Den Kleinen aus Hetzles steht die Tracht

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"Die Glann" bei einem ihrer AuftrittFotos: Petra Malbrich
"Die Glann" bei einem ihrer AuftrittFotos: Petra Malbrich
 
Theres Regenfus (r.) kleidet die Kleinen ein,
Theres Regenfus (r.) kleidet die Kleinen ein,
 
Die "Glann" mit Erzbischof Ludwig Schick Foto: privat
Die "Glann" mit Erzbischof Ludwig Schick  Foto: privat
 
Johanna, Andea Schmitt und Theres Regenfus (v. l.)
Johanna, Andea Schmitt und Theres Regenfus (v. l.)
 
 

"Die Glann" nennt sich eine ungewöhnliche Gruppe junger Hetzleser. In fränkischer Tracht unterhalten sie ihr Publikum mit traditionellen Tänzen.

Das Wohnzimmer alleine reicht längst nicht mehr aus. Dort hängen auf rollenden Garderobenständer unzählige Trachtenröcke und Schürzen in verschiedenen Farben und Größen. Doch Theres Regenfus hat noch ein weiteres Zimmer gefüllt mit diesen Kostbarkeiten. Das Wohnzimmer ist zugleich das Umkleidezimmer der "Glann".
Hinter dieser tief fränkischen Bezeichnung stecken "die Kleinen", also Kinder, die von Theres und ihren Helferinnen vor jedem Auftritt angekleidet werden. Alleine würde sie es nicht schaffen.


Fränkisches Brauchtum

Nicht, weil es unzählig viele Kinder sind, sondern weil es je nach Auftritt bis zu einer Stunde pro Person dauert, bis die Tracht so sitzt, wie sie einfach sitzen muss. Nur an ihrem 80. Geburtstag hat Theres nicht beim Einkleiden geholfen.

Der Auftritt der "Glann" zur Ehren sollte eine Überraschung sein. Dabei sind die "Glann" keine feste Tanzgruppe und schon gar keine Vereinsmitglieder. "Es sind nie dieselben Kinder", sagt Andrea Schmitt, die mit den Jungen und vor allem Mädchen Lieder und Tänze übt. Es kommen auch nicht alle Kinder aus Hetzles. Anfragen kommen auch aus Ermreuth oder Kleinsendelbach. Natürlich dürfen von dort stammenden Kinder gerne mitmachen. Vor allem aber sind es Kinder, die an Gesang, Tanz und an den Trachten Spaß haben.

"Ich liebe die Tracht!", sagt Johanna Schmitt. Ihre Mutter Andrea Schmitt, Stefanie Falkner und Sabine Schramm haben selbst Kinder, die ihre Freude an dem fränkischen Brauchtum hatten. So entstand die Gruppe vor zwei Jahren. Da es in Hetzles die "Großen", also die Frauengruppe mit ihren Trachten gibt, wurden die Kinder einfach "die Glann" genannt. Ein Name, der blieb. Und es sieht ja auch putzig aus, wenn die Drei- oder Vierjährigen in ihren Trachten bei der Kerwa, dem Erntedank und andern Festen auftreten und die Älteste gerade mal elf Jahre alt ist.

"Bei den Kleinen merkt man, dass sie Musik im Blut haben", sagt Theres Regenfus. Sie ist froh, in Andrea Schmitt eine Nachfolgerin gefunden zu haben, die das Brauchtum pflegt und Theres' Erbe fortführt. Denn sie war es, die dieses Erbe ihrerseits von Grete Braun übernommen hat.


Unterschiedliche Trachten

In der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war es verboten, Trachten anzuziehen. Grete Braun ließ das Brauchtum 1949 wieder aufleben. Bis heute wird es fortgeführt. Zu dem Brauchtum gehören zu allererst die unterschiedlichen Trachten: die Fronleichnamstracht, die Kirchweihtracht, die Festtagstracht und die Wallfahrtstracht und natürlich die Werkertagstracht.

Theres Regenfus hat die Trachten selbst genäht, die Schürzen handbestickt und viele Stoffe dazu geschenkt bekommen. Wenn die Mädchen vor ihrem Auftritt vorbeikommen, schiebt Theres die vielen Kleiderbügel hin und her, bis sie die passende Größe für die "Gla" gefunden hat. Andrea Schmitt hingegen hat mit ihrer Gruppe schon etliche Tänze wie den "Schwarzen Peter" oder "Hans bleib da" geprobt und viele Lieder einstudiert. "Britscherbrat", "der Floh" gehören dazu oder "Drunt in der grünen Point", eine umgeschriebene Variante von "drunt in der grünen Au". Denn in der Point wohnt die Theres und die kommt in dem Lied auch drin vor. "Die Theres ist der Ruhepol in dem Hühnerhaufen", sagt Andrea Schmitt liebevoll. Tochter Johanna stimmt zu: "Die Theres zeigt und erklärt uns alles."

Regelmäßige Proben gibt es nicht. Immer nur vor den Auftritten. Die "Glann" treten aber nicht immer in Tracht auf. Ohnehin macht Andrea Schmitt mehr mit den Kindern, als nur tanzen und singen. Sie haben auch gemeinsam Spaß bei gemeinsamen Aktionen wie beim Osterbrunnen schmücken oder besser beim österlichen Dekorieren am Dorfbrunnen. Dort zieren Osterhasen in Tracht den Platz und auf großen Holzostereiern wünschen die "Glann" den Besuchern und Bewohnern ein frohes Osterfest.