Noch sind Verkaufsanzeigen für das "Hotel Alte Post" in Gräfenberg zu finden. Nun hat der Besitzer sein Verkaufsangebot zurückgezogen.
"Optik Schink" steht auf der Fassade des geschichtsträchtigen Gebäudes in Gräfenberg, das für jeden Einheimischen als "Hotel Alte Post" bekannt ist. Es steht zum Verkauf über die Raiffeisenbank, auch in Anzeigen verschiedener Immobilien-Netzwerke im Internet. Schon seit zwei Jahren.
"Das steht nicht mehr zur Disposition", bekräftigt Thomas Frank, der Eigentümer des ehemaligen Hotels. "Es würde mich wundern", meint auch Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD), der mit Frank vor einigen Wochen telefonierte und dasselbe Dementi hörte.
Grund für das Telefonat war eine Anfrage vom Landratsamt Forchheim nach möglichen Flüchtlingsunterkünften. Auch das "Hotel Alte Post" wurde da genannt.
Ob es dafür geeignet wäre, lautete die Anfrage, die nicht unbedingt auf einen Interessenten für das alte Gebäude hindeute, wie Nekolla meint.
Denkmalgeschützt
Zu möglichen Asylbewerberunterkünften werden inzwischen die Kommunen um Stellungnahme gebeten. Das tat Bürgermeister Nekolla auch. Seiner Meinung nach ist das denkmalgeschützte Haus völlig ungeeignet als Unterkunft für Asylbewerber. Eine solche Nutzung komme für ihn in diesem Gebäude überhaupt nicht in Frage. Schon wegen der Lage am Marktplatz sei es nicht geeignet.
Außerdem befindet sich ein Optik-Geschäft in dem "Hotel Alte Post". Dem Gräfenberger Stadtoberhaupt ist es sehr wichtig, die Optikerin in der Stadt zu haben.
Um sich über einen möglicherweise anstehenden Kauf zu vergewissern, telefonierte er mit Thomas Frank, dem Besitzer des "Hotels Alte Post". Er hatte es damals gerade wegen des Optik-Geschäfts seiner Frau gekauft, das dort neue Räume finden sollte.
"Der Laden müsste bleiben", bekräftigt Frank, und wenn er es verkauft hätte, dann ohnehin nur an jemanden, der zudem ein Gefühl für alte Gemäuer hätte. Zu den angebotenen Konditionen, für 365 000 bis knapp 400 000 Euro, steht das alte Hotel mit 330 Quadratmetern Wohnfläche bei den Immobilienhändlern zum Verkauf.
Lage am Marktplatz
Ein Verkauf, der für ihn nicht mehr in Frage kommt und überhaupt nicht, um dort eine Unterkunft für Asylbewerber einzurichten.
"Weder von der Lage am Marktplatz her noch baulich wäre das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft geeignet", stimmt Thomas Frank zu.
Die Hotelzimmer - es befinden sich noch alte Holzdecken in den Räumen - sind schon vom Vorbesitzer zu kleinen Wohnungen umgebaut worden. Viereinviertel Wohnungen sind aus den Einzelzimmern entstanden. Zwei Wohnungen sind vermietet, wie Frank berichtet. Die beiden anderen werden von ihm gerade nach und nach saniert. Neue Fenster hat er schon einbringen lassen in den Wohnungen im ersten Stock.
Das historische Gebäude war der zweite Grund für Bürgermeister Nekollas Telefonat mit dem "Hotelbesitzer". Denn bereits vor zehn Jahren, als sich der Waffenstillstand des österreichisch-preußischen Krieges zum 140. Mal jährte, spielten Laienschauspieler der Altstadtfreunde die Friedensvorverhandlungen nach.
Denn Gräfenberg war 1866 der fränkische Schauplatz in dem österreichisch-preußischen Krieg, in dem Bayern die Österreicher unterstützt hat. Der eigentliche Waffenstillstand fand bereits am 3. Juli 1866 statt, als in Gräfenberg noch gekämpft wurde. Otto von Bismarck, preußischer Ministerpräsident, wollte maßvolle Friedensverhandlungen. Die Männer des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin verhielten sich in der kleinen Stadt anständig, was die Bewohner mit Ständchen begrüßten. Mit Bonbons revanchierte sich der Großherzog.
Auch das Fassadengemälde auf dem Haus, das Georg Prell 1927 malte, zeugt von den wichtigen Friedensverhandlungen im "Bruderkrieg". Die Inschrift lautet: "In diesem Haus wurde 1866 in der Nacht vom 30. auf 31.
Juli zwischen Bayern und dem Norddeutschen Bund durch den bayerischen Oberstleutnant Roth mit Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin Waffenruhe vereinbart."
Trotz dieser Historie bestand für die Altstadtfreunde kein Grund, das alte Gebäude zu erwerben. "Es muss nicht saniert werden", hebt Vorsitzender Otto Müller den guten Zustand des Gebäudes hervor. Das Fassadenbild wurde erst vor zehn Jahren renoviert.
Und da weder Flüchtlinge einziehen werden noch das Gebäude länger zum Verkauf steht, kann die 150-Jahr-Feier dieses Waffenstillstands an und mit dem Gebäude gefeiert werden.