Beim Thema Elektromobilität im Landkreis Forchheim ergeben sich besondere Chancen für Tourismus, Gastronomie und Handel.
Die Technik ist ein alter Hut. "Elektroautos gab es bereits anno 1900 bei der Weltausstellung in Paris", erklärt Stefan Sablofski von den Stadtwerken
Ebermannstadt. In einem Fachgespräch zum Thema Elektromobilität bei den Stadtwerken verdeutlicht er: Gerade für den Tourismus, die Gastronomie und den Handel biete diese wiederentdeckte Technik große Chancen.
Der Klima-Manager Dominik Bigge vom Landratsamt Forchheim spricht von einem Systemwandel, hervorgerufen durch die E-Mobilität. Doch der Verbraucher müsse sich erst an die Nutzungsbedingungen gewöhnen. Besonders wichtig: Die Infrastruktur müsse geschaffen und ausgebaut werden - mit einem Konzept für die Ladestationen.
Die Anzahl der neu zugelassenen Autos im Kreis Forchheim mit 115 Elektro- und 250 Hybridfahrzeugen hält sich in Grenzen. "Der hohen Energie-Effizienz, den günstigen Verbrauchskosten und dem Klimaschutz stehen immer noch die eingeschränkte Reichweite und die lückenhafte Versorgung entgegen", bedauert Bigge. Andere Länder wie Norwegen seien hier wesentlich weiter. Dort sei bereits jetzt jedes dritte Fahrzeug ein Elektroauto. In Deutschland sollen bis 2025 etwa 15 Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge mit Elektroantrieb fahren.
Konkurrenzlos günstig
Während beim Benzin-Auto nur 40 Prozent der Energie für die Fortbewegung genutzt werden könnten, liege dieser Prozentsatz beim Elektroauto zwischen 95 und 98 Prozent. Hinzu kämen geringe Wartungskosten und die Reduktion des Schadstoffausstoßes. "Auf 100 Kilometer braucht ein Elektroauto umgerechnet 1,5 Liter Sprit, also maximal 4,20 Euro", versucht Bigge die Alternative zum Verbrennungsmotor schmackhaft zu machen.
Ein Umstieg auf die Elektromobilität bedinge aber auch eine grundsätzliche Änderung des Tankverhaltens. Bei Reichweiten um die 300 Kilometer seien wesentlich mehr Lade-Stopps notwendig als die Autofahrer das bisher gewohnt waren. Da sich die Hersteller bereits auf eine einheitliche Technik für die Ladevorgänge festgelegt hätten, mangele es nur noch an Ladestationen. Die Betreiber der Ladestationen hätten sich bereits zu einem Ladeverbund Franken mit über 40 Mitgliedern zusammengeschlossen. Allerdings gebe es noch verschiedene Autorisierungsverfahren an den Ladestationen.
Transparenz gefragt
Ziel sei es, dass sich Kunden aus anderen Regionen via Chipkarte oder Handy an den Ladestationen problemlos einloggen und Strom "tanken" können. Innerhalb des Landeverbundes soll eine einheitliche Preisstruktur für Transparenz beim Kunden sorgen.
Für die technische Umsetzung könnten die Stadtwerke Forchheim sorgen, informiert Dirk Samel, bei seinem Arbeitgeber zuständig für Energie- und Tarifoptimierung bei Geschäftskunden. Oberste Prämisse sei dabei eine umfangreiche Beratung. Nur so könne bei jedem Interessenten die für ihn passende Lösung realisiert werden. Von Interesse seien dabei auch die Fördermöglichkeiten. Aber da heißt es schnell zu sein. Das Interesse, sagt Dominik Bigge, sei riesig.
Kommentar
Der Tourismus in der Fränkischen Schweiz, insbesondere die Gastronomen, hat Klima-Manager Dominik Bigge als Nutznießer der Elektromobilität ausgemacht. Auch der Handel könne davon profitieren, findet Bigge, der deshalb die Vertreter dieser Branchen zu einem Informationsgespräch in die Räume der Stadtwerke Ebermannstadt eingeladen hatte.
Wenn die Urlaubsgäste ankommen, stehen deren Elektro-Autos erst einmal.Während die Ankömmlinge auspacken, könnte die Zeit genutzt werden, um das Fahrzeug wieder aufzutanken. "Wer hier zu den Ersten gehört, hat dabei auch noch einen kostenlosen Werbe-Effekt, denn so ein Service spricht sich schnell herum", argumentiert Bigge.
Bei der anvisierten Zielgruppe scheint sich das bislang aber noch nicht herumgesprochen zu haben. So war die Zahl der Teilnehmer an zwei Händen abzuzählen. Die Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, Sandra Schneider, hatte sich krankheitsbedingt entschuldigt. Leider hatte sie auch darauf verzichtet, einen Vertreter zu der Info-Veranstaltung zu entsenden. Ist dieses Thema nicht wichtig?
Die Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Andrea Luger aus Behringersmühle, glänzte ebenso durch Abwesenheit wie der Kreisvorsitzende Georg Hötzelein aus Regensberg. Wie wollen sie ihre Mitglieder davon überzeugen, in die Elektromobilität zu investieren und durch Stromtankstellen Gäste an ihr Haus beziehungsweise an die Region zu binden, wenn sie selber nicht informiert sind?
Oder ist die E-Mobilität in der Fränkischen Schweiz kein Thema? Dann fahren die Urlauber aber an dieser Region vorbei. Und verlorene Gäste wiederzugewinnen dürfte schwer sein.
So ist es mit der Elektromobilität zurzeit noch ein wenig so wie mit dem Gleichnis von den Hochzeitsgästen im Matthäus-Evangelium. "Kommt, ihr seid eingeladen, alles ist bereit", heißt es dort. "Doch die Gäste kümmerten sich nicht darum, sondern wandten sich ihren Geschäften zu." Die Frage ist nur: Wie lange noch?
solange das laden eines Elektroautos mehrere Stunden dauert, wird es keinen nennenswerten Umstieg geben.
Das Problem an der Sache ist nämlich, was machen die ganzen Laternenparker?
Da ist es nunmal unmöglich das Auto über Nacht aufzutanken.
Wenn jeder ein Elektroauto fahren würde, kann man es auch nicht mal schnell zu einer Ladestation fahren und dort auftanken... die dürften ja ständig besetzt sein.
So einfach wie sich die Politik und manche Leute das ganze vorstellen, ist es in der Praxis nunmal nicht.
Und da lass ich die Problematik der Haltbarkeit und die Kosten einer Neuanschaffung der Akkus ganz bewusst raus.