Schluss nach 42 Jahren: Annafest-Ikone geht in Rente

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Die Annafest-Bude von Schwank´s Imbiss haben die Besucher viele Jahre zuerst erblickt, wenn sie zum Festplatz hochkamen Foto: privat
Die Annafest-Bude von Schwank´s Imbiss haben die Besucher viele Jahre zuerst erblickt, wenn sie zum Festplatz hochkamen Foto: privat
Den Brand der Weihnachtsmarktbude würde Elisabeth Schwank am liebsten verdrängen, Gatte Franz schwebte in großer Gefahr. Foto: privat
Den Brand der Weihnachtsmarktbude würde Elisabeth Schwank am liebsten verdrängen, Gatte Franz schwebte in großer Gefahr. Foto: privat
 
Mit dem Sprung durch die Luke entkam Franz Schwank dem Inferno, anderntags wurde klar, welch gütigen Schutzengel er hatte. Foto: privat
Mit dem Sprung durch die Luke entkam Franz Schwank dem Inferno, anderntags wurde klar, welch gütigen Schutzengel er hatte. Foto: privat
 
Franz Schwank besitzt zahllose Fotos und Dankesschreiben. Foto: privat
Franz Schwank besitzt zahllose Fotos und Dankesschreiben. Foto: privat
 
Elisabeth Schwank an der Riesenpfanne, eine von Franz erdachte Attraktion, deren Umsetzung einst 5000.- D-Mark verschlang Foto: privat
Elisabeth Schwank an der Riesenpfanne, eine von Franz erdachte Attraktion, deren Umsetzung einst 5000.- D-Mark verschlang Foto: privat
 
Seit Beginn des Weihnachtmarktes Forchheim war Schwank mit einer Bude (zunächst Ecke Buchhandlung Streit) vertreten . Foto: privat
Seit Beginn des Weihnachtmarktes Forchheim war Schwank mit einer Bude (zunächst Ecke Buchhandlung Streit) vertreten . Foto: privat
 
An der von OB Ritter von Traitteur 1989 besiegelten Städtepartnerschaft mit Rovereto übernahm Franz Schwank die Verköstigung. Foto: privat
An der von OB Ritter von Traitteur 1989 besiegelten Städtepartnerschaft mit Rovereto übernahm Franz Schwank die Verköstigung. Foto: privat
 
Orkan Wiebke wütete am Truppenübungsplatz Grafenwöhr, wo die US-Armee ein Fest für Rückkehrer des Golfkriegs veranstaltete. Foto: privat
Orkan Wiebke wütete am Truppenübungsplatz Grafenwöhr, wo die US-Armee ein Fest für Rückkehrer des Golfkriegs veranstaltete. Foto: privat
 
Zur einstigen Oberfrankenmesse "Ofra" gab Gaststar Jürgen Drews (sitzend 3.v.l.) Schwanks Serviceteam kostenlose Zugaben Foto: privat
Zur einstigen Oberfrankenmesse "Ofra" gab Gaststar Jürgen Drews (sitzend 3.v.l.) Schwanks Serviceteam kostenlose Zugaben Foto: privat
 
Eines seiner letzten Zelte stellte Franz Schwank vor zwei Jahren an der Kerwa in Wolfsberg. Er zeigte immer an, wo es lang geht. Foto: privat
Eines seiner letzten Zelte stellte Franz Schwank vor zwei Jahren an der Kerwa in Wolfsberg. Er zeigte immer an, wo es lang geht. Foto: privat
 

42 Jahre lang waren Franz und Elisabeth Schwank mit ihrer Imbiss-Bude eine Institution auf dem Annafest. Schräg gegenüber vom Riesenrad, an der Sandsteinmauer bei den unteren Kellern, trafen sie immer den richtigen Geschmack.

