Auf eine Brotzeit mit... dem Platzwart des 1. FC Nürnberg

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Gerd Scheuerlein (rechts) pflegt den Fußballplatz im Max-Morlock-Stadion. Bei einer fränkischen Brotzeit erklärt er dem MGO-Volontär Ronald Heck unter anderem, wie das Muster auf dem Feld entsteht. Foto: Matthias Hoch
Gerd Scheuerlein (rechts) pflegt den Fußballplatz im Max-Morlock-Stadion. Bei einer fränkischen Brotzeit erklärt er dem MGO-Volontär Ronald Heck unter anderem, wie das Muster auf dem Feld entsteht.  Foto: Matthias Hoch
Im Sommer muss das Platzwart-Team öfter mähen, damit die Grashalme rund 2,5 Zentimeter hoch bleiben. Foto: Ronald Heck
Im Sommer muss das Platzwart-Team öfter mähen, damit die Grashalme rund 2,5 Zentimeter hoch bleiben. Foto: Ronald Heck
 

Gerd Scheuerlein ist der Hüter über den Nürnberger Rasen. Im Interview gibt er Einblicke hinter die Kulissen des traditionsreichen Max-Morlock-Stadions.

Bundesliga-, Nationalmannschaftsspiele, Großveranstaltungen und Konzerte - im Nürnberger Stadion ist immer was los. Das Max-Morlock-Stadion zählt mit 50 000 Plätzen zu den größten Fußball-Arenen in Deutschland. Herr über das Rasengrün ist Gerd Scheuerlein. Seit 2013 ist der 49-Jährige der Platzwart vom 1. FC Nürnberg. Zusammen mit einem siebenköpfigen Team pflegt er die Grünanlagen des Clubs.



Video: Auf eine Brotzeit mit dem Platzwart des 1. FC Nürnberg

Wie sind Sie Platzwart im Max-Morlock-Stadion geworden?
Gerd Scheuerlein: Ich war vorher neun Jahre Platzwart in meinem Heimatverein in Mögeldorf. Mein Vorgänger "Konni" (Konrad Vestner) hat mich gefragt. Er hat gesehen, dass es bei mir "drüben" klappt und sich wohl gedacht: Den könnt' ich mir schnappen. Wir beide waren dort drüben auf der Treppe des Stadions gehockt - es war totale Ruhe - und dann hat er gemeint: "So eine Gelegenheit bekommst du nicht wieder." Erst habe ich mich noch gewehrt. Es ist doch etwas anderes, ob man bei einem Amateurverein arbeitet oder hier im Stadion. Doch ich habe Ja gesagt. Im August werden es vier Jahre.

Was umfasst Ihr Job?
Mein Hauptaugenmerk ist der Rasen. Das Mähen ist das Wichtigste. Dann die Beregnung einstellen, damit immer genügend Wasser auf dem Spielfeld ist. Und düngen. Für die Spiele machen wir natürlich noch die Linierung. Jeden zweiten Tag bin ich im Stadion. Im Sommer mähen wir drei- bis viermal in der Woche.

Auf was müssen Sie achten?
Die Grashalme müssen zum Spiel zwischen 2,5 und 2,8 Zentimeter hoch sein. Dafür mähe ich den Platz mit dem Spindelmäher auf 2,4 bis 2,5 Zentimeter. Es kommt auch immer auf die Witterung an. Jetzt im Sommer wächst er jeden Tag einen halben bis einen dreiviertel Zentimeter, da muss ich ihn kurz vor dem Spieltag mähen. Wenn kein Spiel ist, dann lass ich den Rasen lieber ein bisschen höher, damit er mir nicht "verbrennt".

Wie bereiten Sie den Rasen auf ein Fußballspiel vor?
Vor jedem Spiel mähe ich das Muster in den Rasen. Und ich mache die Linierung. Erst linieren wir vor und am Spieltag liniere ich den ganzen Platz ein.

Haben Sie schon viel Kurioses hier im Stadion erlebt?
Ich sage mal - gottseidank nicht. (lacht) Ich mache das ja erst vier Jahre lang. Bisher habe ich noch nicht erlebt, dass ein Tor umgefallen ist oder dass die Regenanlage plötzlich angeht. Das ist ja alles schon passiert.

