Becken soll Kersbach vor Hochwasser schützen

2 Min
Das geplante Hochwasser-Rückhaltebecken in Kersbach soll im Ernstfall über 60000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Grafik: Franziska Schäfer
Das geplante Hochwasser-Rückhaltebecken in Kersbach soll im Ernstfall über 60000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Grafik: Franziska Schäfer

Forchheim will sich endlich für das nächste Hochwasser wappnen: In Kersbach soll ein riesiges Rückhaltebecken entstehen. Allerdings gehören die Grundstücke ausgerechnet der Kirche.

Sichtlich genervt ist Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), dass beim Thema Hochwasserschutz für Kersbach seit Jahren nichts voran geht. Nun soll endlich ein riesiges Hochwasser-Rückhaltebecken im Neubruch entlang der Poxdorfer Straße geschaffen werden. Bis zu 62 000 Kubikmeter Wasser sollen in dem riesigen Erdbecken notfalls Platz finden. Die Dimensionen sind für ein 100-jähriges Hochwasser ausgelegt, damit die Stadt in den Genuss von staatlichen Zuschüssen kommt. Der schöne Plan hat nur einen Haken. Das Areal gehört der Kirche, nicht der Stadt.

Stumpf will den Haupteigentümer mit einem kleinen Trick dazu bringen, das Brachland an die Stadt zu verkaufen. Ein neues Baugebiet in Kersbach soll im Gegenzug den Deal für den Eigentümer schmackhaft machen. Ein Versuch, deutet der Oberbürgermeister an.
Ansonsten könne sich Stumpf auch "Zwangsmaßnahmen" vorstellen, sagt Stumpf während Alexander Dworschak das Hochwasserschutzkonzept dem Planungs- und Umweltausschuss am Montagabend vorstellt.

"Endlich passiert was", sagt Holger Lehnard (CSU) zu den Plänen. Auch Reinhold Otzelberger (SPD) findet, man trete beim Hochwasserschutz entweder auf der Stelle, oder bewege sich im Kreis. Spätestens beim Thema Flächenkauf würden die Verhandlungen immer in einer Sackgasse münden. Zuletzt konnte sich Forchheim mit einigen Nachbargemeinden im Süden der Stadt nicht auf ein gemeinsames Hochwasserschutz-Konzept einigen. Deshalb brauche Kersbach endlich eine eigene Lösung. Eine "Insel-Lösung" befürwortet auch Udo Schönfelder (CSU) und bringt gleichzeitig den Eigentümer des fraglichen Areals ins Spiel. Denn der Haupteigentümer sei ausgerechnet die Katholische Kirche. Vielleicht, so Schönfelder weiter, sei diese bereit, den Hochwasser-Schutz zu unterstützen.

Die Pfründe von St. Ottilien

Das Gebiet gehört der Kersbacher Kirchenpfründestiftung St. Ottilien. Früher wurden die Priester-Löhne mit den Pfründegrundstücken bezahlt. Heute müssen die Priester nicht mehr ihre Pfründe-Äcker verpachten. Den Lohn bezahlen die Gläubigen mit der Kirchensteuer. Man könnte also meinen, die Gemeinde könne wohlmöglich auf ihre Pfründe verzichten, zumal es in Kersbach gar keinen eigenen Pfarrer mehr gibt. Von der Kanzel predigt Georg Holzschuh aus Forchheim. Ihm "gehören" deshalb auch die fraglichen Pfründe in Kersbach. Für eine Stellungnahme ist der Monsignore nicht erreichbar gewesen. Der Geistliche von St. Martin weilt derzeit in Indien.

Der Kirchenpfleger von St. Martin, Thomas Müller, bestätigt, dass es zwischen Stadt und Gemeinde bereits Gespräche zu dem Thema gegeben habe. Die Modalitäten müssten aber für beide Seiten akzeptabel sein. "Meines Wissens genügt es nicht, wenn nur einer mit ins Boot steigt", sagt Müller. Ob sich beide Seiten einigen, werde die Zukunft zeigen, sagt Müller.

Um die Entscheidung zu beschleunigen und gleichzeitg positiv zu beeinflussen, wurden die Planungen für den Hochwasserschutz in Kersbach mit der Ausweisung des besagten Baugebietes verbunden. Auf rund 9 000 Quadratmeter könnten zwölf Doppel- oder Einfamilienhäuser gebaut werden. Das Gebiet ist vergleichsweise klein. Oder um es mit Stumpfs Worten zu sagen: "Im Prinzip gar nix."

Als Köder könnten diese Bauplätze aber entscheidend werden. Dabei ist gar nicht sicher, ob dort auch tatsächlich einmal gebaut wird. Erstens müsste zunächst das Hochwasser-Becken gebaut werden, da nur so die Hochwasser-Freilegung der geplanten Bauflächen erfolgen kann. Zweitens ist auch vorstellbar, dass das neue Bauland mit anderen Bauflächen in Kersbach getauscht wird. Der Oberbürgermeister scheint jedenfalls wild entschlossen, den Hochwasserschutz für den Forchheimer Ortsteil endlich zu realisieren, nachdem eine gemeinsame Lösung mit Effeltrich und Langensendelbach gescheitert ist.

Eine Frage der Geographie

Werner Schaup erklärt, warum nur an der geplanten Stelle ein Hochwasserrückhaltebecken für Kersbach in Frage kommt. "Bei Hochwasser fließt das Wasser von Effeltrich und breitflächig von der Poxdorfer Flur nach Kersbach." Um das Hochwasser zu sammeln, müsse das Becken an der tiefsten Stelle gebaut werden. Um Kosten zu sparen (das Becken soll sich natürlich ohne teure Pumpen entleeren) will der Tiefbauamt-Leiter ein flaches Becken mit sanften Neigungen und einer Dammhöhe von maximal zwei Meter bauen. Die Kosten schätzt Schaup trotzdem auf über 2,5 Millionen Euro. Immerhin gewähre der Freistaat der Stadt einen Fördersatz in Höhe von 70 Prozent.
Je schneller sich die Grundstücksfrage klärt, desto schneller könnte mit dem Bau begonnen werden. Um Zeit zu sparen, würde die Stadt Gerichtsverfahren wohle gerne wie der Teufel das Weihwasser meiden.