Das Glück kann jedem blühen

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Roland Betz unter dem Clematis-Bogen seines Gartens in der Fränkischen Schweiz. Foto: Roepert
Roland Betz unter dem Clematis-Bogen seines Gartens in der Fränkischen Schweiz. Foto: Roepert

Zufallsglück, auch das gibt es, sagt Roland Betz. Doch der Coach und Unternehmer, in Willersdorf in "einfachsten Verhältnissen aufgewachsen", betont vor allem das "Glück der Fülle". Jeder könne es lernen.

Glück hatte Roland Betz schon immer. Zumindest, was seine Vorbilder betraf. Als sein Vater Bürgermeister von Willersdorf wurde, animierte er den erst 15-jährigen Sohn, in der Gemeindeverwaltung mitzuwirken. So wurde Roland Betz der jüngste Gemeindeschreiber Deutschlands. Sein Deutschlehrer animierte ihn, zur Zeitung zu gehen und der 16-Jährige wurde ein "gut verdienender" Journalist. Dann, als Betz bei der Firma Waasner Werkzeugmacher lernte, wieder "irgend so ein Glücksfall": Sein Meister meinte, er sollte die Werkstatt hinter sich lassen und im Konstruktionsbüro Technischer Zeichner werden. "So wechselte ich den Blaumann mit einem Weißkittel ein und ging mit Krawatte zur Arbeit", erinnert sich Roland Betz.

Glück, davon ist der 67-jährige heute überzeugt, "ist zwar nicht einfach so machbar, aber man kann es trainieren - es ist wie Geigenspielen". 50 Prozent dessen, was ein Mensch erreiche, sei vom "genetischen
Stempelabdruck" geprägt, meint Betz, aber etwa 40 Prozent "kann man gestalten".

Nach der Fachschule für Technik und Wirtschaft kam Betz zur Firma Siemens und fand in seinem Chef erneut einen Mentor. Er förderte die Fähigkeit des jungen Mannes in Marketing, Vertrieb und Organisation. Nach sechs Jahren im Konzern zog es Betz in die mittelständische Wirtschaft. Er wurde ein erfolgreicher Verkaufsleiter; machte sich selbstständig, baute eine Industrievertretung auf, gründete weitere Firmen; arbeitete als Unternehmensberater und gründete die "SalesPerfect-Akademie". Rückblickend bezeichnet sich Roland Betz als "einer der Pioniere der Kundenorientierung in Deutschland".

Ein Schlüsselerlebnis hatte er am Gardasee. Dort traf er - ein Zufallsglück - den Coach Hans Kreis. Sie kamen bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch und stellten überrascht fest, dass sie beide aus Forchheim stammten und beide hier am See wohnten. Betz war damals immer noch von einer "Grundangst" geplagt. Obwohl er als erfolgreicher Geschäftsmann Millionenumsätze machte, fühlte er sich in seiner Existenz nicht sicher. "Reich bist du, wenn es reicht", hatte Hans Kreis ihm gesagt. Der Satz habe ihn monatelang beschäftigt. Er kam zu dem Schluss "es müsste reichen" und verkaufte drei seiner prosperierenden Firmen.

Glücksmoment beim Cappuccino

Allmählich habe er verstanden, was "Ankunftsbewusstsein" bedeutet, sagt Betz. Das könne man trainieren. "Für mich ist es das Eins-Sein mit der Natur. Ich habe gelernt, den Glücksmoment beim Trinken einer Tasse Cappuccino wahrzunehmen oder beim Umarmen eines Olivenbaumes."

Während der Glücksforscher das erzählt, sitzt er zwischen Blumen in einem Garten in der Fränkischen Schweiz und zeigt auf einen von Clematis-Blüten überwachsenen Torbogen. Die Freude, diesen Garten und den noch größeren am Gardasee angelegt zu haben, das sei Teil seines "Glücks der Fülle", erklärt Roland Betz, um schon im nächsten Satz über das Unglück zu sprechen.

Er und seine Frau haben es erlebt. Etwa, als sie zweimal um hunderttausende Euro betrogen wurden. Mit Hilfe eines guten Anwalts hätten sie alles Geld wieder bekommen - plus Zinsen. "Ob man das als Glück einordnen kann, bezweifle ich fast. Da muss Gottes Hilfe im Spiel gewesen sein", sagt Roland Betz, der sich als Mensch mit einem "starken Glauben an Gott" und als Verehrer der Mutter Gottes schildert.

Gibt es Glück ohne Wohlstand?

Vor sieben Jahren, als seine Mutter starb und er "in ein tiefes Loch fiel", begann Roland Betz seine Rückkehr in die Heimat zu planen. 13 Jahre hatte er in Italien gelebt. Heute wohnt Roland Betz in jenen Räumen in der Klosterstraße, wo vor einigen Jahren noch die FT-Redaktion beheimatet war. Gleichzeitig hat er sich mit seiner Frau einen Landsitz in der Fränkischen Schweiz zugelegt.

Ob er auch ohne Häuser und ohne großen materiellen Wohl- stand glücklich sein könnte? "Wenn ich alles verliere? Da bin ich mir nicht sicher. Aber ich bin sicher, dass das Glück der Fülle nicht vom Materiellen ab- hängt." Die Glücksforschung habe das belegt: Die 400 reichsten Amerikaner erreichen kei- nen höheren Glückspegel als ein Eskimo in seinem Iglo.

Er stamme ja selbst aus "einfachsten Verhältnissen", sagt Roland Betz. Als er mit zehn Jahren auf dem Acker in Willersdorf mithalf, habe er "von einem Traktor geträumt". 57 Jahre später klingen seine Glücksvorstellungen völlig unspektakulär. Er spricht von einem "intakten Freundeskreis", von "Dankbarkeit". Das "Resonanz-Prinzip" habe er als Wahrheit für seine Arbeit erkannt. Am einfachsten und liebsten drückt Roland Betz es in diesem Satz aus: "Das Lächeln des Morgens kommt Abends zurück."