Alfons Nützel ist der Vorbeter von Hallerndorf

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Alfons Nützel Foto: Lengenfelder
Alfons Nützel Foto: Lengenfelder

Nur das Zölibat hinderte Alfons Nützel, selbst Pfarrer zu werden. Stattdessen engagiert er sich nun schon seit beinahe einem halben Jahrhundert in der Pfarrei St. Sebastian. Das politische und kirchliche Hallerndorf würdigt nun den 65-Jährigen.

Ohne Menschen wie ihn würde in unserer Gesellschaft vieles nicht funktionieren. Auch in der Kirche sind viele Dinge ohne ehrenamtliche Helfer einfach nicht machbar. In Hallerndorf gehört Alfons Nützel zu denjenigen, die seit Jahrzehnten wie selbstverständlich ihre freie Zeit investieren, um sich ehrenamtlich zu engagieren.
In diesem Jahr kann er auf 45 Jahre als Vorbeter und 30 Jahre als Wallfahrtsführer in der Pfarrei St. Sebastian Hallerndorf zurückblicken. Unter zwölf Pfarrern hat Nützel in Hallerndorf seinen Dienst verrichtet. Beinahe hätte Hallerndorf sogar noch einen weiteren Geistlichen gehabt, doch Nützel entschied sich wegen des Zölibats gegen eine Priesterlaufbahn. Seit er mit neun Jahren Ministrant wurde, ist Nützel seiner Pfarrei verbunden. "Damals war es eine große Ehre Ministrant sein zu dürfen", erinnert sich der Jubilar.


Ein Schubs zur rechten Zeit

Ein halbes Jahr Vorbereitungszeit war damals Pflicht, und die lateinischen Gebete, wie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil üblich, mussten natürlich auch alle auswendig gekonnt werden.
Zum Vorbeter wurde der 65-Jährige, weil sein Onkel Tilman Renker - ein Franziskanerpater - ihm quasi einen Schubs zur rechten Zeit gegeben hat. Nach dem Onkel ist in Hallerndorf auch eine Straße benannt. "Das Vorbeten ist nicht das Problem", erklärt Nützel. "Egal ob Flurumgang oder Wallfahrt, ich habe alle Texte immer selbst zusammengestellt", sagte Nützel. Das sei für ihn eine Herausforderung gewesen. Dass sein Engagement bis heute anhalten würde, das hätte Nützel damals nicht gedacht. "Die Jahre sind wie im Flug vergangen." Jahre, die viel Arbeit in Anspruch genommen, aber auch immer Spaß gemacht haben. "Es sind schöne Zeiten, die ich nicht missen will."
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Zeit unter Pfarradministrator Josef Büttel (1980-2000), als Hallerndorf keinen eigenen Pfarrer hatte. Damals war Reinhard König Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Nützel sein Stellvertreter. "Pfarrer Büttel hat uns viele Freiheiten gelassen", erinnert sich Nützel. Mehrere Baumaßnahmen konnten so in Angriff genommen werden, darunter der Bau des Kindergartens und die Renovierungen der Pfarrkirche St. Sebastian und der Kirche am Kreuzberg.
So viele Ereignisse hat Nützel miterlebt, darüber könne er ein Buch schreiben, sagt er. Neben seinen Tätigkeiten als Vorbeter und Wallfahrtsführer, für die er von Pfarrer Matthias Steffel, dem Bürgermeister Torsten Gunselmann (FWG) und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Angela Peschke ausgezeichnet wurde, war beziehungsweise ist er unter anderem noch Kirchenrat, Pfarrgemeinderat, Gründungsmitglied der KAB, Lektor, Kommunionhelfer, Mesner und in der Vorstandschaft der Marianischen Sodalität. Auch als jahrelanges Mitglied des Hallerndorfer Gemeinderats vertrat er dort die Interessen der Kirche und hatte Anteil am guten Draht zur politischen Gemeinde. Außerdem sammelt er seit 1970 akribisch alle Dokumente und Presseartikel, die mit der Pfarrei zu tun haben, in einem Ordner.

Treffen der Pilger

Viele Feste und Jubiläen wurden in all den Jahren begangen. Gerne denkt er etwa an die Schwesternstation in Hallerndorf zurück, die im Jahr 1982 ihr 50. Jubiläum gefeiert hatten.
Sie kümmerten sich etwa um den Kindergarten und um schwer kranke Einwohner. Heute gibt es sie wegen Schwesternmangels nicht mehr. "Die Schwestern sind ein Segen für die Gemeinde gewesen", sagt Nützel rückblickend.
Sein Lieblingsort in der Pfarrei ist die Kreuzbergkirche, wo Nützel gerne Führungen für interessierte Kirchenbesucher veranstaltet und wo er auch auf Jakobspilger trifft. Diese Begegnungen schätzt er sehr. Dort kann er auch, wie er sagt, in aller Stille beten und den Gedanken ihren Lauf lassen. Ein tiefes Schockerlebnis war jedoch, als Diebe Anfang der 70er-Jahre die wertvollen Heiligenfiguren aus der Kreuzbergkirche stahlen.
Dank des Tipps eines Kreuzberggasts, der zwei Verdächtige auf den angrenzenden Bierkellern bemerkt hatte, konnten die Kriminellen jedoch rasch überführt und die Figuren gesichert werden. Seitdem gibt es in der Wallfahrtskirche eine Alarmanlage.

So lange es nur geht

Wie sehr Nützel der Erhalt des mittelalterlichen Baus am Herzen liegt, zeigt auch die Aktion "Kreuzberg-Aktie", die er ins Leben gerufen hatte, und die im vergangenen Jubel-Jahr der Kreuzberkirche zur Finanzierung von Renovierungsarbeiten beigetragen hat.
So lange es die Gesundheit erlaubt, will Alfons Nützel in jedem Fall in Hallerndorf weitermachen. Wie lange das sein werde, wisse er nicht. "Das überlasse ich dem lieben Gott", sagt der 65-Jährige.