Als Zuschauer kennt man die verschiedenen Rasenmuster. Entscheiden Sie das selbst?
Also für die Bundesliga kann ich ihn mähen, wie ich will. Ich könnte da auch querfeldein fahren, normalerweise interessiert das niemanden. Aber das macht natürlich keiner. (lacht) Normalerweise mähe ich das gängige Streifenmuster. Das ist von der Optik schön. Bei Länderspielen hingegen geben der DFB und die UEFA vor, wie du den Rasen mähen musst. Zum Beispiel müssen die "Kästen" eine bestimme Länge haben. Sie geben das Muster vor, das sie für das Fernsehen haben wollen.

Wie kommt überhaupt das Muster in den Rasen?
Mit dem Spindelmäher, der hat Walzen dran. Ich spanne quer über den Platz Schnüre und fahre mit dem Mäher an ihnen entlang. Die Walzen drücken das Gras in eine Richtung und es sieht hellgrün aus. Und wenn ich zurückfahre, dann drückt es sich gerade anders herum hin und es sieht dunkelgrün aus. Das ist der ganze Gag.

Was machen Sie am Spieltag?
Da bin ich einer der ersten, die im Stadion sind. 90 Minuten vor dem Spiel bin ich immer da. Ich schaue nach dem Rasen und den Tornetzen. Dann passe ich die Schiedsrichter ab und frage, ob alles passt. Es kann ja immer einmal sein, das ein Netz nicht stimmt.
Als Nächstes kommen auch schon die Spieler. Jetzt im Sommer, wenn es heiß ist, gebe ich dem Rasen zuvor ringsum Wasser. Die meisten wollen es mittlerweile ein bisschen nass. Nach dem Warmmachen gehen wir wieder mit unseren Gabeln über den Platz und stopfen ein wenig die Löcher.

Schaut man als Platzwart ein Fußballspiel anders? Sorgen Sie sich um Ihren Rasen?
Nein, den Platz kann ich danach wieder herrichten. Das ist kein Problem. Die sollen ordentlich Fußball spielen. Der Rasen ist ja keine Blumenwiese und keine Bundesgartenschau. Das ist ein Fußballplatz und der kriegt eben ab und zu etwas ab. Aber im Moment ist der gut beieinander. Ich denke, dass er die Spiele gut verkraftet.

Was sagen die Spieler über das FCN-Fußballfeld?
Bisher hat sich niemand beschwert. (lacht)

Ist das ein gutes Zeichen?
Solange man nichts hört, passt's schon, denke ich. Ich würde mir allerdings wünschen, öfters Feedback von den Sportlern zu bekommen.
Nur einmal ist Torsten Lieberknecht, der Trainer von Braunschweig, auf mich zugekommen und hat gesagt: ,Super Rasen, Kompliment!'

Sie sind selbst Club-Fan. Haben Sie einen Lieblingsspieler?
Nein. Aber Marek Mintal (ehemaliger Spieler und heute Nachwuchs-Trainer beim 1. FC Nürnberg) ist super. Mit dem kommt man sofort ins Gespräch. Das ist ein ganz feiner Kerl.

Was verbinden Sie mit dem Rasen im Max-Morlock-Stadion?
Das ist schon ein gewisser Stolz. Ich möchte kein anderes oder neues Stadion haben. Es ist offen, dadurch kommen die Sonne und der Wind rein. Die neuen großen Stadien sind ja viel zu eng. Deswegen brauchen die auch Beleuchtung und weiß der Kuckuck was. Die Greenkeeper dort müssen ganz anders arbeiten. Ich bin froh, dass ich das nicht brauche. Und die Stimmung im Stadion ist auch gut.

Haben Sie privat einen Rasen?
Ja, zu Hause schaue ich natürlich auch, dass meine Wiese schön ist. Aber je schöner das Gras ist, umso mehr Arbeit hast du.

Welche Tipps hat ein Profi-Rasenpfleger für Hobbygärtner?
Das Wichtigste ist, dass man den Rasen nicht vertrocknen lässt. Wasser geben, ein- bis zweimal im Jahr düngen, regelmäßig mähen - es ist kein Hexenwerk.

Die Fragen stellten
Jennifer Brechtelsbauer
und Ronald Heck.