Im Gasthof Linsner in Wachenroth genießen seit Anfang Februar junge Männer aus Syrien Asyl. Sie danken Deutschland und ihrem Herbergsvater für die freundliche Aufnahme.
Die Situation in ihrem Heimatland Syrien ist täglich Thema in den Medien. Immer mehr Syrer wollen dem dort tobenden Bürgerkrieg entfliehen und sehen keinen anderen Ausweg. Einige verschlägt es dabei nach Deutschland. Zehn leben seit Anfang Februar im Gasthof Linsner in Wachenroth.
Gastronom Georg Linsner, der sein Drei-Sterne-Haus mit 35 Zimmern Ende Januar an den Hotelier Carlos Castillo verkauft hat und für eine Übergangsphase noch mitmischt, vermeidet den Begriff Asylbewerber. Für Linsner sind die Syrer Gäste, "junge, korrekte und sehr gebildete Leute". Auch der neue Eigner Castillo ist überaus zufrieden mit seinen neuen Gästen aus Damaskus, die nach eigenen Aussagen ihre guten Jobs und ihre Heimat vorübergehend aufgegeben haben, um in einem sicheren Land zu leben.
Castillo, der im Raum Nürnberg schon ein Hotel betreibt, wird das Haus in Wachenroth weiterführen.
Er arbeitet derzeit an einem neuen Konzept für den Bereich Gastronomie. Die Regierung habe bei ihm schon mehrmals angefragt, ob er nicht Asylbewerber unterbringen könne, verrät der Spanier unserer Zeitung. Weil er in das Haus in Wachenroth investieren will, kommen ihm die Syrer nicht ungelegen, räumt er offen ein. Zudem seien sie ebenso angenehme Gäste wie die aus Dänemark oder den Niederlanden, die er ebenfalls beherbergt.
Die Asylbewerberbetreuer am Landratsamt sind froh, mit dem Gasthof in Wachenroth wieder eine dezentrale Unterkunft gefunden zu haben, auch wenn es nur vorübergehend sein soll. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung trägt der Freistaat.
Gasthof Linsner mit Vorbildcharakter Landrat Eberhard Irlinger (SPD) freut sich, "dass es im Landkreis Erlangen-Höchstadt Menschen gibt, die Wohnraum zur Verfügung stellen". Der Gasthof Linsner habe
für ihn Vorbildcharakter. Das Landratsamt suche ständig nach Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber. Laut Pressesprecherin Hannah Reuter müsse der Kreis seine Quoten erfüllen und jede Woche zehn neue Flüchtlinge aufnehmen.
Dass im Zentrum von Wachenroth jetzt zehn Syrer leben, ist im Ort natürlich nicht unbemerkt geblieben. "Es gibt in der Bevölkerung schon Leute, die verunsichert sind", hat Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU) bereits festgestellt. Er möchte aber ebenso wie die beiden Gastronomen Bedenken und Vorbehalte gegen die syrischen Kriegsflüchtlinge erst gar nicht aufkommen lassen. Gleitsmann wünscht sich, dass die neuen Wachenrother Mitbürger gut aufgenommen werden.
Das wünschen sich auch die Flüchtlinge. Sie möchten sich bei Deutschland und Carlos Castillo für die freundliche Aufnahme bedanken und scheuen auch nicht den Kontakt zur Bevölkerung.
Einige wurden bereits im Gottesdienst in der katholischen Kirche gesichtet.
Sie wollen Deutsch lernen Über unterschiedliche Routen und Stationen geflohen, sind die Syrer im Aufnahmelager Zirndorf gelandet. Von dort wurden sie dem Landkreis Erlangen-Höchstadt zugewiesen und in Wachenroth untergebracht. Wie lange sie hier bleiben werden, steht noch in den Sternen. Forderungen stellen sie keine, aber Wünsche haben sie schon.
So würden die Flüchtlinge gerne die deutsche Sprache lernen und sich darüber freuen, wenn ihnen dabei jemand helfen könnte. Übers Internet haben einige bereits begonnen, sich mit Deutsch auseinanderzusetzen. Auch in die deutsche Kultur würden sie gerne Einblick bekommen. Bisher schlagen sie sich mit Englisch durch.
Ihr zweiter Wunsch ist Mobilität.
Günstigere Fahrkarten für den Bus - um beispielsweise nach Erlangen zu kommen - würden ihnen schon viel helfen. Für Menschen ohne Auto liegt Wachenroth doch schon etwas abseits.
Um die Zeit nicht sinnlos totschlagen zu müssen, würden sie gerne auch arbeiten. Doch das lässt der Gesetzgeber nicht zu. Gastronom Georg Linsner, der künftig verstärkt in anderen Branchen aktiv sein will, könnte einige von ihnen sofort einstellen und ganz offiziell anmelden.
Wert legt Linsner auf die Feststellung, dass auch unter dem neuen Eigentümer des Gasthofs der gut ausgebuchte Beherbergungsbetrieb weiter läuft. Befürchtungen in der Bevölkerung, aus dem Drei-Sterne-Hotel würde jetzt ein Asylantenheim, seien völlig unbegründet.