Der Kampf ums Wasser in der "Fränkischen"

2 Min
In diesem Hochbehälter speichern die Stadtwerke Forchheim das Trinkwasser für den Osten der Königsstadt. Foto: Stadtwerke Forchheim
In diesem Hochbehälter speichern die Stadtwerke Forchheim das Trinkwasser für den Osten der Königsstadt. Foto: Stadtwerke Forchheim
Die Stadtwerke in Forchheim dürfen im Wasserschutzgebiet Zweng bis zum Jahr 2034 Trinkwasser fördern. Foto: Stadtwerke Forchheim
Die Stadtwerke in Forchheim dürfen im Wasserschutzgebiet Zweng bis zum Jahr 2034 Trinkwasser fördern. Foto: Stadtwerke Forchheim
 
Das 5,4 km² große Wasserschutzgebiet Zweng wird von den Stadtwerken Forchheim regelmäßig überwacht und die Landwirte erhalten Ausgleichsleistungen für Trinkwasserschonende Bearbeitung Ihrer Flächen.
Das 5,4 km² große Wasserschutzgebiet Zweng wird von den Stadtwerken Forchheim regelmäßig überwacht und die Landwirte erhalten Ausgleichsleistungen für Trinkwasserschonende Bearbeitung Ihrer Flächen.
 
Quellwasser in Ebermannstadt läuft über den Sammelschacht in die öffentliche Trinkwasserversorgung. Stefan Distler, Monteur der Stadtwerke Ebermannstadt, kann die Qualität des Trinkwassers direkt überprüfen. Foto: Stadtwerke Ebermannstadt
Quellwasser in Ebermannstadt läuft über den Sammelschacht in die öffentliche Trinkwasserversorgung. Stefan Distler, Monteur der Stadtwerke Ebermannstadt, kann die Qualität des Trinkwassers direkt überprüfen. Foto: Stadtwerke Ebermannstadt
 
" Die technischen Anlagen zur Wassergewinnung, und der Unterhalt des Leitungsnetzes verschlingen viel Geld", sagt Jürgen Fiedler. Foto: Stadtwerke Ebermannstadt
" Die technischen Anlagen zur Wassergewinnung, und der Unterhalt des Leitungsnetzes verschlingen viel Geld", sagt Jürgen Fiedler. Foto: Stadtwerke Ebermannstadt
 

Für mehr Wettbewerb bei der Trinkwasserversorgung hat sich das EU-Parlament ausgesprochen. Die Stadtwerke Forchheim warnen vor den Folgen der neuen Richtlinie.

Die Europäische Kommission will das Wasser zur Handelsware machen, befürchten Kritiker der "kontrollwütigen" Behörden in Brüssel. "Wir verfolgen das mit Sorge. Für uns ist diese Entscheidung sehr wichtig", sagt Jürgen Fiedler, Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt.

Die große Europapolitik soll für den kleinen Versorger wichtig sein? "Ja", sagt Fiedler entschieden und erklärt die möglichen Folgen der Konzessionsrichtlinie, die der Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments auf Vorschlag der EU-Kommission gestern verabschiedet hat.

Durch die neuen Regeln, mit denen die Transparenz bei der Vergabe von Wasserkonzessionen erhöht werden soll, fürchtet Fiedler im schlimmsten Fall eine Zwangsenteignung der kommunalen Trinkwasser-Versorgungen wie in Ebermannstadt.
Das Schreckens-Szenario könnte laut Fiedler so aussehen: Die Kommune muss sich an die veränderten Vergaberichtlinien der Kommission halten und möglicherweise sogar wider Willen die Konzession für die kommunale Wasserversorgung an einen privaten Investor vergeben. "Na und?", könnte man meinen.

Fiedler schüttelt den Kopf: "Einem privaten Investor geht es nur darum, Geld zu verdienen." Der Bürger zahle die Zeche, während die Firmen den Gewinn einstreichen und an den Unterhaltsaufwendungen sparen. Schließlich kostet Wasser nichts. Mit der Konzession in der Tasche kann das Lebenselixier kostenlos aus der Erde gepumpt werden. Einigen Investoren quellen die Augen über, wenn sie sich den möglichen Reibach ausrechnen. "Bei uns ist der Wasserpreis seit 1993 konstant", sagt Jürgen Fiedler.

Was kostet das Wasser wirklich?

In Ebermannstadt kosten 1000 Liter inklusive Umsatzsteuer genau einen Euro und zwölf Cent. Auch Geld, könnte man meinen. Zumal das Wasser doch eigentlich kostenlos ist, oder? "Das Wasser schon", sagt Fiedler. Aber allein die technischen Anlagen zur Wassergewinnung, und der Unterhalt des Leitungsnetzes verschlingen viel Geld. Von der permanenten Überwachung der Wasserqualität ganz zu schweigen. Jährlich fördern die Stadtwerke in Ebermannstadt rund 500 000 Kubikmeter aus drei Brunnen (Grundwasser) und fünf Quellen (Quellwasser).

Im beschaulichen Ebermannstadt unterhalten die Stadtwerke - eine hundertprozentige Tochter der Stadt - Wasserleitungen mit einer Länge von rund 50 Kilometer. Anhand dieser Zahlen wird klar, dass die Wasserversorger in den Unterhalt der Förder- und Leitungsanlagen investieren müssen, damit das frische Nass als sauberes Trinkwasser beim "Kunden" ankommt.

Niemals aus der Hand geben

"Die Menschen sollen sich die Wasserversorgung nicht aus der Hand nehmen lassen", warnt Jürgen Fiedler. "Wir denken nicht in Fünfjahresplänen. Wir verdienen mit Wasser kein Geld. Bei uns gilt die Ewigkeitsklausel."
In Forchheim gilt beim Wasser die gleiche Philosophie. "Trotz aller Liebe zum Markt. Beim Wasser hört die Liebe auf", sagt Christian Sponsel von den Stadtwerken. In Forchheim gebe es keine Kompromisse bei Qualität und Sicherheit.

Hohlmeier berichtet aus Brüssel

Monika Hohlmeier sitzt nicht im Binnenausschuss des Europaparlaments. Die CSU-Europapolitikerin aus Oberfranken ist aber trotzdem sauer, dass die neue Konzessionsrichtlinie für die Trinkwasserversorgung nicht in Bausch und Bogen abgelehnt wurde. "Zumindest die kommunalen Eigenbetriebe sind nicht mehr betroffen von der Neuregelung", sagt Hohlmeier. "Not amused" ist die Politikerin darüber, dass die interkommunale Zusammenarbeit erschwert worden sei. Laut lachen muss sie darüber, dass ausgerechnet die Briten - nach David Camerons umstrittener Europa-Rede - für die Marktliberalisierung gestimmt hätten.