Weil 20 Mitarbeiter der Gräfenberger Einrichtung krankgeschrieben sind, nimmt das Haus der Senivita-Gruppe keine neuen Bewohner auf.
Durch die Krankschreibung aller gekündigten Mitarbeiter im Bereich Hauswirtschaft, Reinigung und Versorgung ist es im Senivita-Heim in Gräfenberg zu einer Notsituation gekommen. Bis die neuen Abläufe entsprechend eingespielt sind, hat das Gräfenberger Heim einen Aufnahmestopp. Das Landratsamt Forchheim bestätigt aber: Der Betrieb läuft normal.
Seit Dienstag gilt der Aufnahmestopp im Senivita-Seniorenheim St. Michael in Gräfenberg. Bernhard Höllerer, Vorsitzender der Bewohnerversammlung, findet das richtig - angesichts der momentanen Situation, die seit der Ankündigung der Kündigung aller Mitarbeiter zu Missständen und Lücken im Versorgungs- und Hygienebereich geführt hat. Am morgigen Donnerstag, 1. Juni, soll die Lebensmittelversorgung und Hygiene von einer externen Firma übernommen werden.
Die Kritik Bernhard Höllerers richtet sich gegen den Betreiber des Heimes, die Senivita-Unternehmensgruppe in Bayreuth, nicht an das Haus und die Heimleitung in Gräfenberg. Dort sei alles Mögliche versucht worden, um den Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten, betont Höllerer.
Entscheidung in Bayreuth
Angefangen hat es mit der Entscheidung aus Bayreuth, aus Gründen der Kostenersparnis alles auszulagern, was nicht mit der Pflege zu tun hat. Die Küche, die Wäsche, der Hausmeisterdienst beispielsweise sollen künftig von einer externen Firma übernommen werden. Das bestätigt Sebastian Brunner, Pressesprecher der Senivita Bayreuth: Es gab demnach eine Einigung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi für den Sanierungsvertrag. Senivita Social Care sei eine gemeinnützige Gesellschaft, die sich an Drittangeboten messen müsse. Zudem zeigte die Jahresbilanz ein Minus. Gerade im Bereich Hauswirt sei teurer gewirtschaftet worden.
Deshalb wurde mit dem Betriebsrat und Verdi über die Ausgliederung gesprochen. Doch die Art und Weise, wie das umgesetzt werden sollte, moniert Höllerer. Am 15. Mai erhielt die Gräfenberger Heimleitung den Auftrag, die Mitarbeiter in den genannten Bereichen zu informieren und ihre Kündigung in Aussicht zu stellen. "Über 20 Mitarbeiter haben ihre Kündigung erhalten", sagt Höllerer.
Die Gräfenberger Geschichte scheint aber kein Einzelfall zu sein. Denn zwei bis drei Wochen vorher passierte dasselbe den Mitarbeitern in den Senivita Häusern in Fürstenfeldbruck, wie Höllerer weiß. "Es scheint kein einmaliger Ausrutscher zu sein. Das Haus in Gräfenberg ist der Leidtragende", findet Höllerer.
20 Arbeitskräfte betroffen
Die Kündigung der Mitarbeiter dementiert Brunner nicht. Es betrifft in Gräfenberg 20 Teilzeit- und eine Vollzeitkraft. "Wenn die Voraussetzungen passen und die Mitarbeiter wollen, können sie eine firmeninterne Umschulung zum Pflegehelfer machen oder sich bei dem Unternehmen, das die Dienstleistung Hauswirtschaft, Reinigung und Essensversorgung übernimmt, für einen Arbeitsplatz bewerben.
Es gab auch einen Sozialplan", informiert Brunner. "Dass dann alle Mitarbeiter, die die Ankündigung der Kündigung erhalten haben, plötzlich krank waren, damit war nicht zu rechnen", bestätigt Brunner. Denn alle betroffenen Gräfenberger Mitarbeiter fehlten mit Attest vom 16. Mai an und sind noch immer krank geschrieben. Die Dienste in Gräfenberg sind durch das Kranksein der Mitarbeiter aber nicht zusammengebrochen, stellt Höllerer fest. Um in einem Altenheim zu reinigen oder die Menschen mit Essen zu versorgen, sprangen die Mitarbeiter der Verwaltung ein. "Sie konnten nicht ausgleichen, aber die Not lindern", so Höllerer.
Probleme mit Sonderkost
Zwar wurden Frühstück und Mittagessen von örtlichen Metzgereien und Bäckereien geliefert. Doch bei der Versorgung mit Sonderkost, beispielsweise püriertem Essen, wurde es schwierig. "Es handelt sich um Menschen, die sterben werden", sagt Höllerer.
Brunner betont zwar, dass eine Versorgung immer gewährleistet war, bestätigt aber, dass die Situation zunächst überbrückt werden musste. Alle im Hause verfügbaren Kräfte wurden demnach herangezogen und auch andere Mitarbeiter nach Gräfenberg geordert. "Es war eine entsprechende Mehrbelastung, doch man musste schnell überbrücken", erläutert Brunner.
Laut Höllerer wurde dann im Auftrag der Heimaufsicht das Landratsamt Forchheim informiert. "Der Betrieb läuft normal", informiert dessen Pressesprecher Holger Strehl. Das bedeute, dass es keine Missstände gebe, weder in der Versorgung noch in der Hygiene. Er stimmt damit Sebastian Brunner zu. Dass die Versorgung nicht gewährleistet war und gerade Leute mit Sonderkost gefährdet waren, verneint der Senivita-Sprecher heftig. "Das ist nicht der Fall. Auch die Pflege ist gewährleistet", betont Brunner.
Die Essensversorgung wird derzeit von der Küche der Senivita Baiersdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt) geleistet, auch weiterhin, dann unter dem Dach der Firma Dorfner, die ebenfalls die Reinigung in Gräfenberg übernimmt.
"Senivita Gräfenberg hat von sich aus den Aufnahmestopp verhängt, bis sich die neue Situation eingespielt hat", bestätigt Brunner.