Zehn Jahre nach dem verheerenden Hochwasser stellt die Stadt ihr neues Schutzkonzept vor.
"Südableitung" heißt eine Maßnahme jenes Hochwasserschutzkonzepts, mit dem die Stadt Baiersdorf fast genau zehn Jahre nach dem Jahrtausendwasser beginnen kann. In der Nacht auf den 22. Juli 2007 hatten starke Regenfälle die Stadt unter Wasser gesetzt.
Das entsprechende Hochwasserschutzkonzept stellten Bürgermeister Andreas Galster (CSU), Matthias Strunz, Sebastian Bajanowski vom Planungsbüro Strunz sowie Walter Hümmer und Ulrich Fitzthum, Leiter vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, nun der Öffentlichkeit vor.
Politischer Widerstand
Ein gemeinsames Konzept war nach der Flutkatastrophe erstellt worden. Doch die benachbarten Kommunen konnten dies aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzen. Unter anderem waren Maßnahmen wie die Gründung eines gemeinsamen Zweckverbands auch am politischen Widerstand gescheitert. 300 000 Euro hätte der geschätzte Baiersdorfer Anteil an einem solchen Verband betragen.
Das Geld hat die Stadt stattdessen jährlich in den Haushalt gestellt und damit Vormaßnahmen finanziert. Grundstücke wurden gekauft, um das Konzept umsetzen zu können. Mit der letzten benötigten Zusage eines Grundstücksbesitzers war dann der Weg für die "Südableitung" frei.
"Mit dieser Meldung haben wir uns ans Wasserwirtschaftsamt gewendet, um zu erfahren, welche Schritte als nächstes folgen. Ob und welche Förderungen es gibt und wie die Umsetzung mit der Gemeinde Langensendelbach aussehen würde", erklärte Bürgermeister Andreas Galster bei der Vorstellung der "Südableitung".
Acht Kubikmeter Wasser oder 8000 Liter pro Sekunde müssten gefasst werden. Das gestaltete sich zum Dilemma für Baiersdorf, da der Langensendelbacher Anteil nicht mit Baiersdorfer Geld bezahlt werden kann. Langensendelbach jedoch machte deutlich, die Module des Konzepts auch mittelfristig nicht umsetzen zu können. Nun trägt das Baiersdorfer Konzept sechs Kubikmeter Wasser, was gegen die Auflagen des gemeinsamen Konzepts verstoßt.
Aber nachdem geklärt war, dass durch ein Genehmigungsverfahren eine Planfeststellung für die geringere Zahl beantragt werden durfte, wurde das Vorhaben in Angriff genommen. Das erläuterte Ulrich Fitzthum vom Wasserwirtschaftsamt. Für Baiersdorf alleine ist nun das Konzept für sechs Kubikmeter Wasser oder für 6000 Liter pro Sekunde erstellt.
Neuralgischer Punkt
Der schwierigste Brocken dabei ist, jenes Wasser, das sonst nach Igelsdorf laufen würde, an dem Ort vorbeizuführen. Mehrere Hundert Meter Rohrleitungen werden deshalb durch den Hügel führen. Die "Südableitung" beginnt im Bachleitengraben mit der Verrohrung und führt dann durch den Bergrücken sowie durch offene Gräben Richtung Bahn und Autobahn.
"Die Durchlässe dort sind leistungsbeschränkt, weshalb ein großes Rückhaltebecken angelegt wird", sagte Fitzthum. Das Wasser wird vorher gedrosselt, so dass nur noch 0,5 Kubikmeter in Richtung Schlangenbach ablaufen. Der Schlangenbach war 2007 über das Ufer getreten. Der Bachleitengraben wird zu einer naturnahen Flutmulde augebaut, um die Wassermengen vom Neuweiher kommend, fassen zu können. Das Hochwasserrückhaltebecken östlich der ICE-Trasse hat ein Rückhaltevolumen von 70 000 Kubikmeter. Das Hochwasser, das hier gefasst wird, soll kontrolliert in westlicher Richtung abgegeben werden. Dieses kontrolliert abgegebene Wasser fließt westlich der Bahntrasse über den naturnah zur Flutmulde ausgebauten Bachleithengraben in Richtung Baiersdorfer Mühle und wird in die Regnitz eingeleitet.
Sechs Millionen Euro wird das Konzept, das Ende 2023 fertig gestellt sein soll, die Baiersdorfer kosten. Kein Vergleich zu den 70 Millionen Euro Schaden, die das Hochwasser vor zehn Jahren verursacht hat.
"Der Hochwasserschutz hat hier oberste Priorität, da eine Gefahr für Leib und Leben besteht", sagte Fitzthum. In der Gemeinde Poxdorf verlor beim großen Hochwasser 2007 sogar ein Mensch sein Leben.
Die Anwesenden bedauerten, dass das Konzept mit den anderen Gemeinden nicht umgesetzt werden konnte. Das Konzept ist nicht für ein Jahrtausendwasser wie es vor zehn Jahren passierte ausgelegt, sondern für ein Jahrhundertwasser mit 15 Prozent Klimazuschlag, also auf ein 160- Jahr-Wasser ausgelegt.