Die Leichtigkeit des Reisens: Mit dem Reiseführer "Fränkische Schweiz" in der Tasche zeigt sich das "Gebürg" noch immer von seiner schönsten Seite. Weil das Buch vor 30 Jahren einen kleinen Skandal auslöste, ist es heute noch "Kult".
Im "Mainstream" wollte Michael Müller nie mitschwimmen. "Individuell reisen" - das war und das ist sein Credo. Für seine Überzeugung ist der gebürtige Ebermannstadter früher fast "gesteinigt" worden. Warum? Müller hatte 1984 etwas ungeheuerliches getan. "Ich habe negative Dinge über die Fränkische Schweiz in meinem Reiseführer angesprochen", erzählt Müller.
Kritisch hat sich Müller damals nicht über Landschaft und Leute, sondern über Politiker im allgemeinen und deren falsche Zukunftsstrategien im besonderen ausgelassen. In Zeit "schönfärberischer Heimattümelei" wollte Müller ein "kritisches Buch" schreiben, das auch "unbequeme Themen" nicht aussparen sollte. Das "Establishment" in der Fränkischen war über so viel neuen Wind "not amused". Die Leser dagegen seien von dieser "unerwarteten Heimatliebe" begeistert gewesen.
Immerhin hat sich der "Führer" bis heute bereits über 60 000 Mal verkauft.
Von der Ferne in die Heimat
Wie Michael Müller überhaupt dazu gekommen ist, praktische Reiseführer zu schreiben? "Am Anfang stand die eigene Reise." Nicht in die Fränkische. Da ist er schließlich aufgewachsen. In Ebermannstadt. War dann ein Hippie in der Hugenottenstadt. Kein Theoretiker, sondern ein Praktiker der Flower-Power-Bewegung. "Ich habe die Käfer der Studenten in Erlangen repariert", erzählt Müller. Die Ferne lockte ihn also. Portugal war angesagt. Ein Trip ans Ende des Kontinents musste es schon sein. Tipps vom Reisenden für Reisende. Luxus-Infos sucht man vergeblich. Die praktischen Hinweise sind für "Traveller" mit kleinem Geldbeutel und großem Entdecker-Herzen geschrieben. Das Erfolgskonzept hat der bekannte Reisebuch-Autor und -Verleger beibehalten. Und auf seine Heimat übertragen. Gemeinsam mit dem bekannten Journalisten Hans-Peter Siebenhaar aus Thurn bei Heroldsbach hat Müller den ersten Individualreiseführer über die Fränkische Schweiz geschrieben. "Bei allem Fernweh liebten wir unsere Heimat abseits der damals allgegenwärtigen Engstirnigkeit und Spießigkeit", schreibt Müller im Vorwort der aktuellen Ausgabe.
Heute ist der Band aus dem Michael Müller Verlag ( www.michael-mueller-verlag.de ) ein Klassiker, der mit der Zeit noch reifer geworden ist. Unkritischer. Die umfangreiche Aktualisierung der zehnten Auflage hat der Forchheimer Journalist Mike Wuttke übernommen. Der liebevollen aber nicht treudoofen Haltung zur Heimat ist auch Wuttke treu geblieben. "Leider will immer noch jeder Bürgermeister sein eigenes Gewerbegebiet", sagt Wuttke bei der Präsentation des aktuellen "Fränkische-Schweiz-Buchs" im Gasthof Feiler ( www.hotel-feiler.de ) in Muggendorf. Vor 30 Jahren hätte Müller nicht hierher geladen. Zu fein, zu etepetete. Heute ist er gern hier. Zum Genießen. Weil die Küche nicht mehr auf Sterne, sondern regionale Köstlichkeiten setzt.
Schönheit ohne Bettenburgen
Versöhnt hat sich Müller offensichtlich auch mit dem touristischen Establishment. "Wir wollen die Landschaft erhalten für Urlauber und zukünftige Generationen", sagt Sandra Schneider von der öffentlich finanzierten Tourismus-Zentrale, die nicht auf "Bettenburgen" setzt, sondern die "Schönheit" bewahren will.
Umkrempeln will auch Michael Müller seine Heimat nicht. "Wir haben uns geändert, die Fränkische Schweiz hat sich (zum Glück nur ein wenig) geändert." Für ihn sei die "Fränkische" bis heute ein Juwel, das seinesgleichen sucht. Bewahren will Müller diese Kulturlandschaft mit "Öko-Empfehlungen". Mit einem grünen Blatt sind im Buch besonders nachhaltige regionale Wirtschaftsbetriebe wie beispielsweise Hofläden symbolisch gekennzeichnet.
Freilich könnte Müller noch mehr auf "Lonely Planet" - die englische Variante für Rucksack-Touristen - machen und über die Party-Locations informieren. "Aber die gibt es nicht in der Fränkischen Schweiz. Die fehlen halt leider."
Psssst! Vorsicht: Geheimtipps!
Geheimtipps gibt es dagegen in Hülle und Fülle. Und der ehemalige Redaktionsleiter des FT, Mike Wuttke, kennt sie nur nicht alle, sondern verrät sie sogar (fast) alle. Wuttkes Geheimtipp aus dem Unteren Wiesenttal ist beispielsweise das Forsthaus Schweigelberg, 20 Fußminuten nordwestlich im Staatswald zwischen der oberen Wiesent und dem Ailsbachtal ( http://www.forsthaus-schweigelberg.de ). Na dann - viel Spaß beim Entdecken!