7000 Forchheimer Signale an Minister Zeil

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Otwin Schneider (r.) von der Forchheimer Bürgerinitiative hat die Unterschriften an Wirtschaftsminister Martin Zeil (l., FDP) übergeben. Rückendeckung bekommt er von (hinten v. l.) Thomas Hacker (FDP, fast verdeckt), Thorsten Glauber (FW), Eduard Nöth (CSU), Georg Lang (CSU, halb verdeckt) und Oberbürgermeister Franz Stumpf (WUO). Fotos: Nikolas Pelke
Otwin Schneider (r.) von der Forchheimer Bürgerinitiative hat die Unterschriften an Wirtschaftsminister Martin Zeil (l., FDP) übergeben. Rückendeckung bekommt er von (hinten v. l.) Thomas Hacker (FDP, fast verdeckt), Thorsten Glauber (FW), Eduard Nöth (CSU), Georg Lang (CSU, halb verdeckt) und Oberbürgermeister Franz Stumpf (WUO). Fotos: Nikolas Pelke
 
 
 
Georg Lang (l.) und Otwin Schneider auf der Fahrt nach München
Georg Lang (l.) und Otwin Schneider auf der Fahrt nach München
 
Otwin Schneider mit Ordnern voller Unterschriften
Otwin Schneider mit Ordnern voller Unterschriften
 
Hält die S-Bahn eines Tages in Forchheim-Nord? Foto: JH
Hält die S-Bahn eines Tages in Forchheim-Nord? Foto: JH
 
 

Die Bürgerinitiative "Pro S-Bahn-Halt Forchheim-Nord" hat am Mittwoch in München Unterschriften an den Wirtschaftsminister übergeben. Selbst ein Stau kann sie nicht aufhalten.

Der Forchheimer Norden ist in aller Munde. Im Radio läuft der Wunsch nach einem S-Bahnhof rauf und runter, während Vize-Landrat Georg Lang (CSU), Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) und Otwin Schneider mit knapp 7000 Unterschriften im Gepäck im Auto auf dem Weg nach München sind.

Knapp 200 Kilometer, einen Stau und zwei Stunden später steht der Koffer mit den Unterschriften vor dem Landtag in München. Das Fernsehen hat Wind bekommen von der brisanten Unterschriften-Übergabe-Aktion, und wartet jetzt im Maximilaneum neben dem Stapel mit den Unterschriften genauso wie alle anderen auf den Schienenminister Martin Zeil (FDP). Derweil sendet der Flurfunk, der Minister sei angefressen, weil er nun als Sündenbock dastehe. Dann wirbelt Zeil in den Raum. Und will schnell zur Sache kommen.
Zeit ist schließlich auch eine Währung in der Politik.


Keine Lösung parat
"Ich bin nicht ganz der Zuständige", sagt der Minister und schaut in traurige Gesichter. Schnell schiebt er diesen Satz hinterher: "Wir stehen ja alle positiv dem Projekt gegenüber."

Eine Lösung hat er nicht parat, aber einen Weg im Kopf: "Jetzt müssen wir einen Weg finden, die Anforderungen, die der Bund und die Bahn stellt, zu erfüllen. Das ist der Punkt." Der Punkt sind die 1000 Ein- und Aussteiger pro Tag. Das Geld spielt freilich auch eine Rolle. Denn: Die ICE-Strecke von Nürnberg über Forchheim nach Erfurt finanziert der Bund nur zu 60 Prozent. Den Rest bezahlt Bayern. Folglich muss der strittige Haltepunkt Forchheim-Nord auch zu gleichen Teilen finanziert werden. So sieht das auch Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Bayern. Letztlich gehe es um die Finanzierung, ob der viergleisige Streckenausbau mit oder ohne zusätzlichen Haltepunkt im Norden der Königsstadt geplant und gebaut wird.



Wenn, ja wenn man im Forchheimer Norden mindestens 1000 potenzielle Ein- und Aussteiger nachweisen könne. Denn, steigt später niemand im Norden in die S-Bahn ein, könnte der Bund das Geld vom Freistaat zurückfordern. Und ganz alleine will Bayern auch nicht die Kosten tragen. Schließlich gibt es das zuhauf, dass Bayern und Bund die Kosten zusammen tragen. Mischfinanzierung nennt man das im Landtag. Und da könne der Freistaat nicht immer in die Bresche springen.


München traut dem Braten nicht
Wegen dieser drohenden Rückforderung traut man im politischen München den optimistischen Prognosen aus Franken nicht über den Weg. Zumal die Bayerische Eisenbahn Gesellschaft (BEG) von einem Fahrgastpotenzial weit unterhalb dieser magischen Grenze ausgeht. Je nach Papier zwischen 550 und 700. Zur Erinnerung: Bislang hatte Zeil argumentiert, man habe noch genügend Zeit bis die Bagger für die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Forchheim tatsächlich anrollen.Also könne noch kurz vor Baubeginn der zusätzliche S-Bahn-Halt in die Planungen aufgenommen werden.

Der Haken: Die Region glaubt nicht daran. Die These von Oberbürgermeister Franz Stumpf lautet folglich: Kommt der S-Bahnhof jetzt nicht, kommt er nie. Dann hat MdL Eduard Nöth (CSU) eine Idee: Schnellstmöglich muss der Landkreis und die Stadt der Eisenbahngesellschaft verbindlich erklären, dass die Schüler zum Schulzentrum im Norden zukünftig mit der S-Bahn fahren werden.

Das sei in München nach allen Gesprächsrunden offenbar immer noch nicht richtig angekommen. Noch hintersinniger die Idee von Thorsten Glauber (FW): Der ICE muss langsamer durch Forchheim fahren. Nicht mit 230 km/h, auch nicht nur mit 160 wie zwischen Nürnberg und Erlangen. "Aber vielleicht mit 180 zwischen Nürnberg und Forchheim." Dann werde es einfacher, den zusätzlichen Haltepunkt in die Hochgeschwindigkeitsstrecke zu integrieren. "Es hat richtig Spaß gemacht", sagt Otwin Schneider, der bürgerliche Vorkämpfer aus der Jean-Paul-Straße nach der Übergabe. Mit so viel Zuspruch hat er nicht gerechnet. Mit so viel Unterschriften sowieso nicht. Für seinen Stadtteil, den mit dem schlechten Ruf, den die Stadt immer so stiefmütterlich behandelt habe, freue es ihn einfach.


Breite Unterstützung
Mitgeholfen haben viele. Die Bürger, die mit ihrem Namen für einen zusätzlichen S-Bahnhof stehen. Und Otwin Schneider, der Sprecher der Bürgerinitiative "Pro-S-Bahn-Halt", der nicht locker gelassen hat.

Nicht weil er so ein großer Bahn-Fan ist. Der Stadtteil würde einfach von einem neuen S-Bahnhof profitieren. Aufblühen vielleicht. "Die einen haben ihr Ziel erreicht, die anderen stehen im Rampenlicht", sagt er zum Schluss und hofft nur darauf, dass der "Minister mein Pamphlet lesen tut".

Auf der Rückfahrt ruft Nöth beim Vize-Landrat an und sagt: "Ich habe noch mal mit dem Ministerpräsidenten gesprochen. Der steht voll hinter Forchheim-Nord." Auch die Bahn sendet spontan positive Signale in einer Pressemitteilung.Ein guter Tag für Forchheim in München.