Abgesagtes Annafest: Eine Königin (fast) ohne Reich

2 Min
Sie kann es: Bierkönigin Melanie I. zeigt sich bei der FT-Bierprobe vorige Woche zum eigentlichen Annafest-Auftakt ihrer Aufgabe gewappnet. Foto: Ronald Rinklef
Sie kann es: Bierkönigin Melanie I. zeigt sich bei der FT-Bierprobe vorige Woche zum eigentlichen Annafest-Auftakt ihrer Aufgabe gewappnet.  Foto: Ronald Rinklef

Kein Annafest 2020 - wir stellen die Gesichter des Forchheimer Traditions-Events vor und erzählen, was sie bewegt. Forchheims neunte Bierkönigin Melanie Lucius wird in die Geschichte eingehen. Sie will aber trotz Corona das Beste aus ihrem Amt machen.

Eines war von Vorneherein klar: Die Wahl der neunten Bierkönigin wird in die Geschichte der Stadt Forchheim eingehen. Am Sonntag sind es exakt 100 Tage, seit Melanie Lucius am 25. April zum eigentlich offiziellen Auftakt der Kellerwaldsaison ins Amt gehoben wurde. Besser gesagt, als sich die 34-jährige Notarfachangestellte selbst krönen musste.

Noch Wochen danach konnte sie ihrer Mission nach den Einschränkungen durch die Pandemie aber kaum gerecht werden. Lediglich Foto- und Pressetermine waren möglich. Diese viral gegangenen Aufnahmen zeigten stets eine in Richtung Fokus blickende Majestät, die sich alleine im Kellerwald präsentierte und sich scheinbar selbst zuprostete. Mehr Königinsein war zu jenem Zeitpunkt nicht drin.

Schon die von Tourismuschef Nico Cieslar perfekt organisierte Inthronisierung am Greif-Keller war durch das zwangsweise fehlende Publikum ungewöhnlich. Zwischen OB Uwe Kirschstein und dem Kellerwald-Bürgermeister, damals noch Franz Streit, sitzend stand die designierte Königin den Fragen Rede und Antwort, die Szenerie wurde sogar via Internet live nach draußen übertragen.

Länger im Amt

Ein weiteres Novum: Die Verantwortlichen rangen sich durch, die Amtszeit der neuen Majestät situationsbedingt um ein Jahr auf drei zu verlängern: "Das Highlight für jede Bierkönigin ist unser Annafest. Dieses Event sollte jede Bierkönigin auch zwei Mal als Würdenträgerin erleben dürfen. Darum haben wir aufgestockt."

Im Rückblick gewinnt Melanie der ersten Etappe ihrer Amtszeit das Positive ab: "Für mich war dieser Tag etwas Besonderes. Er sollte nicht durch die Umstände kaputt gemacht werden und ich bin auch froh, dass alles so prima geklappt hatte. Und letztlich konnte ich viel intensiver von Markus Raupach in Sachen Braukunst geschult und auf meine Aufgaben vorbereitet werden. Er ist Biersomelier und der Gründer der Deutschen Bierakademie."

Um die Stadt Forchheim, sowie die vier örtlichen Brauereien Hebendanz, Neder, Eichhorn und Greif bei Veranstaltungen und Messen würdig repräsentieren zu können, zeigte ihr der Bamberger Raupach das Einmaleins aus Hopfen und Malz auf: "Dass es so interessant würde, hatte ich nicht geahnt und wer sich mit Bier beschäftigt, sollte vielleicht selbst mal eines seiner Seminare besuchen.

Da sie ohnehin lieber Bier als Prosecco trinkt, passt das erworbene Hintergrundwissen zu ihren Lebensgewohnheiten. Zudem jobbt sie seit einem knappen Jahrzehnt nebenberuflich als Bedienung im Kellerwald und war seither schon als Kellnerin an mehreren Annafesten im Einsatz. Inzwischen nimmt die Amtszeit der Mutter einer siebenjährigen Tochter langsam Fahrt auf, öffentliche Termine häufen sich. Schon bei der Bierprobe zum eigentlichen Annafest-Auftakt, zu der FT-Redaktionsleiter Stephan Großmann geladen hatte, zeigte sich die Amtsträgerin routiniert.

Auch wenn heuer viele weitere Bierfeste ausfallen werden, nimmt es Melanie Lucius sportlich. Sie führt die Riege der in Forchheim bereits ab 2005 nach Idee von Franz Streit gekürten Bierköniginnen, und damit so früh wie sonst nirgendwo in Oberfranken, fort: "Um so mehr freue ich mich auf nächstes Jahr. Ich will Forchheim und den Brauereien eine würdige Bierkönigin mit Leidenschaft und Herzblut sein, weil ich den Kellerwald mit seinem Charme und meine Heimatstadt mit all ihren Menschen aufrichtig liebe "