Auch den Kirchengemeinden im Landkreis setzen zwei Entwicklungen besonders zu. Nicht nur die Zahl der Pfarrer sinkt, sondern auch die der Gläubigen.
Die Kirche ist im Umbruch: Es gibt immer weniger Priester, weniger pastorales Personal und ja, auch weniger Gläubige. Die Zahlen sind nicht rosig und fordern eine Struktur- und eine Seelsorgereform. Vieles wird künftig wohl ohne Pfarrer gehen müssen.
"Die Erzdiözese hat sich entschieden, eine Politik der Transparenz zu fahren", sagt der Forchheimer Pfarrer Martin Emge. In der Praxis bedeute das mehr Meinungsbildung und mehr Beteiligung oder grob ausgedrückt zweierlei: eine Strukturreform und eine Seelsorgereform. Die Gemeinden müssen auf die sinkenden Zahlen reagieren und ihre Strukturen anpassen. "XXL-Gemeinden sind aber nicht geplant", sagt Harry Luck, Pressesprecher der Erzdiözese Bamberg.
Bis 2019 sollen Konzepte entstehen, die bis 2022 umgesetzt werden sollen. Derzeit entsteht auch ein neuer Pastoralplan, der den künftigen Gegebenheiten angepasst wird. "Wir rechnen damit, dass es statt 90 künftig 45 bis 50 Seelsorgebereiche geben wird", informiert das Bistum.
Pastorale Mitarbeit
Auf dem Land würde die künftige Größe einer Gemeinde dann 12 000 Katholiken umfassen, 17 000 Katholiken betrage die Gemeindegröße in der Stadt. Ein pastorales Team sind für diese Einheiten vorgesehen.
"Ein Team besteht aus einem leitenden Pfarrer, einem mitarbeitenden Priester, beispielsweise ein Pfarrvikar, und drei hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitern", erklärt Martin Emge. Das Ziel sei es, funktionsfähige Seelsorgebereiche zu schaffen.
Das zentrale Pfarrbüro wird dort sein, wo der leitende Pfarrer ist; außen präsent sind dann seelsorgerliche Ansprechpartner. Wie die Form der großen Einheiten aussieht, können die Pfarreien mitbestimmen. "Für die notwendigen Veränderungen gibt es keinen Masterplan aus Bamberg, der den Gemeinden übergestülpt wird. Sondern es wird an jeder Stelle basisorientiert geschaut, was sinnvoll und nötig ist. Jede Gemeinde wird selbst entscheiden, ob sie selbstständig bleiben, kooperieren oder - was eher selten vorkommen wird - fusionieren will", sagt Luck. Die Fusionierung zu einer einzigen Pfarrei sei das "Maximalmodell", wie es Pfarrer Emge nennt. Möglich ist auch, dass die Pfarreien einen gemeinsamen Seelsorgebereichsrat, der Entscheidungskompetenz hat. Eineinhalb Jahre haben die Pfarrer nun Zeit, zu schauen, mit welchen Nachbarn sie zusammenarbeiten können.
"Dabei können Dekanats- und Regionengrenzen überschritten werden", sagt Emge und nennt einige mögliche Beispiele. So könnte Neunkirchen am Brand zum Beispiel Bubenreuth mit ins Boot holen. Neunkirchen ist Dekanat und Landkreis Forchheim, Bubenreuth gehört zum Landkreis Erlangen- Höchstadt.
Frage des Amtssitzes
Hallerndorf dagegen könnte sich mehr Richtung Hirschaid und Buttenheim orientieren und Forchheim selbst, das bisher aus drei Seelsorgebereichen besteht, könnte zu einer Stadtkirche werden. Ein Pfarrer wäre der leitende Pfarrer, die beiden anderen die mitarbeitenden Priester.
Wer, das werden die Pfarrer untereinander klären. Wenn die Grundentscheidung gefallen ist, wird Bamberg entscheiden, wo der Amtssitz ist. Neu hinzu kommt, dass die Seelsorgebereiche von Verwaltungsfachkräften unterstützt werden. Das wird eine spürbare Entlastung für die Geistlichen. So können Gesamtkirchengemeinden entstehen, die die Buchhaltung oder das Immobilienmanagement bündeln.
Neue Formen
Wichtig ist Pfarrer Emge aber vor allem, dass sich im liturgischen Bereich einschneidende Veränderungen ergeben werden. Die Messeangebote werden reduziert, Gottesdienstbeauftragte stärker eingebunden, Liturgien ohne Priester gefeiert. "Nicht bei jeder Fahnenweihe der Feuerwehr wird eine Messe dabei sein", zeigt Emge auf, wie diese Veränderungen in der Praxis aussehen werden.
Denn neben der Strukturreform wird es auch eine seelsorgerliche, eine geistliche Reform geben. Die Gläubigen werden in den geistlichen Prozess mitgenommen. Kirche war bisher mit dem Kirchenraum lokalisiert. Doch: "Wo lässt Gott neue Formen von Kirche wachsen?", fragt Emge und gibt selbst die Antwort: im Kindergarten, im Krankenhaus, in Behinderteneinrichtungen. Überall entstehen kleinen Kreise, Initiativen, die vor Ort versuchen, Kirche zu sein. Das kann ein kleiner Gebetszirkel sein, eine Wallfahrtsgruppe oder ein Basteltreffen - ohne Pfarrer.
"Das neue Gesicht besteht aus mehreren kleinen Facetten, die alle Kirche sein dürfen", erklärt Emge. "Die Kirche ist nicht dort, wo der Pfarrer ist, sondern dort, wo der Heilige Geist ist", sagt Emge. Der Pfarrer begleitet dann diese Gruppen, taucht immer wieder auf, macht Mut oder anders gesagt: "Der Pfarrer leitet die Herde." Was in der Hand des Pfarrers bleibt, sind die sakramentalen Dienste.
"Mündiges Christsein"
Die Eucharistie, die Krankensalbung, Kommunion oder Trauung. Diesen Umbruch findet Pfarrer Emge nicht als bedrohlich, sondern vielmehr Potenzial, wo es vorher versteinert war. Es ist eine Herausforderung, die mündiges Christsein fordert. "Wenn wir Kirche wollen, müssen wir etwas dafür tun. Es ist ein Prozess des Suchens", sagt Emge.