Die Kerzen in der Siechhauskapelle bei Forchheim brennen immer

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Die Siechhauskapelle Fotos: Pauline Lindner
Die Siechhauskapelle  Fotos: Pauline Lindner
Lydia Höfner Foto: Pauline Lindner
Lydia Höfner Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 

Seit vielen Jahren kümmert sich das Ehepaar Höfner um die Siechhauskapelle an der Weggabelung westlich der alten Regnitzbrücke in Forchheim. Sie wird gern von Schiffstouristen besucht.

In der Karwoche rufen die Ministranten mit ihren Kleppern zum Gottesdienst, auch die aus Burk und Buckenhofen. "Wir Klepper buben trafen uns immer an der Siechhauskapelle und kämpften", erinnert sich der Burker Werner Höfner.

Soweit hätten die Buben nicht gehen müssen, denn Buckenhofen endete einige hundert Meter weiter nördlich und zu Burk gab es auch eine große Baulücke.

In der Kapelle findet nur mehr alljährlich eine Maiandacht statt. Und jedes zweite Jahr führt die Fronleichnamsprozession der Buckenhofner bis dorthin, zu einer gewissermaßen exterritorialen Station, denn die Kapelle war Teil einer Siechenstiftung, die in Forchheims Vereinigten Pfründnerstiftungen aufgegangen ist.

In einem der Häuser wohnen heute Werner Höfner und seine Frau Lydia, eine geborene Böhm. Das Ehepaar kümmert sich um die Kapelle.
Tag für Tag sperren sie sie gegen neun Uhr auf und gegen 19 Uhr wieder zu. Und dafür, dass Kerzen brennen, sorgen sie auch. "Wir freuen uns, wenn Besucher auch mal eine Kerze spenden", sagt Höfner.


Abseits des Verkehrs


Seit der Straßenverkehr über die Adenauerbrücke fließt, liegt der Bau aus dem 19. Jahrhundert abseits. Das war früher ganz anders: Wollte man aus Forchheim nach Burk oder Buckenhofen, musste man die Regnitz auf der Brücke aus dem 16. Jahrhundert queren. Unmittelbar danach teilt sich der Weg.

Genau in der Gabelung steht die Kapelle unter zwei Linden. Dahinter befindet sich ein Wohnhaus mit Garten, das immer noch nach seiner ursprünglichen Bestimmung das Siechhaus heißt. "Das ist nicht das älteste Haus für Leute mit ansteckenden Krankheiten", weiß Nachbarin Höfner. Als im 30-Jährigen Krieg das erste im Altstadtsüden abgebrannt war, baute man ein neues, aus hygienischen Gründen weit weg von der Stadt.

Um dieses Siechhaus herum entstanden einige Anwesen. Das Haus von Höfners Großeltern, die auch das Fischrecht in der Regnitz hatten, auf Burker Gemarkung; ein landwirtschaftliches Anwesen, das den Hausnamen Regnitzbruckziegler wahrscheinlich nach dem Beruf des Erbauers trägt, auf der Forchheimer Seite. In den 50er-Jahren kamen noch die nebeneinanderliegenden Einrichtungshäuser Böhm und Kraus (heute Fischer) dazu. Ein isoliertes, winziges Wohnviertel, das sogar einen eigenen Luftschutzraum hatte. Bei Fliegerangriffen, so weiß Lydia Höfner von ihren Eltern, riefen die Hausbesitzer Stöhr ihre Nachbarschaft zu sich in den tiefen Keller unter dem Siechhaus.

Mittelpunkt der Mini-Siedlung war die Kapelle. Deren Geschichte hat die Nachbarin immer schon interessiert. Deshalb bat sie den Sachverständigen für Kunst und Antiquitäten, Josef Dettenthaler, um Auskunft. In der Denkmalliste ist nur vermerkt, dass sie im neugotischen Stil erbaut ist. Da in Buckenhofens Ortsmitte eine fast baugleiche Kapelle existiert, die 1872 erbaut wurde, schließt Dettenthaler daraus, dass die Siechhauskapelle etwa zur selben Zeit errichtet wurde.

"Fußgänger, Radfahrer und Touristen, die mit dem Schiff anlegen, schauen immer wieder vorbei", beobachtet Höfner seit vielen Jahren. Ein Ort der Stille, nur wenige Meter von der vielbefahrenen Straße entfernt.

Abends parken viele Autos der Besucher eines Fitnessstudios.im Umfeld. Ein Blick ins Innere würde ihnen zeigen, wie liebevoll Lydia Höfner das Kirchlein schmückt. Im Sommer stellt die Stadtgärtnerei den Blumenschmuck, weiß auch Kämmerer Gerhard Haagen als Chef der Pfründerstiftungen. "Vor vielen Jahren kamen wegen der Kirchenpflege die Schwestern vom Katharinenspital extra vorbei", erinnert sich Lydia Höfner.