Am Festplatz, schräg gegenüber vom Riesenrad, wird mancher Annafest-Besucher dieser Tage vergeblich nach dem Stand von Franz Schwank suchen, der dort viele Jahre vor der Sandsteinmauer an den unteren Kellern seine Speisen feilbot. Nach über 42 Jahren hat "Schwank's Imbiss" seine Verkaufsfenster jedoch geschlossen und ist nicht mehr am Annafest vertreten.

Beim Besuch im Hallerndorfer Ortsteil Schlammersdorf öffnet ein gut gelaunter Mittsechziger das Gartentor. Nach Sichtung einiger Fotos wird klar, die Geschichte der Firmenhistorie könnte auch für ein Drehbuch dienen. Übersichtlich haben die Schwanks den Werdegang ihres Unternehmens datiert: Das Gewerbe "Imbissbetrieb" wurde zum 21. Oktober 1976 angemeldet, die Erweiterung um den Geschäftszweig "Zeltverleih" folgte zum 1. April 1986.

Gefunkt hat's in der Disco

Zudem finden sich im Ordner Dankesschreiben von Vereinen und Gemeindeoberhäuptern, wobei das des einstigen Forchheimer Oberbürgermeisters Karlheinz Ritter von Traitteur hervorsticht, wie Schwank nicht ohne Stolz zeigt: "Er hat sich bei uns persönlich bedankt für die übernommene Verköstigung der Gäste aus Rovereto bei der Gründung zur 1989 besiegelten Städtepartnerschaft."

Franz Schwank kam 1952 als Gastwirtssohn im Steigerwald zur Welt und lernte später bei der Metzgerei Belzer in Forchheim. Dort stand hinter dem Verkaufstresen die drei Jahre jüngere Elisabeth. Die gebürtige Schlammersdorferin ging gerne in die nahe Disco in Schnaid, wie sie sich erinnert: "Schon als 15-jährige war ich dort mit einer Freundin tanzen und zwischen Franz und mir hat es erst da richtig gefunkt, obwohl wir uns ja aus der Metzgerei kannten." Die Ehe, aus der zwei Töchter hervorgingen, wurde 1973 geschlossen, drei Jahre später machten die Schwanks Nägel mit Köpfen: Die erste Imbiss-Bude eröffnete in der Burgerhofstraße in Forchheim.

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Der Start verlief rasant, der Betrieb wurde schnell personell aufgestockt. Schon nach kurzer Zeit stand "Schwank's Imbiss" auch in Ebermannstadt und vor der Disco in Schnaid. Ab 1977 war Schwank am Walberla, am Annafest und der Sandkerwa in Bamberg ein fester Bestandteil. Nach und nach kamen Bewirtungen von Zelten auf Kirchweihen und Wochenmärkte hinzu, der Terminkalender füllte sich.

Die Idee mit dem Metallrahmen

Die ständigen Auf- und Abbauarbeiten aus Holzelementen bestehenden Buden brachten Schwank, der immer nach Verbesserungen strebte, auf eine Idee: "Ich habe ab 1979 feste Häuschen auf Metallrahmen gebaut, die mittels Rädern beweglich waren. So ersparten wir uns viel Arbeit und Zeit. Ich will nicht sagen, dass ich das erfunden habe, aber andere Schausteller kamen und sahen sich meine Buden genau an."

Er war auch einer der ersten, der Speisen aus einer riesigen Eisenpfanne anbot: "Sie kostete uns um die 5000 D-Mark, war aber zu dieser Zeit eine Attraktion - und geschmeckt hat es den Leuten auch." Überhaupt hat sich das Essensangebot von den 70er-Jahren bis heute immer wieder geändert, sagt Elisabeth Schwank: "Die Klassiker Haxen und Hähnchen, Bratwürste, Pommes, Steaks, Schaschlik und Hamburger haben gegenüber Döner, Gyros und Pizza nachgegeben - und auch mexikanische Fladen gehören inzwischen dazu. Wer will, bekommt sogar Baggas mit Apfelmus oder Räucherlachs und Franz hat eine Kühltheke gemacht, wo wir neben Brotzeiten und Fischbrötchen auch Schmalz- und Schnittlauchbrote anbieten können. Wir haben uns immer nach den Kunden orientiert."

