Döttls Erfahrungen in Gedichten

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Erich Döttl Foto: Pauline Lindner
Erich Döttl Foto: Pauline Lindner

Der frühere Heimatpfleger Erich Döttl aus Ebermannstadt liest ein Weihnachtsgedicht aus seinem Buch "Zum Grinsen, Grübeln, Gruseln". Für unseren Adventskalender am 23. Dezember öffnet er die Tür in der Koppenburgstraße 23.

Eine steile Straße führt den Berg hinauf, bis man die Koppenburgstraße 23 erreicht. Hier wohnt Erich Döttl. Von seiner "Kanzel" aus hat er einen wunderbaren Blick auf das nächtlich beleuchtete Ebermannstadt. Von hier aus hat er auch einen wunderbaren Blick auf die Menschen - tief unten im Tal. Er sieht sie mit ihren Vorzügen und ihren Schwächen.

Und manchmal packt er solche langjährigen Erfahrungen in Gedichte oder Prosastücke. Ein schöner Stapel Bücher sind so in einem langen Leben entstanden, zuerst als Direktor des Gymnasiums Fränkische Schweiz und später als Heimatpfleger. Und heute noch als gern gebetener als Vorleser.
"...man gar als Nikolaus brilliert, wenn man freundlich wird gebeten, im Kindergarten aufzutreten..." So hat Döttl es in Varianten selbst erfahren, vor allem als Nikolaus in der Familie, bekennt der 88-Jährige schmunzelnd.
"...dann trat ich als Solist hervor im örtlichen Posaunenchor...Ich trat als heiliger Josef an..." Es ist das Dramulett des allseits geschätzten, nicht Nein sagenden Vereinsmeiers.

Veröffentlicht hat es Döttl 2000 in seinem Buch "Zum Grinsen, Grübeln, Gruseln" und mit einer trefflichen Zeichnung versehen: einer Nikolausgestalt mit etlichen Knitterfalten.
"Ich habe es ,Stille Zeit' genannt; ich hätte es auch ,Stade Zeit' nennen können, denn ich bin zweisprachig aufgewachsen." Halb Staffelsteiner, halb Münchner ist er. Trotzdem ist er erstaunt, wie bereitwillig die Franken bayrische Literatur übernehmen, "den Ludwig Thoma zum Beispiel", spielt er auf die traditionelle Lesung in der Basilika Gößweinstein an. Und hängt durchaus kritisch an: "Hat man schon mal gehört, dass die Oberbayern einen fränkischen Autor oder Komponisten genommen haben?"


Döttl amüsiert es offenbar, "wie niedlich die Franken ein Vögerl finden", das eigene Vögala dagegen als derb empfinden. Ein paar kritische Worte über die Tracht kontra modisches Oktoberfest-Dirndl hängt er an. Und über "Trachtentümelei". Döttl kann und will sich nicht anfreunden mit irgendwelchen Einheitsgewändern: "Alle Männerjacken blau, alle Westen rot, so war das nie."

Doch dann liest er weiter: "...die Feier im Kulturverein bestritt ich beinah' ganz allein, ich musste hehre Texte lesen, bin selber ganz gerührt gewesen..." Ganz versöhnlich knüpft er nochmals an seine kritischen Worten von vorhin an. Man dürfe ihn keineswegs falsch verstehen, er lehne Tracht oder Weihnachtsfeiern nicht ab. "Das ist eine Zeit, in der das Kulturleben blüht, in der sich viele Menschen einbringen, Musik machen oder Theater spielen." In seinem Text steckt deshalb auch viel Lob und - Nachsicht.

Auch mit der Weihnachtsfeier im Sportheim"...man bechert unterm Weihnachtsbaum". Mit einem schweren Kopf für seinen Weihnachtsaktivisten tut er das ab. Der Kopf summt dem tapferen Manne schon vor lauter Weihnachtslieder, todmüde schleppt er sich in die Christmette und pennt ein. Aber Döttl lässt ihn in der Schlusszeile sagen: "...wenn wieder Weihnachtskerzen brennen, bin bis zum Letzten ich bereit zum Einsatz für die ,Stille Zeit'!"