Archivgüter des ehemaligen Büttner- und Bierbrauervereins sind entdeckt, restauriert und nun dem Stadtarchiv Forchheim übergeben worden.
Eine Zunftlade mit Siegeln, die Zunftordnung von 1740 und das Zunftbuch von 1615 wurden dem Stadtarchiv als ständige Leihgabe übergeben. Dabei handelt es sich um Archivgüter des ehemaligen Büttner- und Bierbrauervereins, der aus der Brauerzunft hervorgegangen ist.
In der Zunftordnung werden seit dem frühen Mittelalter die Vorschriften einer Handwerkszunft schriftlich festgehalten. In der vorliegenden Brauerzunftordnung sind die Ausbildung mit Lehr-, Wander-, Gesellenjahren, Berufsausübung und Erlangung des Meistergrades beschrieben.
Meisterprüfungen ab 1866
Das Zunftbuch führt protokollarisch alle abgelegten Meisterprüfungen bis 1866 auf sowie die Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen und die Ausgaben. Offensichtlich wurde gerne und viel gefeiert. Über eine Faschingsfeier wird geschrieben: "Da ging's hoch her. Der Zunfthumpen ist verschwunden." Auch besonders wichtige Vorkommnisse werden hier erwähnt. So zeigten die Brauer anlässlich der Erbhuldigung von Bischof Friedrich Karl von Schönborn 1731 einen Reifentanz. Die Personen und die Art der Kleidung für dieses Fest werden detailliert vermerkt. Die beigefügten zwei Siegel aus dem 17. und 18. Jahrhundert benötigte man, um Arbeitszeugnisse auszustellen und Meisterbriefe zu beurkunden.
Holzschatulle
Diese Utensilien wurden in der Zunftlade aufbewahrt. Die Holzschatulle enthält sogar ein Geheimfach - leider leer! In die Abdeckung des Faches sind die Initialen HBR geschnitzt. Vermutlich stehen sie für den Namen des Stifters der Zunftlade, Hans Paul Reiser, Bierbrauer und Bürgermeister im Jahr 1690.
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Dieter George, hob die Bedeutung der Innungen und Zünfte als vordemokratische Elemente hervor. Diese hatten das Recht, im Rahmen der territorial-herrschaftlichen Gegebenheiten ihre wirtschaftlichen Angelegenheiten selber zu bestimmen. Die Vertreter der Zunft prägten den Rat einer Stadt.
George nannte die hinzugewonnenen Archivalien "Ein Juwel für das Archiv". Das Stadtarchiv akkumuliere das Wissen einer Stadt, sagte der ehemalige Kulturreferent. So hätten die Bayern bei der militärischen Besitznahme Forchheims 1802 neben der Stadtkasse und dem Ratssilber als erstes das Archiv mitgenommen, weil hier alle Besitzverhältnisse aufgeführt sind.
Rainer Kestler, der Archivar der Stadt Forchheim, dankte für die Fundstücke. Diese wurden vom Heimatforscher Reinhold Glas aus dem Besitz von Maria Schneider - Tochter des letzten Besitzers des Forchheimer Brauhauses - und Hans Schmitt - ehemaliger Besitzer der Schindler-Brauerei - zusammengeführt und vom Heimatverein Forchheim zur Renovierung bei Sonja Schrüfer in Auftrag gegeben.