Aus für Tagespflege in Kunreuth

Eine Bereicherung für den Ort wäre die Tagespflege der Diakonie in Kunreuth. Vor allem Irmgard Ginzel, die nun im Ruhestand befindliche Leiterin der Diakoniestation in Gräfenberg und des Tageszentrums in Mostviel, hatte sich dafür eingesetzt und sehr gut strukturierte Pläne hinterlassen. Pläne, die nun offensichtlich nicht mehr forciert werden, wie die Diakonie Bürgermeister Ernst Strian (Demokratie) in einem Schreiben mitgeteilt hatte.
Mit der momentanen Situation und anderen Prioritäten war der Entschluss begründet worden, erklärte Bürgermeister Strian, für den dieses Schreiben das Aus der Tagespflege in Trägerschaft der Diakonie bedeutet. "Es war so formuliert, dass das Interesse der Diakonie gleich Null ist", erklärt der Kunreuther Bürgermeister.
Suche nach den Gründen
Wieso, weshalb und warum sind die Fragen, die die Bürger umtreiben. Hat sich die Gemeinde nicht attraktiv genug dargestellt, überlegte Zweiter Bürgermeister Edwin Rank über Gründe für die ablehnende Haltung der Diakonie. Denn auch er hatte den Eindruck, dass die Tagespflege sicher sei.
Lag es an dem Grundstück? Das Grundstück am Ortsausgang Richtung Mittelehrenbach war zuletzt im Gespräch. Das gehört der Pfründestiftung der evangelischen Kirche. Eine Linksabbiegerspur hätte noch gebaut werden sollen. Doch auch das Grundstück hinter der Kirche war schon vor Jahren als Platz für ein Pflegeheim im Gespräch, um nicht immer neues Bauland erschließen zu müssen, sondern erschlossene Baulücken zu füllen.
Die angebotenen Alternativen waren jedoch von der Diakonie aufgrund deren Ausbaurichtlinien nicht gewünscht. Das sei bei den letzten Gesprächen deutlich gezeigt worden. "Es war klar, dass Angebote gesucht wurden, die das Projekt verzögern. Man hat gemerkt, es fehlt am klaren Weg. Irgendwann muss von einem Ausloten auf ein Wir-machen-etwas gegangen werden", sagt Bürgermeister Strian.
Alternativen angeboten
"Wir hatten als Alternativen sogar angeboten, erst im Jahr 2022 zu beginnen und dann dranzuhängen", erklärt Strian, das Angebot den Grundstock einer Tagespflege nach und nach mit weiteren Pflegeangeboten auszuweiten. "Auch darauf wurde nicht eingegangen", bedauert der Bürgermeister.
Der Bau könne finanziell zwar gestemmt werden, die laufenden Wirtschaftskosten seien das Problem, wurde Strian von der Diakonie dann genannt. Wenn die Diakonie gewollt hätte, würde sich der momentane Zeitpunkt des Niedrigzinses anbieten, um das Vorhaben durchzuführen. Doch nicht einmal Grundstücksverhandlungen seien geführt worden. Zumindest sei dem Bürgermeister davon nichts bekannt.
Aus seiner persönlichen Sicht sind es drei Gründe, weshalb die Diakonie das Projekt Pflege in Kunreuth auf Eis gelegt hat. Neben der Corona-Situation und der finanziellen Seite sei es der Ruhestand von Irmgard Ginzel, die als Aktivperson, als Befürworterin und als Motor der Tagespflege in Kunreuth fungierte, in den Ruhestand verabschiedet wurde und somit als Fürsprecherin entfällt.
"Die Tagespflege ist für uns aber sehr wichtig und wir werden dieses wichtige Thema weiter forcieren", betont Bürgermeister Strian und meint damit, aktiv nach anderen Interessenten zu suchen, für die das Projekt mehr ist als eine bloße Absichtserklärung.
Diakonie: Nicht weiter geplant
Die Diakonie bestätigt Strian. "Wir haben eine Tagespflege, die in den Planungen schon weiter war, an den Start gebracht", sagt Ute Nickel, die Pressesprecherin der Diakonie über die neue Tagespflege in Heroldsbach. Andere Tagespflegeeinrichtungen, die wie Kunreuth noch am Anfang stehen, seien noch nicht weiter geplant worden.
"Die Corona-Pandemie gestaltet die Situation für Tagespflegen äußerst schwierig, weshalb wir aktuell das Thema einer neuen Tagespflege in Kunreuth von unserer Seite aus nicht aktiv vorantreiben", gibt Nickel zu. "Das Personal ist nicht das Problem, aber wie man die Tagespflege mit der Hygiene handhabt", sagt Nickel.
Finanzielle Gründe
Lässt man die Tagespflege offen? "Im ersten Lockdown hatten wir die Tagespflege komplett geschlossen", sagt Nickel und gibt zu, dass dies auch finanziell eingeschlagen hat. Zudem dürfen nur bedingt Leute in die Einrichtungen kommen.
Bei akutem Bedarf dürften sich Kunreuther jedoch an das Tageszentrum in Mostviel wenden. Zwei Menschen könnten noch in Mostviel untergebracht werden. Aufgrund der Vorschriften sei dort das Platzangebot auch nur begrenzt, aber: "Auch die pflegenden Angehörigen sind vorsichtig", erklärt Nickel, warum die Angehörigen zögern, ihre zu pflegenden Eltern oder Verwandten in der Einrichtung betreuen zu lassen, selbst wenn es nur für einen Nachmittag wäre. "Die Leute warten die Impfungen ab", sagt die Pressesprecherin der Diankonie.
Viel Arbeit für das Personal
Nicht nur das, auch das interne Personal sei aufgrund Corona damit beschäftigt, das Tagesgeschehen mit einem Wust an Informationen und Regelungen anzupassen. "Das kostet Zeit", sagt Nickel.
Und auch der Leitungswechsel in Mostviel sei ein Grund, wie Strian bereits andeutete. "Irmgard Ginzels Nachfolgerin wird noch eingearbeitet und sie sondiert. Das fällt mitten in den Lockdown", erklärt Nickel. Aktiv vorantreiben will die Diakonie das Projekt in Kunreuth nicht. "Es ist nicht akut auf dem Tisch, aber auch nicht komplett vom Tisch", meint Nickel.