Das brachliegende Hemmerleingelände in Neunkirchen am Brand wird bebaut. Anwohner fürchten Nachteile durch die 150 geplanten Wohneinheiten.
Es ist ein Bauvorhaben, das den größten Bevölkerungszuwachs in die Marktgemeinde Neunkirchen am Brand bringt: Die Schaffung von inzwischen auf 150 gestiegene Wohneinheiten auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerks Hemmerlein. Vor allem die privaten Anwohner brachten beim Planverfahren ihre Einwände an. "Ich freue mich darüber, dass wieder Leben auf das Hemmerlein-Brachgelände einzieht", sagt Christoph Reh zwar. Zumindest darüber besteht Konsens mit den anderen Anwohnern und den Gemeinderäten. Für weniger schön erachten die Anwohner die Höhe der Gebäude an der Kreisstraße, mehr Lärm durch mehr Verkehr und Schallreflexionen sowie fehlenden Lärmschutz. Die Wohngebäude, die auf dem Hemmerlein-Gelände errichtet werden, zählen teils vier Stockwerke.
Grundstücke östlich der Kreisstraße
"Unsere Häuser östlich der Kreisstraße sind gerade mal acht Meter hoch und die Grundstücke mit den Gärten sind in Richtung Westen angelegt. In der Freizeit schauen wir direkt auf ein 15 Meter hohes Gebäude und davor befindet sich noch die viel befahrene Kreisstraße", erklärt Reh seinen Unmut über das Vorhaben.
Norbert Back fürchtet vor allem die zunehmende Lärmbelästigung. "Die meisten der Anwohner werden direkt in die Gräfenberger Straße ein- und ausfahren mit begleitendem Lärm durch Beschleunigung", meint Back. Dass der Hochhausriegel nicht ins Ortsbild passe und den Lärm in der Gräfenberger Straße verschärfe, moniert ebenso Armin Hoffmann. " Die simple Lösung wäre eine Verlegung der Hochhäuser in die Geländemitte. Leider verweigern Investor und Lokalpolitik den Dialog darüber", bedauert Hoffmann.
Gemeinderat behandelt Einwände
Diese Einwände und die Stellungnahmen der Verwaltung dazu werden im Marktgemeinderat behandelt. Grenzwertig sieht FW-Fraktionssprecher Karl Germeroth die vier Geschosse der Gebäude an der Gräfenberger Straße. "Da das vierte Geschoss zurückgebaut wird, ergibt sich optisch ein etwas verträglicheres Bild. Wir sehen drei Geschosse gegenüber den Einzelhäusern auf der anderen Straßenseite als machbar und vertretbarer an", sagt Germeroth. Was den Kernpunkt Wohneinheiten betrifft, stellen sich Martin Walz und seine CSU-Fraktion auf die Seite der Bürger. Laut Stellungnahme der Verwaltung begründet der Investor die 150 Wohneinheiten mit dem im Baugesetzbuch festgehaltenen Umweltschutz, dass sparsam mit Grund und Boden umgegangen werden müsse und deshalb eine höhere bauliche Dichte angestrebt werde. Die 150 Einheiten seien notwendig, da die Revitalisierung des ehemaligen Betonwerks umfangreiche Abbruch- und Aufwertungsmaßnahmen voraussetze, die der Investor nur mit der entsprechenden Dichte wirtschaftlich umsetzen könne.
Walz plädiert für nur 100 Einheiten
150 Wohneinheiten findet jedoch Martin Walz übertrieben und nicht notwendig. "Deshalb sehe ich auch keinen Grund für die viergeschossige Bebauung im Norden des Grundstücks. Hier reichen drei Vollgeschosse völlig aus. Ich stelle mir ungefähr 100 Wohneinheiten vor. Das reicht aus, um die Entwicklung des Geländes wirtschaftlich betreiben zu können und überfordert die Gegend und die Nachbarschaft nicht", bekräftigt Walz. Zustimmung erhält Martin Walz von der Grünen-Fraktion. Deren Meinung nach soll die Anzahl der Wohneinheiten zwischen 100 und 120 Einheiten liegen und die Gebäude an der Gräfenberger Straße sollen nicht zu hoch werden. "Ursprünglich waren Erdgeschoss, erstes Obergeschoss und zweites Obergeschoss geplant. Wenn jetzt höher gebaut werden sollte, gibt das zusätzliche Probleme mit Verschattung und Lärm. Hier werden wir im Sinne der schon in Neunkirchen wohnenden Bürger stimmen", beteuert Fraktionssprecher Holger Kotouc.
Lärmschutz an der Gräfenberger Straße
Eine Lärmschutzwand östlich der Kreisstraße und schallabsorbierende begrünte Fassaden betrachten Bürger als notwendig. Hier meint die Verwaltung, dass die ermittelte Erhöhung des Pegels um 0,2 dB(A) für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sei. Da keine großen fensterlosen Fassaden geplant seien, könne auf eine Begrünung verzichtet werden, was Bürger wie Christoph Reh verwundert. Er wollte vor drei Jahren selbst eine Lärmschutzwand bauen. Die Gemeinde genehmigte mit der Vorgabe, diese Wand lärmabsorbierend und begrünt zu bauen, was die Kosten enorm in die Höhe getrieben hätte und aufgrund des Anbauverbots vom Landratsamt ohnehin nicht genehmigt wurde. Die Grünen jedenfalls möchten günstigen Wohnraum schaffen, aber nicht auf Kosten der schon hier lebenden Bürger. Karl Germeroth erwartet: "Es wird sicher nach Fertigstellung entsprechend mehr Ziel- und Quellverkehr sein. Das sind überwiegend Stoßzeiten am Morgen und gegebenenfalls am Abend. Damit müssen in Neunkirchen viele Bewohner leben und in vielen Straßen ist die Lärmbelästigung höher als in der Gräfenberger Straße und Kleinsendelbacher Straße." Germeroth nennt den gesamten Innerort, die Erleinhofer Straße, die Forchheimer Straße, die Friedhofstraße, den Henkersteg und einige mehr, auch in Siedlungsgebieten und den Ortsteilen wie Rosenbach und Ermreuth als Beispiel. Trotzdem bekräftigt Germeroth: "Die Anliegen der Anwohner sind ernst zu nehmen. Veränderungen erzeugen Widerstand. So ist das auch hier. Doch ein neues Wohnquartier in Neunkirchen am Brand ist immer einer großen Industriebrache vorzuziehen. Für Neunkirchen wird es höchste Zeit, dass sich ein Investor gefunden hat und eine Bebauung nun stattfindet."