Als einzige Schülerin einer Mittelschule hat Zainab Al Haj Rasul ein Stipendium erhalten, das sonst nur Schülern auf dem Weg zum Abitur vorbehalten ist. Doch genau da möchte die 17-Jährige hin, die die Ritter-von-Spix-Schule besucht.
Nein, aufgeregt war die Spix-Schülerin Zainab Al Haj Rasul nicht, als sie am Donnerstag in München von Kultusminister Michael Piazolo die Urkunde für ihr Stipendium erhalten hat. Aber sehr stolz: "Ich habe mich gefreut, weil ich es als einzige von einer Mittelschule geschafft habe. Ich konnte den Namen der Schule hochhalten", sagt die 17-Jährige.
Dass sich Zainab überhaupt für das Stipendium beworben hat, war ihrer eigenen Initiative zu verdanken. Denn mit dem Stipendienprogramm "Talent im Land - Bayern" (TiL) sollen Schüler unterstützt werden, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft besondere Hürden auf dem Weg zum Abitur überwinden müssen. Mittelschulen fallen daher eher selten in die Auswahl des Programms.
Zainab besucht an der Ritter-von-Spix-Schule die V1, die erste von zwei Vorbereitungsklassen auf dem Weg zum Realschulabschluss.
Ziel ist das Abitur
Doch danach soll noch lange nicht Schluss sein: Zainab möchte ihr Abitur auf einer Fachoberschule nachholen und dann studieren - am liebsten Hochbauingenieurwesen. "Mathematik ist mein Lieblingsfach", sagt sie. Vor vier Jahren ist Zainab aus dem Irak über die Balkanroute nach Deutschland geflüchtet und lebt nun mit ihrer Familie in Röttenbach.
Voraussetzungen für das Stipendienprogramm sind gute Noten in den Hauptfächern, ein guter Notendurchschnitt, außerschulische Ambitionen für Musik, Sport, Kunst oder Naturwissenschaften sowie soziales und gesellschaftliches Engagement. So ist Zainab sportlich aktiv, spielt in einer Damenmannschaft in Erlangen Fußball.
Zuerst habe sie sich nicht getraut, sich zu bewerben, erzählt Zainab. "Meine Eltern haben immer gesagt, dass ich es probieren soll. Sie haben mich immer unterstützt." Im Sommer 2018 hat sie dann die benötigten Unterlagen eingereicht. Hilfe bekam sie dabei von ihrem Schülercoach und ihrem Lehrer, der einen Bericht über sie verfassen musste. Außerdem musste Zainab einen Lebenslauf sowie Zeugnisse einreichen.
Von 300 Bewerbern wurden 50 ausgewählt. Im Oktober haben sich die Stipendiaten das erste Mal getroffen. Alle würden aus verschiedenen Ländern kommen: Neue Kulturen, neue Länder und Leute kennenlernen - Dinge, die Zainab interessieren. "Es geht mir nicht nur um das Geld, sondern auch darum, Kontakte zu anderen zu knüpfen", sagt die 17-Jährige.