Die Scherzachtaler Blasmusik bewies bei ihrem Gastspiel in Effeltrich, dass böhmische Klänge nicht altmodisch sein müssen.
Schier aus dem Häuschen gerieten die Zuhörer beim Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen des Musikvereins Effeltrich in der ausverkauften Grundschulturnhalle, bei dem die "Scherzachtaler Blasmusik" aus dem Umland von Ravensburg aufspielte. Gründer und Dirigent der Kapelle ist Anton Gälle, dem die Fans ob seines Temperaments beim Dirigieren den Beinamen " ... der mit den Noten tanzt" gegeben haben. Unter seiner Leitung bewiesen die 18 Amateurmusiker in mitreißender Art und Weise, dass die böhmische Volksmusik nicht immer nur im betulichen Polkaklang erklingen muss und nur etwas für ältere Herrschaften ist, sondern mit einer bemerkenswerten Dynamik in den Arrangements und stets in Bewegung befindlichen Musikern zum flotten Sound mutieren kann.
Gut aufgelegt präsentierte sich angesichts dieser Gäste auch der Vorsitzende der Effeltricher, Reiner Engelhardt.
Er hat 2008 die Führung des Musikvereins übernommen, dem heute 216 Mitglieder angehören. Zum Klangkörper gehören 35 Musiker unter der Leitung von Josef Hönig, zudem kümmert sich Anja Förster als Jugendleiterin um 17 Jungmusiker. Dafür wurde sie schon mit dem Ehrenpreis des Kreisjugendringes ausgezeichnet.
Das Ziel der Ausbildung von "Rohdiamanten" zu Könnern der Blasmusik verbindet die beiden Musikkapellen. Vor allem Anton Gälle hat sich dies zum Ziel gesetzt, um so die böhmisch-mährische Blasmusik zu pflegen, neu zu beleben und fortzuführen. Das bewiesen die Allgäuer Blechmusiker besonders eindringlich damit, dass auch nicht davor zurückschrecken, den großen Beatles-Klassiker "Hey Jude" zu spielen, bei dem Steve Baier als Solist mit der Posaune sein großes Können eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Besonders eindrucksvoll für die Zuhörer waren aber auch die
Momente, wenn sich der dynamische und stets bis in die Fingerspitzen in Bewegung befindlichen Dirigent seinen Hörnern widmete. Denen gehört auch sein Bruder Norbert Gälle mit dem Tenorhorn an, der unter anderem den "Böhmischen Traum" schrieb. Beeindruckend war es aber auch, wenn Berthold Kiechle auf seiner Trompete die Stücke "Touches" oder auch "The Power of Love" erklingen ließ, Bruno Stemmer seinen "Meistertrommler" gab und aus den Klarinetten von Jochen Gruber und Joachim Assmann das Zwitschern der "Verrückten Vogel" erklang.
"Ohne Fleiß kein Preis", lautet das Motto von Anton Gälle, und so hat er aus seinem Traum einen "Böhmischen Traum" werden lassen. Er hat den treuen Fans bisher acht Tonträger beschert, auf denen zu einem nicht unerheblichen Teil die Stücke der drei Komponisten der Scherzachtaler Blasmusik, Norbert Gälle, Elmar Eggerl und Berthold Kiechle zu hören sind.