Das Erfolgsgeheimnis steckt nicht nur in Qualität und Fleiß, die Art der Schwanks hat über die Jahre viele Freundschaften entstehen lassen: "Wir hatten schon immer alle Schichten der Gesellschaft als Kunden und haben nie einen Unterschied zwischen arm und reich gemacht. Das spüren die Leute", sagt Franz Schwank, der die Wartezeit seiner Kunden gerne mal mit einem Witz verkürzte.

Deutschlandweit unterwegs

Zehn Jahre nach der Gründung erweiterte sich Schwank um den Geschäftszweig "Zeltverleih" und war ab da noch mehr als Spezialist bei der Durchführung von Festlichkeiten gefragt: "Ab da hatte ich eine richtige Mannschaft, mit der ich auch deutschlandweit Messen und Großevents ausstatten konnte. Die großen Zelte waren in eigenen Lkw untergebracht."

Doch bei allen Erfolgen gab es Rückschläge, was in diesem Metier stark ins Geld gehen kann. Der Orkan "Wiebke" verursachte massive Sturmschäden an einem Zelt, die ab Windstärke 8 zwar von der Versicherung übernommen werden, aber das Geschäft lag für längere Zeit brach: "Am Truppenübungsplatz Grafenwöhr veranstaltete die US-Armee ein Fest für Rückkehrer des Golfkriegs, es standen insgesamt 60 000 Quadratmeter Zelte und unseres war total demoliert."

Auf manchen Schäden blieb Schwank aber wegen nicht erreichter Windstärke sitzen: "Ein Sturm fegte mit Windstärke 7,48 über ein Sportgelände, den Schaden von 28 000 Euro musste ich selbst tragen". Der materielle Schaden sei aber immer ersetzbar, wirft Elisabeth Schwank ein, und möchte eigentlich gar nicht über den schwersten Zwischenfall der Firmengeschichte reden, bei dem ihr Gatte in Lebensgefahr war.

Gegen die Tür geschleudert

Ab den 80ern entstanden landesweit öffentliche Weihnachtsmärkte - am Forchheimer Rathausplatz waren die Schwanks von Anfang an dabei. Zuerst stand die Bude im Eck vor der Buchhandlung Streit, als Franz Schwank 1992 bei Vorbereitungsarbeiten von einer Verpuffung überrascht wurde: "Die Druckwelle schleuderte mich an die Tür und die Stichflamme versengte mir Haare, Augenbrauen und den Schnurrbart. Zum Glück hatte ich bereits eine Luke geöffnet, aus der ich hinaussprang, denn Sekunden später stand das trockene Holz in lodernden Flammen. Da hatte ich einen gütigen Schutzengel."

Nun ist es aber an der Zeit, den Ruhestand zu genießen - nach 42 Annafesten am immer selben Platz. Wie sich das anfühlt, konnten die Schwanks schon am Walberla-Fest erleben, wo sie zwar wie immer vertreten waren, diesmal jedoch als Privatleute auf Einladung von Bürgermeisterin Anja Gebhardt: "Diese Wertschätzung freut uns sehr, wir fühlen Dankbarkeit und haben es ja so geplant", erzählt Franz Schwank, der sich noch nicht so ganz vom arbeitsreichen Alltag trennen mag. Und seine Frau erzählt: "Wir hatten uns ja im Jahr 2000 mit der Produktion und Lieferung von Pizza erweitert und verleihen unseren Kunden die Pizzaöfen kostenlos dazu, von denen wir inzwischen 30 Stück haben. Wie lange wir das noch machen, wissen wir nicht. Unsere beiden Töchter haben sich beruflich jedenfalls anders orientiert."