Verkehrsexperte Nürnberger geht in den Ruhestand

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Siegfried Nürnberger (links) war mit Kindern, die er für den Straßenverkehr fit machte, in seinem Element. Foto: Evi Seeger
Siegfried Nürnberger (links) war mit Kindern, die er für den Straßenverkehr fit machte, in seinem Element. Foto: Evi Seeger
Das Abholzen des Schilderwaldes war eine von Nürnbergers Lieblingsbeschäftigungen. Foto: Evi Seeger
Das Abholzen des Schilderwaldes war eine von Nürnbergers Lieblingsbeschäftigungen. Foto: Evi Seeger
 
Zum Abschied von Siggi Nürnberger (rechts) spielten die Kollegen auf. Foto: Andreas Dorsch
Zum Abschied von Siggi Nürnberger (rechts) spielten die Kollegen auf. Foto: Andreas Dorsch
 

Siegfried Nürnberger geht in den Ruhestand. Der Verkehrsexperte der Höchstadter Polizei hat unzählige junge Menschen an den Straßenverkehr herangeführt. Als Ehrenamtlicher will er weiterhin für Sicherheit auf den Straßen sorgen.

Zum Ausklang seines Berufslebens kann Siegfried Nürnberger noch einmal einen kleinen Triumph verbuchen: Die Stadt Höchstadt muss die Ortsschilder, die sie am Medbacher Kreisel an den Abzweigungen Richtung Etzelskirchen und Höchstadt-Ost hatte aufstellen lassen, wieder zurückversetzen an den Rand der Bebauung.

Verkehrsexperte Nürnberger hatte der Stadtverwaltung und dem Verkehrsausschuss von Anfang an davon abgeraten, das Stadtgebiet verkehrsrechtlich bis zum Medbacher Kreisel auszudehnen. Der Autofahrer habe kein Verständnis dafür, auf einer gut ausgebauten Straße nur 50 fahren zu dürfen, wo noch weit und breit keine Bebauung zu sehen ist, argumentierte Nürnberger und bekam jetzt Unterstützung vom Landratsamt. Dieses forderte die Stadt auf, die Schilder wieder zurückzusetzen.

Am Freitag endete Nürnbergers Dienstzeit bei der Polizei, was in einem größeren Kreis gefeiert wurde.
Die Bürgermeister aus dem Bereich der Polizeidienststelle Höchstadt waren ebenso gekommen wie Vertreter von Schulen und Geldinstituten. Mit ihnen allen hat Nürnberger über Jahre zusammengearbeitet.

Nach vier Jahren Bundeswehr wechselte Nürnberger 1978 zur Polizei. Nach Stationen in Nürnberg, Röthenbach an der Pegnitz und Erlangen ließ sich Nürnberger der Liebe wegen nach Höchstadt versetzen. Schon bald entdeckte er seine Leidenschaft für Verkehrserziehung und Verkehrspädagogik und stieg nach einer entsprechenden Qualifikation 1991 in die Jugendverkehrsschule ein.

Alles, was mit Verkehr zu tun hat

"Siegfried Nürnberger kümmert sich um alles, was im Bereich der Polizeiinspektion Höchstadt mit Verkehr zu tun hat", stellt Höchstadts Dienststellenleiter Jürgen Schmeißer fest. Das beginnt schon bei den Kindergartenkindern, mit denen er zum Verkehrs- und Schulwegtraining ausrückt.

Genau gezählt hat er sie nicht, aber es sind wohl Tausende von Kindern gewesen, die Nürnberger nach eigener Schätzung an den Straßenverkehr herangeführt hat. In den Kindergärten von Vestenbergsgreuth bis Röttenbach haben die Sprösslinge ihren Siggi kennen gelernt und ihn wieder getroffen, als er mit ihnen das sichere Verhalten am und im Schulbus übte. In den vierten Klassen stand dann die Fahrradausbildung in der Jugendverkehrsschule in Lonnerstadt auf dem Stundenplan.

Aufklärung über Alkohol und Drogen

Verkehrsunterricht gab Nürnberger auch in den neunten Klassen. Hier ging es um die Mofa-Ausbildung, Alkohol und Drogen. Nicht ganz ohne Stolz stellt Nürnberger fest, "dass so gut wie keine Kinder, die in der Jugendverkehrsschule ausgebildet wurden und die Fahrradprüfung bestanden haben, schuldhaft in einen Unfall verwickelt wurden". Für die Kinder galt es bei Nürnberger, die erlernte Theorie in die Praxis umzusetzen.

Sorgen bereiten Nürnberger "immer mehr Kinder, die auch in der vierten Klasse noch nicht Radfahren können". Hier appelliert er an die Eltern, sich mehr zu kümmern.

Als Mitarbeiter Verkehr der Höchstadter Polizeiinspektion musste er sich aber auch mit Erwachsenen auseinandersetzen. Er beriet Gemeinden und Bürger bei Verkehrsproblemen, erarbeitete Radweg-Konzepte und suchte in Streitfragen nach Kompromissen.

Nicht immer einer Meinung

Siegfried Nürnberger hat auch Fälle in Erinnerung, in denen die Kommunalpolitiker nicht der Meinung des Verkehrsexperten gefolgt sind. So hat er immer noch kein Verständnis für die Einbahnstraßenregelung vor dem Kindergarten in der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Höchstadt oder für die Zone-30-Regel in Süd, in der aber nicht überall Rechts-vor-Links gilt.

Davon, dass Schwellen auf Fahrbahnen auch die Lärmbelästigung erhöhen, mussten beispielsweise die Bürger im Adelsdorfer Ortsteil Lauf erst in der Praxis überzeugt werden, ehe sie dem Rat des Polizeibeamten folgten.
Erfahrung, Sachverstand und Rechtskenntnis hätten ihn zu einem Verkehrsexperten gemacht, sagte Dienststellenleiter Schmeißer in der Feierstunde und beschrieb ihn als "alten Hasen, der weiß, wie es geht und der jede Verkehrs-Nuss knackt".

Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) erinnerte auch an Nürnbergers ehrenamtliches Engagement, in dem er im Ruhestand nicht nachlassen will. Seit über 20 Jahren ist er Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Höchstadt, bildet Schülerlotsen, Schulweghelfer und Schulbusbegleiter aus und betreut sie auch. "Bürgermeister und Verwaltungen werden mich nicht los", sagte er zum Abschied, den ihm seine Kollegen mit zwei schmissigen Liedern versüßten.