In Willersdorf ist die Energiewende längst angekommen. Grund genug für Redakteur und Moderator Michael Memmel bei der Veranstaltung "Der FT bei uns in Willersdorf" am Dienstagabend einmal genauer nachzufragen.
Der Ort im Aischgrund wandelt sich nämlich zum Bio-Energie-Dorf. Möglich machen das engagierte Bürger und Landwirte, von denen einige unter den rund 80 Besuchern im Sportheim der DJK Willersdorf waren.
Von den zwei Männern, die in Willersdorf auf Landwirtschaft und Tierhaltung setzen, ist einer auch gleichzeitig Energiewirt. Wie passt das zusammen? Paul Weber hat Ende der 1980er-Jahre seinen Job in der Industrie an den Nagel gehängt, um sich der Viehzucht zu widmen. Doch es sind nicht nur die Milchkühe, die seinen Betrieb auszeichnen. Weber betreibt auch eine Biogasanlage, die nun vielen Menschen im Ort zugute kommen soll.
Gemeinsam errichten über 70 Bürger in einer Genossenschaft ein Nahwärmenetz, das für den Einzelnen sonst unmöglich gewesen wäre. Eine Erweiterung der Biogasanlage des Willersdorfer Landwirts macht es möglich.
Weber, passionierter Viehzüchter, verglich die Funktionsweise einer Biogasanlage mit der einer "großen Kuh". "Man bringt ihr Futter, nimmt den Mist, verbrennt ihn, es entsteht Gas und wir gewinnen daraus Strom."
Geruch ist kein Problem Mit dem Hinweis auf Kritiker, die den Geruch einer Biogasanlage bemängeln, wandte sich Moderator Memmel an einen unmittelbaren Nachbarn des Landwirts. "Wir riechen nichts", behauptet der.
Weil Richard Fischer, Vorsitzender der Genossenschaft, in Köln feststeckte, sprang Tochter Christina ein und erklärte das Projekt Nahwärmenetz. Erst vor einem Jahr sei die Idee überhaupt entstanden. Insgesamt 75 Haushalte wollen in Zukunft ihre Heizungs- und Warmwasserversorgung über die Biogasanlage von Landwirt Weber sicherstellen und so dem steigenden Ölpreis die kalte Schulter zeigen.
18 Häuser können schon seit Februar im Bauabschnitt 1 mit der Wärme aus dem Netz geheizt werden. Neben Privathaushalten sollen etwa auch Gaststätten, die Grundschule und das Sportheim angeschlossen werden. Derzeit werden noch Hauptleitungen verlegt.
Zwei Motoren bringen Sicherheit "Das Interesse war von Anfang an groß, auch wenn manche Bedenken hatten, ob man seine individuelle Ölheizung eintauschen will gegen Biogas und sich von einer Anlage abhängig machen will." Das Preisargument habe dann letztlich aber doch überzeugt. "Bei den jetzigen Heizölpreisen sparen wir 60 Prozent", verkündet Fischer stolz. Moderator Memmel hakte nach, ob nicht ein Risiko besteht, dass die Anlage mal ausfällt. "Das Risiko besteht immer bei einer primären Quelle", räumte sie ein.
Doch sei das bei zwei Motoren gering.
Bürger Michael Bauch ist einer der Pioniere in Willersdorf, die bereits an das Netz angeschlossen sind. "Einmal ist der Motor ausgefallen, aber sonst läuft alles einwandfrei", verkündete er. Eine Rechnung habe er noch nicht bekommen, aber: "Die Netzplanung hat super funktioniert."