Bürger ärgern sich über Bauprojekt in Forchheim

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Adelheid Schmeykal, Lothar Greif und Heidrun Hofmann (v. links) wollen nicht, dass eine Grünfläche vor ihrer Haustür zu Bauland wird. Foto: Pelke
Adelheid Schmeykal, Lothar Greif und Heidrun Hofmann (v. links) wollen nicht, dass eine Grünfläche vor ihrer Haustür zu Bauland wird.  Foto: Pelke
Das dreeickige Grundstück soll von Grün- in Bauland umgewandelt werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Das dreeickige Grundstück soll von Grün- in Bauland umgewandelt werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
 
Die Nachbarn wollen ihren Spielplatz vor der Haustür behalten.
Die Nachbarn wollen ihren Spielplatz vor der Haustür behalten.
 
Links geht es in die Konrad- , rechts in die Nußbaumstraße in Forchheim.
Links geht es in die Konrad- , rechts in die Nußbaumstraße in Forchheim.
 

Vordergründig geht es um ein mögliches Bauvorhaben in Forchheim. Hintergründig um die Frage, wie weit die Stadt bei der Suche nach Bauland geht. "Nicht alle grünen Flächen in der Stadt müssen bebaut werden", wehrt sich eine Anwohnerin.

Adelheid Schmeykal schaut aus ihrem Küchenfenster in der Konradstraße und versteht die Welt nicht mehr. Direkt vor ihrer Nase, dort wo früher Kinder spielten und heute Bäume in den Himmel ragen, soll ein Mehrfamilien-Haus entstehen.

Diese Pläne bringen Anwohner wie Adelheid Schmeykal auf die Palme. "Eine Oase" sei das kleine grüne Dreieck zwischen der Konrad- und Nußbaumstraße, schwärmt Schmeykal, die mit ihrem Protest nicht alleine dasteht. Lothar Greif wohnt ebenfalls in der Konradstraße. Die möglichen Bebauungspläne haben auch ihn alarmiert. Der ehemalige Spielplatz sei nach wie vor der Treffpunkt in der Nachbarschaft, sagt Greif.
"Alle Anwohner wären enttäuscht, wenn dieses Gelände hier verschwinden würde."



Aber warum soll eine dreieckige Grünfläche mit Rutsche und Sandkasten aus der Nachbarschaft plötzlich verschwinden? Der Hintergrund der ganzen Aufregung ist schnell erklärt. Der Bauausschuss hatte in seiner jüngsten Sitzung prinzipiell keine Einwände, dass die dreieckige "Grüne Insel" zwischen den beiden Straßen als Bauland ausgewiesen werden könnte. Selber sind die Stadträte im Bauausschuss nicht auf die Idee gekommen, den Spielplatz in Bauland umzuwandeln. Den Blick auf das dreieckige Areal hat Bauamtsleiter Gerhard Zedler gelenkt. Hintergrund ist ein anderes Bauprojekt in der Stadt. Unter dem wohlklingenden Namen "Sonnenpark" sollen auf einem ehemaligen Kindergarten-Areal in der Bayreuther Straße neue "Stadtvillen" entstehen.

Das Wohnraum-Modell der Stadt
Weil das Bauprojekt "Sonnenpark" größer ist, als ursprünglich im Bebauungsplan vorgesehen (und die Stadt deswegen eigens einen neuen Bebauungsplan erstellt hat), kommt das sogenannte "Wohnraum-Modell" der Stadt Forchheim zum Tragen. "Der Bauträger muss im Rahmen des Wohnraum-Modells öffentlich geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stellen", erklärt Bauamtsleiter Gerhard Zedler.

Bei diesem Modell kommt die Stadt einem Bauträger durch Änderung der Bebauungsplanung entgegen, wenn der Bauträger im Gegenzug das Wohnraum-Modell der Stadt anwendet. Gewollter Nebeneffekt: In der Stadt werden relativ günstige Wohnungen geschaffen.

"Grundsätzlich ist dieses Modell für die Stadt ein Erfolg", sagt Zedler angesichts des knappen Baulandes in der Stadt. Wo der Bauträger den günstigen Wohnraum schafft, entscheidet nicht die Stadt. Die Stadt würde es freilich gerne sehen, wenn der Bauträger den günstigen Wohnraum im Rahmen des eigentlichen Bauprojekts schafft. Im Falle des "Sonnenparks" also direkt neben den neuen Stadtvillen. In der Praxis sei dies aber selten der Fall, räumt Zedler ein.

Standard mit sozialem Faktor
Im Fachjargon der Stadt werden die günstigen Wohnungen aus dem Wohnraum-Modell übrigens "öffentlich geförderte Wohnungen" genannt. Das Wort "Sozial-Wohnungen" will die Stadt nicht in den Mund nehmen. Zu schlecht sei immer noch deren Ruf. Zumal diese günstigen Wohnungen von normalen Wohnungen nicht zu unterscheiden seien, sagt Zedler. Luxus-Appartements sind die "öffentlich geförderte Wohnungen" freilich nicht, sondern Standard-Behausungen mit sozialem Faktor. Denn die Stadt kann nicht nur bei den Mietpreisen mitsprechen, sondern entscheidet auch darüber, wer in die Wohnungen einziehen darf. Die Anwohner in der Konrad- und Nußbaumstraße kümmern sich derzeit noch nicht um Fragen des bezahlbaren Wohnraums in der Stadt. Sie haben von den möglichen Bauplänen erst kürzlich erfahren und haben Angst, dass bald die Bagger vor ihrer Haustüre anrollen und ihre "Oase" bald einem Mehrfamilienhaus weichen könnte.

Die Aussicht wäre kaputt
Heute Abend müssen die Anwohner beim Bauamt bereits dazu ihre Meinung abgeben. Bei Adelheid Schmeykal ist das Ziel klar: "Ich will das verhindern. Es ist einfach ein wunderschönes Fleckchen, und ein Luxus, den wir noch haben." Ganz konkrete Auswirkungen befürchtet Heidrun Hofmann. "Wenn hier tatsächlich ein Mehrfamilien-Haus gebaut wird, dann ist unsere Aussicht ins Grüne kaputt. Und die Abendsonne können wir dann auch nicht mehr genießen", sagt Hofmann, die in der Nußbaumstraße wohnt.

Schnell entspinnt sich unter den Anwohnern ein Gespräch über die Vorteile des dreieckigen "Mini-Parks" in der Nachbarschaft. Eine Stadt sei lebenswert, wenn sie "solch hübschen Ecken vorzuweisen" habe, findet Adelheid Schmeykal. "Eine zugepflasterte Stadt ist nicht mehr liebenswert. Nicht alles was grün ist, muss bebaut werden", sagt Schmeykal. Schließlich sorge der "Mini-Park" für gute Luft und eine gute Atmosphäre in der Nachbarschaft.

Gegen ein neues Einfamilienhaus in der Nachbarschaft hätte auch Heidrun Hofmann nichts. Gegen einen Betonklotz vor der Nase schon. Zumal der dreieckige Grundriss des Grundstücks für größere Baupläne denkbar schlecht geeignet sei, findet Lothar Greif. Derweil grassiert in der Nachbarschaft ein Gerücht. Demnach habe die Stadt das Grundstück bereits verkauft.

Der Bauamtsleiter Gerhard Zedler winkt ab. Zwar habe der Bauausschuss dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt, aber der Planungsausschuss müsse vorher noch der Umwandlung von Grün- in Bauland zustimmen.