"Zufriedenheit Simmersdorf" feierte am Wochenende 60-jähriges Bestehen.
"Hellseher" wurden einst ein wenig spöttisch besonders schlaue Bauern genannt. Jedenfalls geht es so aus den Worten hervor, die Martin Lottes, der unvergessene Chronist des Reichen Ebrachgrundes aufgeschrieben hat.
"Hellseherverein" war der erste Name als am 18. Februar 1958 in Simmersdorf ein "Fasenachts- und Gaudiverein" ins Leben gerufen wurde. Schon bald wurde er in Anlehnung an einen Vorgängerverein in "Zufriedenheit" umgetauft. Den Zustand der Zufriedenheit beschreibt auch ein Gedicht, das im Verein immer weitergereicht wurde, dessen Ursprung aber nicht mehr nachzuweisen ist.
"Spiel- und Unterhaltungsverein"
Am Wochenende feierte die "Zufriedenheit Simmersdorf" 60-jähriges Bestehen. Die eigentliche Geschichte geht jedoch bis ins Jahr 1898 zurück. Damals wurde in Simmersdorf ein "Spiel- und Unterhaltungsverein" ins Leben gerufen, ist in der Chronik nachzulesen. Vereinslokal war die einstige Gaststätte an der neu eröffneten Bahnstrecke nach Schlüsselfeld. In der Anfangszeit sollen in der Bahngaststätte viele Theater- und Unterhaltungsabende stattgefunden haben. Als dem Wirt die Schankerlaubnis entzogen wurde, hielt der junge Verein seine Abende in der Gaststätte Dingfelder in Mühlhausen, Bamberger Straße ab. Nach dem Ersten Weltkrieg schlief der Verein dann ein.
Bis zu jenem Fastnachtstreiben 1958, bei dem namhafte Ebrachgründer - so die gebürtige Horbacherin Gretel Hawel, Martin Lottes, Maria und Paul Brodmerkel wohl sehr aktiv waren. Am Abend wurde in der Simmersdorfer Gastwirtschaft Klaus weiter gefeiert. Dort wurde auch das beim Fastnachtstreiben gesammelte oder gespendete Geld - der "Zechgrundstock" betrug immerhin 55 D-Mark - auf den Kopf gehauen. Wie in der Lottes-Chronik nachzulesen, war der Fastnachtsabend noch nicht zu Ende und der Verein war gegründet.
Vielfältige Aktivitäten
In der Folgezeit veranstaltete der Verein Schafkopfrennen, Schlachtschüsseln, Faschingsfeiern, Ausflüge. Man pflegte - wie heute noch - einfach die Geselligkeit im Dorf. Später wurden Johannisfeuer abgebrannt, Weihnachtsessen und Grillfeste gehalten.
"Jetzt müssen die Jungen ran", sagten sich die alteingesessenen Simmersdorfer und legten die Vereinsführung vor einigen Jahren dem Nachwuchs in die Hände.
Die jungen Leute sehen sich in der Tradition, so dass der Verein auch weiterhin bestehen wird. Jürgen Hölzer, Vorsitzender wie zuvor schon sein Vater, und Stellvertreter Rainer Popp stachen am Freitag im Zelt am Anger das erste Fass - Freibier - an. Am Sonntagnachmittag präsentierten die Bulldogfreunde Mühlhausen ihre historischen Landmaschinen. Am Sonntagmorgen traf man sich im Zelt zum Gottesdienst mit Lektorin Andrea Herbert. Und dabei gab es eine Premiere: Das alte Gedicht "Zufriedenheit" konnte zum ersten Mal von der Gemeinde gesungen werden. Bislang ohne eine Melodie, hat Lorenz Polifke, ein junger Simmersdorfer das Gedicht vertont. Die erste Strophe beginnt mit den Worten "Zufriedenheit ist mein Vergnügen". Wer möchte da widersprechen.
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1493 Bieranstich durch Vorsitzenden Jürgen Hölzer (links) und Stellvertreter Rainer Popp ( rechts)
1505 Hans Kolm (rechts) und Justus Hölzer, einstiger Vereinsvorsitzender (links), rufen in Bildern und Chronik Erinnerungen wach