"Ich war da einmal zu Besuch", berichtet Mareike. Und schon da hat sie ihre Liebe zu dieser Metropole entdeckt. "Das ist die Hauptstadt des Jazz. Einen besseren Ort gibt es auf der Welt nicht", schwärmt sie. Und: "Ich wollte da unbedingt hin". Freilich hat auch das geklappt, wie vieles (oder gar alles?), was sich die junge Frau in ihrem Leben vorgenommen hat. Ihr Mannheimer Professor Michael Küttner (den sie dieses Semester an der Musikhochschule Köln vertritt) hat sie unterstützt und Mareike erhielt ein DAAD-Stipendium (Deutsch Akademischer Austauschdienst, finanziert von Bundesmitteln und der EU) auf zwei Jahre. Das war 2012.
In New York hat sie dann ihren Master gemacht, den sie in Mannheim wiederholte, nach dem Motto "wenn schon, denn schon", wie sie augenzwinkernd berichtet. Zurück in Big Apple hat sie ein Künstlervisum bekommen, als Voraussetzung, arbeiten zu dürfen. So lebte und liebte sie bis zum Herbst 2018 in New York. Für immer zu bleiben, sei aber nicht beabsichtigt gewesen, sagt sie. Ihr Freund, denn sie kennengelernt hatte, blieb dort.
Jetzt lebt Mareike Wiening in Köln, besucht regelmäßig ihre Eltern in Herzogenaurach. Auch wenn sie in Nürnberg ist. Denn dort ist die junge Frau an der Musikschule Schlagzeuglehrerin. In Nürnberg leben wollte sie nicht, "da wäre mir die Decke auf den Kopf gefallen", lacht sie. Es sei schon ein krasser Unterschied zwischen New York und Nürnberg.
Und was ist an Köln besser? "Köln ist eine der beiden Zentren des Jazz in Deutschland, neben Berlin". Das habe sie gereizt, das Bundesjugendjazzorchester hat unweit in Bonn seinen Sitz, der WDR ist in Köln, "und in drei Stunden bin ich in Paris". Dort hat sie eine Band, die mit den Musikern aus vier Ländern. Nach Berlin wollte sie auf keinen Fall. "In New York saß ich zwei Stunden am Tag in der Subway", berichtet sie. "Das wollte ich nicht mehr".
Am Freitag kamen die Musiker ihrer New Yorker Band (Mareike: "Mein großes Projekt für 2019 und 2020") in Deutschland an. Jetzt geht's mit dem Tourbus auf die Reise. Der vierte Auftritt führt sie am Montag bereits nach Nürnberg, rund vierzig weitere in fünf Ländern folgen. Sie bleibt rastlos, stets unterwegs, dauernd in Bewegung. Woher nimmt sie nur die ganze Kraft? "Ich muss ja irgendwie meine Energie loswerden", lacht sie. Energie, die sie in den USA täglich brauchte, "New York ist unfassbar anstrengend", sagt Mareike. Deutschland hingegen sei ruhig, "da schaff ich doppelt so viel."
Und wie ist es mit ihrem "früheren" Leben? Ihre Familie ist ihr sehr wichtig, und Norwegen. "Ich bin jeden Sommer dort." Und Florent, der junge Franzose? Den hat sie nicht vergessen. Nach über zehn Jahren hat sie ihn jüngst in Paris wieder getroffen.
Termin Das Mareike Wiening Quintett gastiert am Montag, 7. Oktober, um 20 Uhr in der Tafelhalle Nürnberg. Präsentiert wird das Album "Metropolis Paradise", das die Band im berühmten Brooklyner Studio "Systems two" eingespielt hat.
Band Namhafte Persönlichkeiten aus der Jazz-Community. Die handverlesenen Mitstreiter sind sonst im Maria Schneider Orchestra oder beim Saxofonisten Ravi Coltrane kreativ.
Namen Rich Perry (USA): Tenor Saxophon, Glenn Zaleski (USA): Klavier, Alex Goodman (Kanada): Gitarre, Johannes Felscher (Deutschland): Kontrabass, Mareike Wiening (Deutschland): Schlagzeug