Nach dem Rücktritt des kompletten Präsidiums zeichnen sich für den ehemals größten Sportverein Höchstadts wieder Perspektiven ab. Eine neue Führungsmannschaft will den TSV zu alten Erfolgen führen.
Es fehlte nicht mehr viel, dann hätte der einst ruhmreiche TSV Höchstadt aufgelöst werden müssen. Im August vergangenen Jahres hatten Präsident Achim Hirsch und seine Mitstreiter Lorenz Niklas (Vorstand Finanzen) und Thomas Beier (Vorstand Sport) ihren Rücktritt angekündigt. Monatelang war nicht klar, ob und wie es mit dem TSV Höchstadt weitergeht. Im Januar erklärte sich der langjährige TSVler Werner Soßna bereit, Verantwortung zu übernehmen. Am Dienstagabend wurde er nun einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt.
Die Hauptversammlung im alten TSV-Sportheim war überraschend gut besucht. 69 Mitglieder wollten wissen, wie es weiter geht. Sie schenkten einmütig dem neuen Präsidium ihr Vertrauen. Neben Werner Soßna erklärte sich Axel Geier bereit, den Bereich Finanzen zu übernehmen. Peter Jeromin will sich mit großem Engagement um den Sport kümmern.
Bürgermeister Gerald Brehm (JL), der als Wahlleiter in wenigen Minuten seine Arbeit erledigt hatte, fiel "ein großer Stein vom Herzen". Der Worst Case wäre die Auflösung des Vereins gewesen, sagte Brehm. Jetzt habe man ein "hervorragendes Fundament und eine Lösung für die nächsten Jahrzehnte". Dem TSV empfahl der Bürgermeister, nicht zurück, sondern nach vorne zu schauen.
Das will auch der neue Präsident Werner Soßna: "Abwärts ist es lang genug gegangen, jetzt soll es wieder aufwärts gehen." Soßna meldete sich erst einmal für drei Wochen nach Australien ab, um sich dann daran zu machen, den TSV Höchstadt langfristig wieder auf 1000 Mitglieder zu bringen.
Nur noch 525 Mitglieder Davon ist der Verein derzeit weit entfernt. Von ehemals deutlich über 1000 sank die Mitgliederzahl auf 698 Anfang 2012 und ging weiter zurück auf aktuell 525. Von den über zehn Abteilungen in dem einst breit aufgestellten Verein sind nicht mehr viele übrig geblieben. Die Volleyballer kehrten dem TSV schon vor Jahren den Rücken und schlossen sich dem Tennisclub an. Die Basketballabteilung wechselte zum Höchstadter Eishockeyclub. Die Leichtathleten gründeten zu Beginn dieses Jahres einen eigenen Verein, die Triathleten gehen künftig für den Eis- und Schwimmsportclub Höchstadt an den Start.
Das traurigste Bild gibt mit den Fußballern die lange Jahre den Verein dominierende Abteilung ab. Der scheidende Sport-Vorstand Thomas Beier musste den Mitgliedern berichten, dass nur noch eine einzige Fußballmannschaft am Spielbetrieb teilnimmt und die steht auf dem letzten Platz in der Kreisklasse 1. Nachwuchsmannschaften gibt es beim TSV Höchstadt keine mehr. Es mangelt an interessierten jungen Fußballern ebenso wie an Trainern, Betreuern und Helfern, klagt Beier.
Größte und aktivste Abteilung sind die Turner unter Maria Neudörfer mit knapp 200 Mitgliedern. Vom Kinderturnen über Aerobic bis zur Seniorengymnastik gibt es ein breites Angebot. Bei Festivitäten sei immer auf die Damen der Turnabteilung verlass, lobte der abgetretene Präsident Achim Hirsch.
Weiterhin sind im Verein die Abteilungen Laufen (24 Mitglieder) und Tanzen (33) aktiv, ein Rest von 17 Triathleten, die Herzsportgruppe und natürlich die Kickboxer vom neuen Präsidenten Werner Soßna. Der engagiert sich als Kickbox-Funktionär nicht nur auf Landes- und Bundesebene, sondern ist auch Vizepräsident im Weltverband der Kickboxer.
Soßna und seine künftigen Mitstreiter sind zuversichtlich, den TSV Höchstadt wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Eine Hauptursache für die augenblickliche Situation sieht die neue Führung im Fehlen des bereits beschlossenen Vereinsheimes am neuen Sportgelände Am Sportpark. Das soll sich aber möglichst schnell ändern, teilte Achim Hirsch mit. Die Pläne, die Architekt und TSV-Verwaltungsrat Fritz Wiesneth ohne Honorar erstellt hat, sollen umgesetzt werden, sobald der BLSV grünes Licht gibt.
Langfristig Fusion mit dem ASV Die Gesamtkosten für das Sportheim, einschließlich Außenanlagen um die beiden Fußballfelder, sind auf 846.000 Euro veranschlagt. Für den scheidenden Finanz-Vorstand Niklas, der als neues Mitglied im Aufsichtsrat den Bau begleiten will, kein Problem, ist der Verein doch praktisch schuldenfrei.
Die drei Neuen an der Spitze des TSV sprühen vor Elan und Ideen. Eine ist langfristig die Fusion mit dem ASV Höchstadt. "Ein Höchstadt - ein Verein" ist ihr Slogan Richtung ASV.