Auch leere Läden sind erwünscht

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Wer sich grundsätzlich über nicht genutzte Ladenflächen in der Forchheimer Innenstadt beklagt, hat die Philosophie der Leerstands-Manager nicht verstanden.

Rund 330 Standorte des Einzelhandels gibt es in Forchheim. Wobei in der Innenstadt aktuell gerade mal ein Dutzend Läden leer steht. Das entspricht einer "Leerstandsquote" von etwa drei Prozent. Mit diesen Zahlen überraschten Wirtschaftsförderer Viktor Naumann und Birgit Müller, Mitarbeiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, den Haupt-und Kulturausschuss am Donnerstag.

"In einer funktionierenden Volkswirtschaft wird es immer Leerstände geben", betonte Naumann. Gäbe es keine leeren Flächen, könnte man Interessenten auch keine Angebote machen. Unter diesen Angeboten befinde sich momentan lediglich ein einziges größeres Objekt: die 200 Quadratmeter im ehemaligen Bekleidungshaus Knauer & Körber.

Birgit Müller skizzierte knapp die Arbeitsweise der Leerstandsmanager: Die Wirtschaftsförderung der Stadt kooperiere mit der des Landkreises sowie mit den Stadtsanierern, dem Liegenschafts - und dem Planungsamt. Die Leerstandsliste werde permanent via Internet aktualisiert.

Ehrgeiziger Ulrich Schürr

Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) betonte, dass der Leerstand nicht nur einfach verwaltet werde. Mitarbeiterinnen wie Birgit Müller nähmen weite Strecken in Kauf, um Interessenten nach Forchheim zu holen: "Sie geht auf die Leute zu."

Ulrich Schürr (JB) kritisierte die Vorstellung, der Leerstand könne sich auf einem "stabilen Niveau" befinden: "Wir müssen den Ehrgeiz haben, das nicht so zu sehen."

Im Kulturausschuss gab es viele unterschiedliche Sichten auf den Leerstand. Udo Schönfelder sprach etwa vom "Pseudo-Leerstand" und meinte damit, dass manche Laden-Belegungen die Geschäftswelt nicht wirklich bereicherten: Etwa wenn die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in einer ehemaligen Apotheke in der Bamberger Straße Second-Hand-Bücher verkaufe. Es gebe die unterschiedlichsten Ursachen für Leerstände, sagte OB Franz Stumpf und attackierte zugleich jene Ladenbesitzer, die "immer nur etwas aus ihren Läden rausholen wollen", ohne je etwas zu investieren. Dieser Kritik schloss sich Gerhard Meixner (FGL) an: "In der Bamberger Straße gibt es Geschäfte, wo seit 40 Jahren nichts passiert."

Manfred Hümmer (FW) fand die Analyse der Leerstände schwierig, weil es manche "Nicht-Leerstände" nur deshalb gebe, weil die Läden "Eigentümer geführt" seien. Mit anderen Worten: Würden die Eigentümer die Läden nicht selbst nutzen, würde sie sonst niemand mieten und sie würden leer stehen.