Besserer Schutz vor Hochwasser

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Bürgermeister und Praktiker informierten sich in Weigelshofen über die Bandbreite des Hochwasserschutzes. Foto: Sylvia Hubele
Bürgermeister und Praktiker informierten sich in Weigelshofen über die Bandbreite des Hochwasserschutzes. Foto: Sylvia Hubele

Auf dem Gewässer-Nachbarschaftstag im Eggolsheimer Ortsteil Weigelshofen ging es um vorbeugende Maßnahmen gegen die Wassermassen.

Dass auch kleinere Flüsse und Bäche bei einem Starkregen zu reißenden Flüssen werden können und dabei große Schäden anrichten können, davon weiß Michael Richter vom Wasserwirtschaftsamt Kronach und Gewässernachbarschaftsberater für Gewässer dritter Ordnung viel zu berichten: "Die Anwohner erwarten dann, dass die Kommune etwas unternimmt." Schließlich sind für die kleinen Gewässer dritter Ordnung auch die Städte und Gemeinden zuständig. Wie sich Hochwasserschutz in solch kleineren Gewässern verwirklichen und verbessern ließe, darüber informierten sich die Bürgermeister und die Praktiker der Gemeinden auf dem Gewässer-Nachbarschaftstag, der in diesem Jahr im Eggolsheimer Ortsteil Weigelshofen stattfand.


Bach fließt wieder offen

Weigelshofen eignete sich deshalb so hervorragend als Treffpunkt für diesen Informationsaustausch, da der ökologische Gewässerausbau des Kohlbachs und die Freilegung des Eggerbaches mitten im Ort als Beispiele für zwei konkrete Maßnahmen dienen können. Dank der Sanierung der Ortsdurchfahrt Weigelshofen hätte eigentlich die Verrohrung unter der Kreisstraße ebenfalls saniert werden müssen. Doch die Anlieger hatten ein Einsehen, gaben Grundstücksstreifen ab, so dass der Bach wieder offen fließen kann: "Wenn die Privatleute nicht mitmachen, funktioniert das nicht", resümierte Claus Schwarzmann, Bürgermeister von Eggolsheim.
Auch die Verlegung des Kohlbaches, die auf eine Anregung der CSU-Marktgemeinderäte zurückging, hielt Schwarzmann zunächst für utopisch: "Leute, wie wollen wir den Bach um die Ortschaft rumbringen?", doch ein Ingenieurbüro maß das Gelände nach und stellte fest, dass es machbar sei. Während die Neuverrohrung des Kohlbaches deutlich teurer geworden wäre, setzten die Eggolsheimer ein einzigartiges Projekt in Bayern um und verlagerten einen Bach: Ökologie und Hochwasserschutz gingen dabei Hand in Hand.


100 000 Gewässerkilometer

Günther Prem, Baudirektor im Wasserwirtschaftsamt Kronach, informierte Bürgermeister und Praktiker der Gemeindeverwaltungen über die Bandbreite des Hochwasserschutzes, die dazugehörigen Richtlinien, wie die EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie. Da es in ganz Bayern rund 100 000 Gewässerkilometer gibt, von denen kleine Bäche und Gräben den größten Anteil stellen, müssen sich Kommunen und Gemeinden auf die Schwerpunkte konzentrieren. "Das größte Risiko entsteht dort, wo die Landnutzung nicht an die Gefahr angepasst ist", konstatierte Prem.
Werden Ufer bebaut, haben Flüsse und Bäche bei Hochwasser keine Gelegenheit mehr, sich auszubreiten, komme es zu Überschwemmungen und zu Schäden. Wessen Garten an einen Bach grenzt, der sorgt mit einer Mauer dafür, dass sich Hochwasser dann auf der anderen Seite ausbreite.
Kommt es zu einer sogenannten Vb-Wetterlage über der Adria, ziehen Wolken mit viel Feuchtigkeit vom Mittelmeer über die Alpen bis nach Bayern. Von dieser Wetterlage wurden in den vergangenenen Jahren sämtliche großen Hochwässer ausgelöst, berichtet Prem und sah die größte Schwierigkeit für einen wirksamen Hochwasserschutz im Grunderwerb, der für Rückhaltebecken und andere Maßnahmen benötigt werde.


Kein Interesse mancher Bürger

Günther Steins, Bürgermeister in Poxdorf warf ein, dass ein Ausbau des Hochwasserschutzes für die kleineren Gemeinden nicht realisierbar sei. Oft fehle bei den nicht vom Hochwasser betroffenen Bürgern das Interesse - und viele der Maßnahmen übersteigen die finanziellen Mittel der Gemeinden. Prem zeigte ein Bild, auf dem ein klei-ner Bach an einem Grundstück entlang fließt, das bis zum letzten Zentimeter genutzt und verbaut wurde.
Als der Wasserstand stieg, wurde das auf dem Grundstück befindliche Haus geflutet: "Solche Bausünden über Jahrzehnte hinweg, die sind das Problem", wies Prem darauf hin, dass die Gemeinden oft nur ihre eigenen Bebauungspläne konsequent umsetzen müssten und in den vom Hochwasser gefährdeten Gebieten nur dann eine Bebauung zulassen dürften, wenn es keine andere Möglichkeit zur Siedlungsentwicklung gebe.