Stiko-Mitglied aus Erlangen zur vierten Corona-Impfung: Schutz und Notwendigkeit
Autor: Redaktion
Erlangen, Samstag, 05. Februar 2022
Stiko-Mitglied Prof. Dr. Christian Bogdan aus Erlangen erläutert, welchen Hintergrund die Empfehlung zur vierten Corona-Impfung für bestimmte Menschen hat, welchen Schutz sie bietet und welche Notwendigkeit sie für manche Menschen haben kann.
- Stiko empfiehlt vierte Corona-Impfung für bestimmte Menschen
- Prof. Dr. Christian Bogdan aus Erlangen: Wer offen sein sollte für eine vierte Impfung
- Vierte Impfung derzeit nicht für alle empfohlen
Die vierte Corona-Impfung: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt bestimmten Menschen, sich ein viertes Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Den Booster nach dem Booster sollen vor allem Menschen ab 70 Jahren, Bewohner*innen in Pflegeeinrichtungen und Menschen mit einer Immunschwäche ab fünf Jahren in Betracht ziehen - frühestens drei Monate nach der letzten Auffrischungsimpfung.
Stiko-Mitglied Christian Bogdan aus Erlangen: Wer offen sein sollte für eine vierte Corona-Impfung
Prof. Dr. Christian Bogdan, Institutsdirektor am Mikrobiologischen Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene am Universitätsklinikum Erlangen sowie seit 2007 Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsimmunologie der FAU Erlangen, ist Mitglied der Stiko. In einem Interview erläutert er gegenüber der ZEIT, wer vor einer vierten Impfung nicht zurückschrecken sollte - und wer sich noch Zeit lassen kann.
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Er erklärt, dass vor allem für Menschen ab 70 Jahren eine Empfehlung für eine vierte Auffrischungsimpfung ausgesprochen wurde, weil "mit dem Alter das Ausmaß von Immunantworten auf Infektionen oder Impfungen grundsätzlich abnimmt". Menschen ab 70 Jahren haben demnach ein höheres Risiko, nach einer Impfung gegen das Coronavirus einen entsprechenden Schutz aufzubauen beziehungsweise können sie diesen auch schneller wieder verlieren als jüngere Menschen.
"Das Gleiche gilt für Personen, deren Immunsystem durch Medikamente oder Grunderkrankungen geschwächt ist. Entsprechend gab es während der Delta-Welle Covid-Patienten, die trotz vollständiger Impfung, das heißt Grundimmunisierung plus erste Auffrischimpfung, ins Krankenhaus mussten oder sogar verstarben. Mit der vierten Impfung wollen wir den Älteren und den Menschen mit Immunschwäche einen zusätzlichen Schutz bieten", erklärt das Stiko-Mitglied weiter.
Größerer Impfabstand ist gleich besserer Schutz? Warum trotzdem nach drei Monaten erneut impfen lassen?
Drei Monate nach dem ersten Booster sei laut Bogdan der früheste Zeitpunkt, sich einer vierten Corona-Impfung zu unterziehen. "Immunologisch ist zu bedenken, dass ein größerer Impfabstand eine bessere und auch länger anhaltende Reaktion auf die zweite Boosterimpfung bewirken kann", ergänzt er. Doch, warum dann schon nach drei Monaten ein viertes Mal auffrischen? "Weil der aktuelle Impfstoff nicht auf die Omikron-Variante angepasst ist, sondern ursprünglich gegen den Wildtyp des Virus entwickelt wurde. Mittlerweile braucht man einfach einen höheren Spiegel an Antikörpern, um das mehrfach mutierte Virus zu neutralisieren."
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenAuf die Frage, ob man auch auf einen auf Omikron angepassten Impfstoff warten könne, um sich ein viertes Mal impfen zu lassen, erläutert Bogdan, dass auch die vorhandenen Impfstoffe einen Schutz gegenüber Omikron vermitteln. "Wenn die derzeitige Infektionswelle schnell abebbt, müssen wir unter Berücksichtigung der individuellen Risiken sicherlich nicht alle älteren Menschen schlagartig mit dem bisherigen Impfstoff zum zweiten Mal boostern. In Abhängigkeit vom Infektionsgeschehnis, der Risikokonstellation und der jeweiligen Impfzeitpunkte kann auch eine etwas spätere Boosterimpfung mit einem dann gegebenenfalls angepassten Impfstoff sinnvoll sein."