Der Forchheimer Einzelhandel in Zeiten von Corona
Autor: Redaktion
Forchheim, Mittwoch, 01. April 2020
Die Forchheimer Innenstadt präsentiert sich derzeit verwaist. Dort, wo sich sonst bei den ersten Sonnenstrahlen Menschen tummeln, herrscht Leere. Die vorläufige Ausgangsbeschränkung anlässlich der Corona-Pandemie ist der Grund.
Einzelhandel und Gastronomie leiden unter diesen Auflagen. Einige Inhaber und Besitzer sehen sich in ihrer Existenz bedroht.
Bei einem Streifzug durch die Stadt treffen wir auf Heike Ammon, Inhaberin der Boutique "Ladendrei" in der Haupstraße 27. Sie nimmt gerade ein Paket entgegen. "Die Lage ist extrem schwierig und sehr kritisch," urteilte sie. Seit 24 Jahren ist sie als Inhaberin im Forchheimer Einzelhandel tätig. Ihr Geschäft musste sie am 18. März 2020 schließen - wegen der Corona-Pandemie. "So eine Situation ist noch nie da gewesen. Jeder Einzelne und jede Branche hat es aktuell schwer," stellt sie fest, "aber die Textilbranche trifft es sehr heftig. Unsere Verkaufs- und Lagerräume sind voller Frühjahrsware, die Sommerkollektionen kommen in wenigen Wochen. Stornierungen sind nicht möglich. Aber Sommertops lassen sich im Dezember nicht mehr verkaufen." Verzweiflung und Frustration sprechen aus ihren Worten. "Um unsere Ware dennoch an die Kunden zu bringen, posten wir derzeit täglich drei Outfits in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram", berichtet Heike Ammon, "wir arbeiten mit Kundenmailings und liefern eine Auswahl an Kleidungsstücken als Pakete an Interessierte. Diese können dann zu Hause in Ruhe probieren, je nach Entscheidung behalten sie die Teile und zahlen per Überweisung oder sie bringen die Stücke nach vorheriger Absprache zu uns zurück." Ammon appelliert an die Industrie, mit Hilfen entgegenzukommen: "Teilstornierungen würden uns helfen. Solidarität ist mehr denn je gefragt. Die großen Marken brauchen auch uns kleine Geschäfte - spätestens dann, wenn sie im nächsten Jahr ihre Kollektionen platzieren wollen. Eine Möglichkeit wäre daher, dass zum Beispiel die Marken, die Online-Handel betreiben, mit stationären Niederlassungen in kleineren Städten zusammenarbeiten."
Der Endverbraucher
Auch der Endverbraucher habe das Schicksal der Ladenbesitzer ein Stück weit in der Hand: "Meine Bitte an unsere Kundschaft: Surft nicht fort, kauf vor Ort! Bitte nicht online abdriften, sondern lokal kaufen, wenn wir wieder geöffnet haben." Der Einzelhandel mache eine Innenstadt lebendig. Das dürfe man nicht vergessen, vor allem in der momentanen Situation nicht.
Ammon erhält aber auch viel Unterstützung. Viele Stammkunden halten ihr die Treue. Ihre Vermieterin hat zwei Monatsmieten komplett erlassen: "Das hilft sehr und ist unwahrscheinlich lobenswert." Außerdem hat sie Soforthilfe beim Bayerischen Staatsministerium für ihr Personal, in der Summe fünf Vollzeitkräfte, und für sich beantragt. Doch die ungewisse Zukunft wirft Sorgenfalten auf ihre Stirn: "Sollten wir Anfang Mai wieder öffnen dürfen, dann kämen wir noch mit einem dunkelblauen Auge davon. Wenn nicht, dann wird es kritisch." Jetzt ist erst mal Päckchenpacken angesagt und Telefonate mit Lieferanten müssen geführt werden, um auszuloten, wie sie der Händlerin entgegenkommen können.
Café kämpft
Nebenan in der Hauptstraße 10 befindet sich das Töpferei-Café "Himmel und Erde" von Angelika Heim. An der Tür hängt ein Plakat: "Ihr Lieben, freue mich auf ein baldiges Wiedersehen. Bleibt gesund, bleibt in der Liebe!" Am Telefon verrät die Keramikerin, die sich vor sieben Jahren in Forchheim mit ihrem Handwerk niedergelassen hat, dass sie momentan besonders froh ist über ihre Werkstatt, die dem Café räumlich angegliedert ist: "Ich stocke jetzt meine Vorräte auf, lasse meiner Kreativität freien Lauf und produziere schon für Weihnachten vor. " Die Ostersachen hingegen müsse sie leider einlagern. Außerdem erledige sie viel Büroarbeiten und kümmere sich um ihre Buchhaltung. "Ich nutze die Zeit, um Dinge zu erledigen, die sonst häufig zu kurz kommen, putze Fenster und räume auf. Wenn wir die Café-Türen wieder öffnen dürfen, glänzt alles!" Bis dahin versuche sie so lange wie möglich von Reserven und Sicherheiten zu leben, die sie eigentlich für Notfälle, zum Beispiel Krankheitstage, vorgesehen habe.
Soforthilfen
Diese Unterstützungen gibt es für kleine Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler:
Soforthilfe des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie,