Bürger lassen in Effeltrich Erinnerungen wach werden

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Richard Körber (sitzend) erzählt seine Erinnerungen, links von ihm Pfarrer Albert Löhr. Foto: Franz Galster
Richard Körber (sitzend) erzählt seine Erinnerungen, links von ihm Pfarrer Albert Löhr. Foto: Franz Galster
Bürgermeisterin Kathrin Heimann beim Interview Foto: Franz Galster
Bürgermeisterin Kathrin Heimann beim Interview Foto: Franz Galster
 
Bürgermeisterin Kathrin Heimann bei der Begrüßung Foto: Franz Galster
Bürgermeisterin Kathrin Heimann bei der Begrüßung Foto: Franz Galster
 
Pfarrer Albert Löhr erzählt aus seinen Erinnerungen Foto: Franz Galster
Pfarrer Albert Löhr erzählt aus seinen Erinnerungen Foto: Franz Galster
 

"Wie's früher war", lautete das Thema einer Abendveranstaltung in Effeltrich mit Film- und Bildervortrag sowie Erzählungen und Beiträgen von Zeitzeugen.

Große Resonanz fand in der Bevölkerung von Effeltrich, Gaiganz und Poxdorf eine Einladung von Bürgermeisterin Kathrin Heimann (DEL) und Richard Malter in den Pfarrsaal von Effeltrich. "Wie's früher war", lautete das Thema: eine Mischung aus Film- und Bildervortrag verbunden mit Erzählungen und Beiträgen von Zeitzeugen.

Es war das erste Treffen dieser Art in der Gemeinde, ein Versuch, Erinnerungen zu wecken und festzuhalten. Es kamen vor allem die Spuren des Zweiten Krieges und seine schrecklichen Folgen, erlebt aus Effeltricher Sicht, zur Sprache. Wolfgang Bayer hielt den Abend im Film fest. Marcus Götz pflegt eine Dokumentation für die Nachwelt.


Bekannt machen und bewahren

Richard Malter und die Bürgermeisterin hatten Wochen vorher die Einwohner aufgerufen, sich als Zeitzeugen zu melden, Briefe und Bilder nicht wegzuwerfen, sondern bekannt zu machen und zu bewahren. Malter selbst, stark von jeher engagiert in das kommunale Leben, hatte einen Originalfilm besorgt zum Thema Nürnberg und seine unmittelbaren Kriegsfolgen, erlebt aus Sicht der Amerikaner. Musik und Originaldokumentationen rührten vor allem jene an, die jene Zeit noch erlebt haben. Vieles mutete auch befremdlich an, aus ungewohntem Blickwinkel. Eine am Ende hoffnungslos zerstörte Stadt; eine Stadt, die letztlich durch den Fleiß der Einwohner und die Unterstützung der zunächst misstrauischen US-Armee relativ schnell wieder zu atmen und zu leben begann.

Richard Malter, 1943 eingeschult, sah seinen ersten Amerikaner beim Einrücken nach Effeltrich. An der Linde fragten sie nach dem Bürgermeister, um die Ausgangssperre zu verhängen. "Aber unsere Jugend mit den Amerikanern war nicht die schlechteste", hat er auch gute Erinnerungen an die Folgejahre.

Unbarmherzig waren freilich die grausamen Erlebnisse des Krieges. Leon Merkel heiratete als junger Mann, musste einen Tag später in den Krieg ziehen und kam nie mehr zurück.

Nicht so schlimm hat es Richard Körber, geboren 1928, erwischt. Er wurde mit 16 Jahren zum Arbeitsdienst gezogen und musste an die Waffen. Abenteuerlich schaffte er es letztlich, sich am Ende des Krieges durch die Linien zu schlagen und wohlbehalten daheim anzukommen. Ob er Angst hatte, wird er gefragt. "Ich habe nicht einmal an daheim gedacht, du denkst nur an das Überleben", sagt er.

Freilich, daneben standen viele ganz traurige Schicksale, wie sie nur der Krieg hervorbringt. Kopfschütteln gab es selbst unter den Zeitzeugen, dass manche junge Männer begeistert zur Musterung für den Kriegseinsatz gingen. Erschreckend, wie ein totalitäres Regime Menschen manipulieren konnte. Ein Rückblick mit Lehren für die Zukunft.


Die in den Krieg zogen

Robert Kotz hatte auch eine Liste und Bilder aller, die in den Krieg zogen und nicht mehr zurückkamen. In Effeltrich bekannt ist das traurige Schicksal der jungen fremden Soldaten auf dem oberen Bühl, zwischen Effeltrich und Hetzles.

Mit besonderem Beifall wurde die Anwesenheit von Pfarrer Albert Löhr zur Kenntnis genommen, immer noch eine Institution in Effeltrich. Er verfasste unter anderen 1988 ein Buch mit Ereignissen seiner Zeit. So auch von dem ums Leben gekommenen SA-Knecht in Gaiganz und dem damaligen Ehrenmal der Nazis, das schließlich zu einer Mariensäule umgewandelt wurde. Jedes Jahr gibt es einer Prozession und Maiandacht als Dank, ungeschoren davongekommen zu sein.

Drei Stunden waren für alle im Saale nicht langweilig und gefühlt viel zu kurz. Viele waren persönlich betroffen. Geschickt und unterhaltsam moderierte Bürgermeisterin Kathrin Heimann den doch recht langen Abend, zusammen mit Richard Malter. "Lasst uns in Frieden zusammen leben", mahnte die Bürgermeisterin. Viele könnten im Alltag Frieden und Wohlstand nicht mehr schätzen.


Nächstes Treffen anvisiert

In etwa einem Jahr, so stellte Bürgermeisterin Heimann in Aussicht, wird es die nächste Zusammenkunft geben. Schließlich hat Effeltrich mit seinen Nachbarorten eine reiche Kultur zu bieten. Sie gelte es sich bewusst zu machen und zu archivieren. Der Umgang mit den Flüchtlingen nach dem Krieg, die Nummerierung der Häuser, die Obstbäume, die Trachten: Es gibt noch reiche Felder zu beackern. "Zukunft braucht Herkunft", meinte Heimann. Dazu haben sich alle im Saale an diesem Abend auf den Weg gemacht.