Was hilft der Berufsausbildung?

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Ministerin Anja Karliczek (links) informierte sich bei der ProLeiT AG über Möglichkeiten, die berufliche Ausbildung zu fördern.Petra Malbrich
Ministerin  Anja Karliczek (links) informierte sich bei der ProLeiT AG über Möglichkeiten, die berufliche Ausbildung zu fördern.Petra Malbrich

Das einzigartige duale Ausbildungssystem Deutschlands wird weltweit bewundert. Nur im eigenen Land scheint es an Attraktivität eingebüßt zu haben.

Die ganze Welt schaut auf Deutschlands einzigartiges duales Ausbildungssystem. "Wir sollten dieses System stolz ganz hochhalten, denn es macht uns für den schnellen Wandel stark", bekräftigte Anja Karliczek (CDU), die Bundesministerin für Bildung und Forschung, bei ihrem Besuch bei der Firma ProLeiT AG in Herzogenaurach. Die Firma entwickelt Automatisierungslösungen und Prozessleitsysteme und die Bundesministerin durfte sich unter Begleitung von Firmenmitgründer Wolfgang Ebster gleich praktisch von der Arbeit überzeugen lassen.

Von den Azubis ließ sich Bundesministerin Karliczek erklären, warum sie sich für den Beruf entschieden haben.Denn auch wenn die ganze Welt auf Deutschland schaut, so scheinen die deutschen Bürger doch einen anderen Blick zu haben. Nicht auf die Ausbildung gerichtet, sondern aufs Studium. Das muss und soll wieder anders werden, sind sich Wirtschaftsverbände und Unternehmen einig.

Um sich einen Überblick über die Probleme, den Ist-Zustand und Vorschläge für eine Änderung zu sammeln, waren auch Vertreter des Handwerks, der Handwerkskammer und der Berufsschulen am runden Tisch dabei.

Attraktivität steigern

Für die Förderung der Attraktivität des dualen Ausbildungssystem, aber auch, um Mitarbeiter besser weiterzubilden, beispielsweise mit einer Art Meisterbafög, und um für Handwerksbetriebe geeignete Nachfolger zu finden, hatte Bundesministerin Karliczek Ideen dabei. Es gehe dabei nicht darum, etwas Großes zu machen, sondern alle Stellschrauben im Blick zu haben.

Die Fachkräfte sind das Thema, über das derzeit in den Firmen am meisten diskutiert wird, meinte der Bundestagsabgeordnete Stefan Müller (CSU). Facharbeiter sind derzeit Mangelware. Eine Imagekampagne soll helfen, das zu ändern. Fest steht: Die duale Ausbildung soll wieder einen größeren Stellenwert erhalten. "Zu viele denken, nur Abitur und Studium bedeutet Menschwerdung", beschreibt Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die Sichtweise der Menschen. "Das heißt, wir müssen bei den Eltern dicke Bretter bohren."

"Auch bei den Lehrern und Berufsberatern", fügte Bundesministerin Karliczek hinzu. Es müsse klar sein, dass man in beiden Wegen aufsteigen und Geld verdienen kann. "Es ist doch verrückt, wenn der Mensch erst beim Hochschulstudium beginnt", meinte Karliczek.

Überall fehlen Azubis

Die momentane Situation auf dem Arbeitsmarkt unterstreicht diese Aussage. Nicht nur in der Verwaltung des Landratsamts fehlen Auszubildende, selbst große Firmen wie die Schäffler AG konnten nicht alle Plätze besetzen. Teils wurden sogar die Anforderungen an die Bewerber zurückgeschraubt.

"Das bedeutet dann mehr Aufwand in der Ausbildung", sagt Eva Baier von der Martin Bauer Group. Zudem hätten viele Eltern eine falsche Vorstellung vom Beruf. Mit dem Bild von vor 20 Jahren sei das nicht mehr gleichzusetzen, sagte Karliczek. Aufgrund der geänderten Berufsbilder investiert Schäffler viel in Eigeninitiative. Die Ausbildungsordnungen seien zum Teil veraltet. Auch würden Berufe des dualen Systems verdrängt werden, beschreibt Roland Topinka, Leiter der staatlichen Berufsschule Erlangen eine andere Entwicklung. So würde derzeit der Beruf Industriekaufmann durch den Bachelor ersetzt. Eine Kostenfrage sei dies, was Jutta Rost von Schäffler bestätigte. Große Firmen würden sich so die Ausbildungskosten sparen.

Mehr Mobilität gewünscht

Die Ministerin appellierte hier an das Verantwortungsgefühl der großen Firmen. Andererseits warf Topinka die Frage auf, ob man sich 320 Berufe auf Dauer leisten könne. Bei diesen Berufen handele es sich um die Erstausbildung. Denn auch bei den Berufsschullehrern könne es zu Engpässen kommen, wie Thomas Schock, stellvertretender Schulleiter der Berufsschule Herzogenaurach aufzeigte.

Auch das Thema Mobilität in Form von Azubiwohnheimen ähnlich der Studentenwohnheime kam zur Sprache. Karliczek hält es jedoch für sinnvoller, das nicht über die staatliche Schiene zu lösen. Wenn junge Leute umziehen, gehöre eine gewisse Sozialisierung dazu. Hilfestellung könnten hier Sozialverbände geben, damit diese jungen Azubis in Familien leben.

Auch die Forderung des Koalitionspartners SPD verschwieg die Bundesministerin nicht. Dieser fordern eine Mindestauszubildendenvergütung. 500 bis 600 Euro wäre der verschmerzbare Bereich. Abgesehen davon, dass auch die Firmen aktiv für das duale System werben und gezielt auf Messen und in den Schulen werben, sollten auch die Gymnasien nicht nur auf das Studium fixiert sein. Auch ein verpflichtendes Praktikum regte die Bundesministerin an.