Stipendium für Höchstadter Ritter-von-Spix-Schülerin

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Zainab Al Haj Rasul und Schulleiter Michael Ulbrich freuen sich über das Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern". Foto: Franziska Rieger
Zainab Al Haj Rasul und Schulleiter Michael Ulbrich freuen sich über das Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern". Foto: Franziska Rieger

Als einzige Schülerin einer Mittelschule hat Zainab Al Haj Rasul ein Stipendium erhalten, das sonst nur Schülern auf dem Weg zum Abitur vorbehalten ist. Doch genau da möchte die 17-Jährige hin, die die Ritter-von-Spix-Schule besucht.

Nein, aufgeregt war die Spix-Schülerin Zainab Al Haj Rasul nicht, als sie am Donnerstag in München von Kultusminister Michael Piazolo die Urkunde für ihr Stipendium erhalten hat. Aber sehr stolz: "Ich habe mich gefreut, weil ich es als einzige von einer Mittelschule geschafft habe. Ich konnte den Namen der Schule hochhalten", sagt die 17-Jährige.

Dass sich Zainab überhaupt für das Stipendium beworben hat, war ihrer eigenen Initiative zu verdanken. Denn mit dem Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern" (TiL) sollen Schüler unterstützt werden, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft besondere Hürden auf dem Weg zum Abitur überwinden müssen. Mittelschulen fallen daher eher selten in die Auswahl des Programms.

Zainab besucht an der Ritter-von-Spix-Schule die V1, die erste von zwei Vorbereitungsklassen auf dem Weg zum Realschulabschluss.

Ziel ist das Abitur

Doch danach soll noch lange nicht Schluss sein: Zainab möchte ihr Abitur auf einer Fachoberschule nachholen und dann studieren - am liebsten Hochbauingenieurwesen. "Mathematik ist mein Lieblingsfach", sagt sie. Vor vier Jahren ist Zainab aus dem Irak über die Balkanroute nach Deutschland geflüchtet und lebt nun mit ihrer Familie in Röttenbach.

Voraussetzungen für das Stipendienprogramm sind gute Noten in den Hauptfächern, ein guter Notendurchschnitt, außerschulische Ambitionen für Musik, Sport, Kunst oder Naturwissenschaften sowie soziales und gesellschaftliches Engagement. So ist Zainab sportlich aktiv, spielt in einer Damenmannschaft in Erlangen Fußball.

Zuerst habe sie sich nicht getraut, sich zu bewerben, erzählt Zainab. "Meine Eltern haben immer gesagt, dass ich es probieren soll. Sie haben mich immer unterstützt." Im Sommer 2018 hat sie dann die benötigten Unterlagen eingereicht. Hilfe bekam sie dabei von ihrem Schülercoach und ihrem Lehrer, der einen Bericht über sie verfassen musste. Außerdem musste Zainab einen Lebenslauf sowie Zeugnisse einreichen.

Von 300 Bewerbern wurden 50 ausgewählt. Im Oktober haben sich die Stipendiaten das erste Mal getroffen. Alle würden aus verschiedenen Ländern kommen: Neue Kulturen, neue Länder und Leute kennenlernen - Dinge, die Zainab interessieren. "Es geht mir nicht nur um das Geld, sondern auch darum, Kontakte zu anderen zu knüpfen", sagt die 17-Jährige.

Bis zum Erreichen des Abiturs wird Zainab nun gefördert, bekommt monatlich eine finanzielle Förderung für Bildungsausgaben, Zuschüsse für Klassenfahrten oder Förderunterricht und ein vielfältiges Seminar- und Workshopangebot. Jede Anschaffung muss die Schülerin genau in einem Schreiben begründen.

Schulleiter Michael Ulbrich möchte auch in Zukunft seine Schüler für das Stipendienprogramm begeistern. "Uns fallen sofort zwei bis drei Schüler ein, die sich nächstes Jahr bewerben könnten", sagt Ulbrich. Schließlich sollen Mittelschulen genauso gleichwertig behandelt werden wie alle anderen Schularten.

So sei es auch auf einer Mittelschule möglich, weiterführende Abschlüsse wie das Abitur zu absolvieren. "Jedes Kind an einer Mittelschule muss die gleichen Chancen haben wie an einem Gymnasium", sagt er.

Das Programm "Talent im Land - Bayern"

Stipendium Das Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern - Schülerstipendien für Bildungschancen" (TiL) des Bayerischen Kultusministeriums und der Robert Bosch Stiftung GmbH unterstützt in Bayern seit 2005 junge Talente mit einem ganzheitlichen Konzept.

Soziale Herkunft Begabte und engagierte Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft - etwa ihrer Migrationsgeschichte - besondere Hürden auf ihrem Weg zum Abitur zu überwinden haben, werden individuell ab der 9. Jahrgangsstufe einer weiterführenden Schule bis zum Erreichen des Abiturs begleitet, gefördert und unterstützt. Seit 2014 steht TiL auch Schülerinnen und Schülern ohne Zuwanderungsgeschichte offen. Das Programm zeichnet Botschafter für gelungene Integration aus - auch um Vorbilder für andere zu schaffen.red