Bürgermeister vor dem Gemeinderat.

Die Gründe für die dubiose Absperrung sind nicht bekannt. "Vielleicht will man schon mal Fakten schaffen", mutmaßte Schwarzmann.

Von der Bahn kam nur die knappe Auskunft, dass es sich bei der besagten Fläche nie um einen gewidmeten Parkplatz gehandelt hätte. "Hat die Bahn denn kein Interesse daran, dass Kunden an ihre Gleise kommen?", fragte darauf Irmgard Heckmann (FW). Uwe Rziha (Ortssprecher Rettern) sagte: "Das ist keine Gemeindeverbindungsstraße mehr, sondern nur noch ein kleiner Fuß- und Radweg. Das hat nichts mehr mit Kreuzungsvereinbarungen zu tun. Die Bahn muss von sich aus einen Zubringer schaffen." Im Januar beginnt das Planungsfeststellungsverfahren. Vier Wochen lang werden die Planunterlagen im Eggolsheimer Rathaus ausliegen. Bürger haben in dieser Zeit noch Gelegenheit, Widerspruch einzulegen.