Stellenabbau bei Siemens: Was passiert in Erlangen und Nürnberg?
Autor: Matthias Litzlfelder
Erlangen, Donnerstag, 07. Mai 2015
Konzernchef Kaeser hat überraschend mitgeteilt, dass an noch mehr Stellen der Rotstift angesetzt wird. In Deutschland sollen weitere 2200 Arbeitsplätze wegfallen. Was das für die fränkischen Standorte bedeutet, weiß niemand so genau.
Die Verunsicherung bei den Mitarbeitern von Siemens wird immer größer. Anfang der Woche sah es noch danach aus, dass in Kürze endgültig feststeht, wo genau und in welcher Größenordnung Arbeitsplätze gestrichen werden. Siemens-Chef Joe Kaeser hatte Anfang Februar von bundesweit 3300 Stellen gesprochen, die er im Zuge des Konzernumbaus bundesweit abbauen wolle.
Inzwischen gab es Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, ein Interessenausgleich wurde verhandelt. Wie sich gestern herausstellte, hat sich die Zahl der wegfallenden Stellen nach diesen Gesprächen reduziert - von 3300 auf 2900.
Energiegeschäft macht Probleme
So weit, so gut, sollte man meinen. Doch zugleich teilte das Unternehmen überraschend mit, dass über die bereits angekündigten Abbaumaßnahmen hinaus weltweit weitere 4500 Arbeitsplätze wegfallen sollen - davon 2200 in Deutschland. Macht zusammen also jetzt 5100 Stellen in Deutschland. Weltweit sind es rund 13.000.
Die Konzernführung begründet diesen Schritt mit den anhaltenden Problemen im Energiegeschäft (hier Abbau von zusätzlich 1600 Stellen) sowie mit der Sanierung ertragsschwacher Abteilungen (600 Stellen).
"Jedes Mal andere Zahlen"
Am Standort Erlangen (rund 24.000 Beschäftigte), wo es vor drei Monaten noch hieß, hier könnten 900 Jobs auf der Kippe stehen, weiß nun niemand mehr, von welchen Zahlen er ausgehen soll. "Ich kann Ihnen für Erlangen keine Zahl nennen, denn jede Zahl, die ich nenne, ist falsch", sagte Bruno Wägner, Betriebsratsvorsitzender im Gerätewerk (Frauenauracher Str.). "Jedes Mal andere Zahlen. Das ist nicht nachvollziehbar." Wägner nennt das Vorgehen der Konzernspitze "Salami-Taktik", spricht von einem unheimlichen Verwirrspiel. In seinem Betrieb mit knapp 4000 Beschäftigten geht er von etwa 50 wegfallenden Stellen aus. Vor allem die IT sei hier betroffen. Wie viele es im Stammhaus (Standort Mitte/9300 Beschäftigte) oder bei der Energiesparte (Standort Süd/7000 Beschäftigte) sein werden, blieb gestern ungewiss.
Dampfturbinen-Service gefährdet
Auch am Standort Nürnberg macht man sich Sorgen. 10.500 Menschen arbeiten hier für Siemens. 570 davon kümmern sich an der Frankenstraße um den Service für Dampfturbinen. Der Bereich hat ein Problem: Was nutzt alle Kompetenz, wenn die Aufträge ausbleiben? Der Markt liegt brach. Und jetzt kommt neue Unruhe auf. "Die einen Personalmaßnahmen sind noch nicht andeutungsweise angegangen, da werden die nächsten schon verkündet", kritisiert Rudi Lutz, 2. Bevollmächtigter der IG Metall in Nürnberg.
Lesen Sie dazu auch einen Kommentar von Matthias Litzlfelder.